Macabros 117: Amoklauf der Verlorenen
dem Feuer ist der Busch wieder entstanden. Für den
nächsten, der eventuell hierher kommt. Jeder hatte die Chance,
das ›Singende Fahsaals‹ zu finden«, fuhr Whiss ohne
jegliche Überheblichkeit fort. »Ich war durch Zufall der
erste… als ich die Stadt erforschte, merkte ich nicht, wie die
Zeit verging. Einmal konnte ich dir wie ein Geist erscheinen. Aber
ich war noch zu sehr beschäftigt – und vor allem war ich
mir noch nicht ganz sicher, ob ich wirklich gefunden hatte, was du
suchtest…«
»Deshalb die Geheimniskrämerei.«
»Ja, deshalb… Du sprichst mein Äußeres an.
Ich bin so wie immer. Was du jedoch von mir wahrnimmst, ist eine
Projektion aus Licht. Ich selbst bin im Moment noch sehr weit von dir
entfernt… ich kann Kontakt zu dir aufnehmen, du siehst mich so,
wie das strahlende Licht es zuläßt. Wenn du das Ende der
Straße erreicht hast, wirst du auf das ›Singende
Fahsaals‹ stoßen - und auf mich… Mit dem ›
Singenden Fahsaals‹ wird sich dein Wunschtraum erfüllen
lassen, ein großes, vom Bösen verseuchtes Gebiet, ein
für allemal von den Einflüssen der Dämonen zu
befreien. Sie werden nie wieder dorthin kommen können. Zum
Beispiel Rha-Ta-N’mys Schreckenszentrum kann auf diese Weise
verschwinden. Dies war unser Ziel.«
»Wir werden das Ewigkeitsgefängnis damit ausrotten, ja.
Ich werde zu dir kommen, Whiss – und wir werden das
›Singende Fahsaals‹ dorthin bringen, wo es seine Aufgabe
erfüllen kann.«
»Vorsicht!« warnte Whiss ihn, der genau zu ahnen schien,
was Macabros vorhatte. »Nicht auf deine Weise…
Versetz’ dich nicht zum Ende der Straße. Gehe den Weg,
Schritt für Schritt, damit du die Welt des ›Singenden
Fahsaals‹ erfahren kannst… dies im wahrsten Sinn des
Wortes. Dann ist dir alles möglich.«
»Molochos war unser großer Gegner. Wir sind unter
anderem auch deshalb noch mal in die Vergangenheit Xantilons
zurückgekommen, um ihn zu finden und zu vernichten. Er scheint
den Braten gerochen zu haben; denn inzwischen konnte er von hier
fliehen und hält sich aller Wahrscheinlichkeit wieder in der
Welt auf, in der wir ihn nicht mehr vermuteten.«
»Das wird sicher nichts an deinem Plan ändern. Wir
müssen demnach nur noch einen Weg finden, Molochos in dem Moment
in das Ewigkeits-Gefängnis zu locken, in dem das ›Singende
Fahsaals‹ von der Atmosphäre Besitz ergreift. Von der Welt
des Bösen wird nichts mehr übrig bleiben… Molochos hat
ausgespielt.«
»Noch ist es ein Wunschtraum, Whiss.«
»Warte ab, bis du hier bist und mich siehst.«
»Darauf freue ich mich«, sagte er zu der
Lichterscheinung, die langsam verblaßte. »Aber noch mehr
gespannt bin ich darauf, wie wohl das ›Singende Fahsaals‹
aussieht.«
»Zwischen ihm und mir – gibt es keinen
Unterschied«, lautete die orakelhafte Erwiderung.
*
»Whiss ist gefunden!« sagte Björn Hellmark in
diesem Moment zu seinen Freunden.
Er berichtete ihnen von dem Unternehmen mit seinem feinstofflichen
Astralleib und seiner Absicht, die Allee in der Lichtstadt bis zum
Ende zu gehen.
Whiss’ merkwürdige Entgegnung wollte er ihnen ebenfalls
noch mitteilen.
Doch dazu kam er nicht mehr.
Der riesige Schatten war plötzlich über ihnen und
verdunkelte den Himmel.
Aller Blicke gingen hoch, und die Männer und Frauen von
Marlos packte das Grauen.
»Gigantopolis!« Einer schrie es.
Wer es war, wußte niemand.
Der Koloß raste aus geringer Höhe auf sie zu und sackte
herab wie eine gigantische Steinplatte.
Björn Hellmarks anfängliche Befürchtung schien sich
in diesen Sekunden auf grauenvolle Weise zu erfüllen.
Verrat in Gigantopolis!
Die Fliegende Stadt befand sich nicht mehr in Shaloonas und seines
Volkes Hand, sondern in der Hand eines, der ihren Tod wollte!
Der Koloß wollte sie unter sich begraben.
*
Sie standen am Rand des ›Geisterspiegels‹.
Jim produzierte ein unterdrücktes Stöhnen, und Pepe
klappten die Mundwinkel herunter.
»Verdammt«, stieß der schwarzgelockte Junge
hervor. »Das hat uns gerade noch gefehlt… Jetzt ist er
weg.«
»Das darf keiner erfahren. Wir müssen etwas
tun.«
»Ich weiß auch schon was.« Pepe warf einen Blick
zurück. Weit und breit kein anderer Marlos-Bewohner zu sehen.
»Ich setz’ mich dem Winzling auf die Fersen, Jim. Du
hältst hier die Stellung.«
»Warum kann ich nicht…«
Er unterbrach sich.
Sein Blick wurde traurig.
»Ich würde dich ja gern lassen«, sagte Pepe, dem
der Freund leid tat. Er wußte, daß Jim und
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