Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 117: Amoklauf der Verlorenen

Macabros 117: Amoklauf der Verlorenen

Titel: Macabros 117: Amoklauf der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
von einem Säulenvorsprung löste, auf dem er
offensichtlich die ganze Zeit über zugebracht hatte, ohne von
Macabros – zunächst wahrgenommen zu werden.
    Whiss’ Stimme klang sehr sanft und hatte einen ganz eigenen
Tonfall. Der kleine Kerl aus dem Mikrokosmos schien in diesem
Augenblick der Begegnung zumindest offensichtlich kein Interesse
daran zu haben, ihn mit einer imitierten Stimme aus dem Freundeskreis
zu foppen.
    Macabros sah ihn mit unverhohlenem Erstaunen an.
    Whiss wirkte in dem weiß-goldenen Licht wie verklärt
und vor allem größer als sonst.
    Er war groß wie ein Adler, stand reglos und wie auf einem
unsichtbaren Podest vor Macabros.
    »Wo sind wir hier, Whiss?« fragte Macabros. »Und
wieso – bist du hier?«
    »Ich habe dir bei unserer letzten Begegnung gesagt, daß
ich glaube, vor einer wichtigen Entdeckung zu stehen. Ich habe diese
Entdeckung tatsächlich gemacht. Hier, die Lichtstadt ist es,
hell, leuchtend, unübersehbar – und doch sind Tausende
daran vorbeigegangen und haben sie nicht gesehen. Denn um sie
wahrzunehmen, ist es nötig, das Feuer zu durchschreiten. Du bist
diesen Schritt gegangen. Auch ich habe ihn gemacht. Andere aber sind
vor dem Feuer geflohen, weil der plötzliche, unerklärliche
Ausbruch sie erschreckte.«
    »Was verständlich ist. Feuer – bringt den
Tod…«
    »Nicht dieses Feuer…« Die Sanftheit in Whiss’
Stimme verwirrte ihn.
    »Es ist ein Zeichen. Es soll Feinde zurückweisen. Immer,
wenn einer diese Region betrat, entflammte ein Busch. Das Zeichen
bedeutet zweierlei: Abwehr und Einladung. Wer sich erschrecken
ließ, der lief davon. Wer neugierig wurde, wählte
logischerweise die Seiten links und rechts der Feuerstelle. Dann kam
er zwar hinter die Buschreihen, aber die Lichtstadt blieb seinen
Sinnen verschlossen. Nur wer das Feuer passiert, kommt in die Stadt.
Das ist, als würde man das Tor in eine andere Welt
aufstoßen… Du hast es getan. Deshalb siehst du Dinge, die
anderen verborgen bleiben mußten.«
    »Ich ging kein Risiko ein. Die Flammen konnten mir nichts
anhaben. Feinstoffliche Substanz ist durch Elemente nicht
angreifbar.«
    »Auch mich hat das Feuer nicht angegriffen.«
    Macabros lachte leise. »Du wirst es mit einem Trick
verändert haben… vielleicht hast du die Flammenzungen in
Wasserfontänen oder Nektar umgewandelt.«
    Whiss verfügte über ungeheure Möglichkeiten auf dem
Gebiet der Parakräfte. Er war ein wahrer Riese.
    Telepathie und Telekinese waren das normalste für ihn. Die
Fähigkeit, Materie umzuwandeln und aus einem Stein organischen
Stoff zu machen – das erledigte er nebenbei. Auf einem Kopf
waren elf kleine Noppen, die er nach Bedarf ausfahren konnte, und mit
diesen ›Para-Antennen‹ war es ihm möglich, jene
unsichtbare Kraft überall und jederzeit wirksam werden zu
lassen.
    In das kleine Gesicht gruben sich Unmutsfalten. »Nichts von
alledem… Ich wollte… aber ich hab’s nicht getan.
Feuer, das ohne ersichtlichen Grund ausbricht, ist nichts Normales.
Ein Spuk, werden sich die meisten sagen, laufen entweder davon oder
gehen um den Brandherd herum. Beides ist falsch. Ich habe das
Unterwartete getan – und deshalb gefunden, wovon alle bisher nur
redeten und das keiner genau beschreiben konnte…«
    »Das ›Singende Fahsaals‹!« entrann es
Macabros’ Lippen.
    »Das ›Singende Fahsaals‹«, bestätigte
Whiss und strahlte übers ganze Gesicht.
     
    *
     
    »Wie hast du es gefunden? Wie ist es dir die ganze Zeit
über ergangen? Warum hast du dich nie wieder bei uns gemeldet?
Wir haben dich verzweifelt gesucht, wußten nichts über
dein Schicksal… Du hast dich verändert… Du bist
gewachsen und deine äußere Erscheinung ist anders… du
scheinst ein Teil des Lichts geworden zu sein… Was ist passiert,
Whiss? Und – wie sieht das ›Singende Fahsaals‹
aus?«
    Whiss legte den Kopf in den Nacken. »Soviele Fragen auf
einmal hast du noch nie gestellt. Aber es ist leicht, sie zu
beantworten. Ich bin durch das Land gestreift wie du. Ich entdeckte
einige Hinweise, die mich an diesen Ort führten. Die Geschichte
mit dem brennenden Busch kennst du schon. Übrigens: daß es
sich um ein besonderes Feuer handelt, kannst du leicht
nachprüfen… komm’ mit!«
    Bis zu der fraglichen Stelle waren es nur wenige Schritte.
    Die weiß-goldene Aura wurde dort etwas schwächer. Die
Umrisse der Büsche waren wie ein Schemen, weil er aus einer
anders dimensionierten Welt zurückschaute. In den Buschreihen
gab es keine Lücke.
    »Nach

Weitere Kostenlose Bücher