Macabros 119: Flieh, wenn der Schattenmann kommt
Car wirklich tat, blieb sie
blaß.
Die Szenen, die sich abspielten und die Gesichter, die die beiden
Sergeants machten, waren filmreif.
Der Fahrer riß Mund und Augen auf.
»Fred!« stöhnte er und schüttelte sich, als
wäre er unter einen Regenguß geraten. »Sag’ mir,
daß es nicht stimmt, was ich sehe.«
Der Kollege an seiner Seite, ein kleiner, dicker Mann mit
Knollennase, schluckte trocken und öffnete mehrfach den Mund,
ohne daß jedoch auch nur ein einziger Laut über seine
Lippen kam. Seine Stimme versagte.
»Ich… seh’ überhaupt nichts«, löste
es sich dann wie ein Hauch aus seiner Kehle. Sein Adamsapfel
hüpfte erregt auf und nieder, und er begann mit unkontrollierten
Kaubewegungen.
»Der Kerl ist… weg!« japste der Fahrer nach Luft.
»Ich glaub’, ich spinn’! Er… kann sich doch nicht
einfach in Luft… aufgelöst haben.«
»Genau das scheint er aber getan zu haben«, sagte der
kleine Dicke tonlos. »Wo ist er denn… mein Gott, wo ist er
denn?«
Der Polizeiwagen raste noch immer mit hoher Geschwindigkeit
über den Broadway, mit Sirenenklang und blitzendem Rotlicht.
Andere Fahrzeuge fuhren langsam rechts heran und machten dem
Streifenwagen Platz.
Von dem weißen Cadillac war weit und breit keine Spur.
Der kleine dicke Polizist starrte auf den Notizblock in seiner
Hand. Auf dem obersten Blatt hatte er sich die polizeiliche
Kennziffer des Wagens geschrieben, den sie verfolgt hatten, und der
nun auf rätselhafte Weise verschwunden war.
Der Cadillac war in New York zugelassen.
»Alles scheint überhaupt nicht existiert zu haben«,
murmelte er und kratzte sich am Kopf. »Wenn die Nummer da nicht
stünde, würde ich behaupten, wir haben das alles… nur
geträumt…«
»Bloß komisch, daß wir zur gleichen Zeit
denselben Traum hatten«, knurrte der Fahrer.
»Warum rast du eigentlich noch so?« fragte der mit der
Knollennase.
»Möchte ich auch wissen. Ist ja keiner mehr da, dem wir
die Sporen geben müssen.«
Er stellte auch Sirene und Rotlicht ab, und der Fahrer des Autos,
hinter dem zuerst Richard Patricks Cadillac wie eine Rakete
hergeschossen war, gewann seine Fassung wieder.
Er fuhr vorschriftsmäßig und war zunehmend
nervöser geworden, als der Patrol Car immer dichter an ihn
herankam…
Da überholte der Streifenwagen.
Die beiden blassen Polizisten saßen wie leblose Puppen darin
und blickten nicht mal zur Seite.
Der Fahrer des grünen Chevrolet, mit dem Björn Hellmark
gegen seinen Willen fast einen Auffahrunfall verursacht hätte,
blickte abwechselnd in den Seiten-, dann wieder in den
Rückspiegel. Auch der Chevrolet-Fahrer war verwirrt, was den
weißen Cadillac betraf.
Der Fahrer des Streifenwagens beugte sich über sein Lenkrad
und blickte angespannt in den Himmel.
Der Dicke auf dem Beifahrersitz vollzog die Bewegung nach.
»Was ist denn jetzt schon wieder? Hast du… ihn
entdeckt?«
»Ich hatte noch die Hoffnung, Fred. In den Boden versunken
sein kann er nicht, da hätten wir das Loch entdecken
müssen, auf die Gegenfahrbahn geraten ist er auch nicht, dann
hätte es gekracht. Was bleibt also übrig? Bei der
Geschwindigkeit war’s vielleicht möglich, daß er
abgehoben hat. Aber auch am Himmel ist nichts zu
sehen…«
»Vielleicht hat er die Positionslichter nicht
eingeschaltet«, bemerkte der Dicke, ohne die Miene zu
verziehen.
*
Der Cadillac stand.
Die Gefahr war gebannt.
Hellmark nickte zufrieden. »Das hätten wir geschafft,
Rich. Es ist also was daran, an der Sache mit dem Schatten. Er
bewirkt eine Reihe außergewöhnlicher Dinge. Aber er hat
nicht bis zuletzt durchhalten können. Etwas hat ihn daran
gehindert…«
Gemeinsam und in aller Eile inspizierten sie den Wagen, ohne etwas
Außergewöhnliches zu entdecken.
»Okay«, sagte Hellmark danach. »Dann können
wir unsere Fahrt fortsetzen…«
»Weiter über den Salzsee?«
»Das war nur unser Fluchtweg, Rich. Wir hatten uns noch etwas
vorgenommen, und dies in die Tat umzusetzen erscheint mir jetzt noch
wichtiger als zuvor. Wir waren auf dem Weg zu diesem Peter Tail. Das
setzen wir fort.«
Was der Weg zurück ihnen brachte, wußten in diesem
Moment beide nicht.
Vielleicht wiederholte sich das Ganze, und der Schatten und die
von ihm ausgehende Kraft wurden abermals aktiv. Wenn der Schatten auf
der Lauer lag…
Doch sie mußten das Risiko eingehen. Das Problem, dem sie
sich gestellt hatten, würde sich nicht von allein
lösen.
Hellmark ließ erneut seinen Doppelkörper entstehen.
Der Wagen
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