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Macabros 117: Amoklauf der Verlorenen

Macabros 117: Amoklauf der Verlorenen

Titel: Macabros 117: Amoklauf der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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wirkten grau und unansehnlich, die
Türen des angebauten Schuppens hingen windschief in den
Angeln.
    Das Anwesen machte einen ungepflegten, verwahrlosten Eindruck.
    Es war von einem niedrigen Gatterzaun umgeben. Mitten auf dem Hof
standen zwei Kühe die anschirrt waren. Und von dem Hof weg lief
eine Frau, die eine karierte schmutzige Schürze trug und ein
rotes Kopftuch um ihr strähniges Haar geschlungen hatte.
    Die Frau war verhältnismäßig klein.
    Sie lief vor einem Mann davon, der mit langen Sätzen ihr
folgte.
    Die Frau galoppierte wie ein Hase, und ihre Hilferufe hallten
durch die einsame Landschaft, in der niemand außer Blobb-Blobb
sie hätte hören können.
    »Bleib doch stehen!« rief der Mann und verstärkte
seine Anstrengungen, die Fliehende einzuholen.
    Sie lief nicht auf den Hügel zu, sondern schräg an ihm
vorbei und weiter in die flache Landschaft, in der es außer
einigen Äckern, brachliegende Wiesen und Grundstücken mit
alten Obstbäumen sonst nichts gab.
    Der Boden war karg und braun. Die Straße, die wie ein graues
Band in der zunehmenden Dunkelheit und im aufsteigenden Abendnebel
verschwand, führte in ein kleines Dorf, das einige Kilometer
entfernt lag und nur aus ein paar Häusern, einer winzigen Kirche
und einem Friedhof bestand.
    »Ich denke nicht dran!« Die Stimme der Frau
überschlug sich.
    »Ich tu dir doch nichts.«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Du bist eine Bestie. Du
hast sie umgebracht…«
    Die Frau schluchzte und wischte sich über das verschwitzte,
tränenverschleierte Gesicht. »Sie ist tot – und ich
habe gesehen, wie du sie getötet hast.!«
    Sie schrie es heraus, ohne den Kopf zu wenden.
    Furcht saß in ihrem Herzen und trieb sie zur Eile an.
    Die Bauersfrau Amelie Dupont wollte nicht glauben, was sie gesehen
hatte. Aber sie konnte ihren Augen nicht mißtrauen…
    Vor wenigen Minuten war Jean, ihr Mann, vom Feld
zurückgekommen.
    In dem alten Haus lebten außer dem, Ehepaar dessen Schwester
und Bruder.
    Jean war früher zurückgekommen, als es sonst seine Art
war. Amelie Dupont hörte Geräusche in der Küche, warf
einen Blick aus dem Fenster und sah von weitem den Karren mit den
beiden Kühen den Feldweg entlangrumpeln.
    Ohne Jean!
    Der war schon im Haus, heimlich zurückgekehrt, ohne daß
jemand etwas davon bemerkt hatte.
    Amelie Dupont hatte gleich kein gutes Gefühl.
    Sie schlich durch den Korridor und warf einen Blick durch den
Türspalt. Sie glaubte, ihr Herz würde aussetzen, als sie
sah, was sich ereignete.
    Jean hielt seine Schwester und seinen Bruder fest.
    Mit seinen großen Händen verschloß er ihre
Münder und preßte die Körper an sich.
    Dabei stand Jean Dupont mit dem Gesicht zur Tür, so daß
die Beobachterin jede Einzelheit, die sich in seiner Miene zeigte,
sehen konnte.
    Jean – war ein alter Mann geworden! Aber noch während er
seinen Bruder und seine Schwester festhielt, ging eine gespenstische
und unglaubliche Veränderung mit ihm vor.
    Falten und Runzeln glätteten sich wieder, Kraft kehrte in
seinen Griff zurück, und durch die Berührung wurden die
beiden Menschen unter seinen Händen uralt und kraftlos. Sie
fielen zu Boden, völlig ausgelaugt und ausgesaugt. ’ Amelie
Dupont wollte aufschreien. Woher sie die Kraft nahm, diese
grauenvolle Szene stumm zu verdauen und dann einfach davonzurennen,
wußte sie selbst nicht.
    Es war etwas in ihr Leben getreten, das sie zuvor nicht für
möglich gehalten hatte. Sie war mit namenlosem Grauen
konfrontiert worden.
    Sie rannte aus dem Haus, und Jean merkte es.
    Er heftete sich sofort an ihre Fersen.
    So fand sie nicht mehr die Zeit, zu dem alten Citroen zu laufen,
der neben dem Schuppen parkte.
    Sie floh zu Fuß, auf dem kürzesten Weg vom Haus zur
Straße.
    Der nächste Ort diesseits des Hügels lag etwa vier
Kilometer entfernt. Die nächst größere Stadt,
Silfiac, etwa zwanzig.
    Aber in Merle, einem weniger als hundert Einwohner zählenden
Dorf, konnte sie Hilfe erwarten.
    Sie mußte unter andere Menschen, um zu vergessen, was sie
gesehen und erlebt hatte.
    »Sie sind nicht tot, Amelie!« Jean Duponts Stimme klang
nicht mehr so fest. »Dreh’ dich dich um, Amelie… sie
kommen aus dem Haus… Es war alles ein Irrtum…, deine Sinne
haben dir einen Streich gespielt!«
    Die Bäuerin atmete schnell und flach.
    Halluzinationen hatte sie nie in ihrem Leben gehabt. In einem
Dasein, wie sie es führte, voller Arbeit, Entbehrungen und
Härte, hatten solche überspannten Dinge keinen Platz. Sie
glaubte nur

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