Macabros 121: Höllenmarionetten
Leib
gepreßt hielt und sich stöhnend auf die Seite
wälzte…
*
»Dann zeig mir mal den Tatort«, sagte Rani Mahay in
diesem Moment zu seinem Begleiter.
Sie liefen durch die enge Gasse, die zwischen einem dunklen
Wohnwagen und der Seitenwand des Panoptikums existierte, und Jim
deutete schon von weitem auf die Stelle, die er sich gut gemerkt
hatte.
»Da ist es!«
Auch Rani Mahay entdeckte keine verdächtigen Spuren, die Jims
Angaben bestätigt hätten.
Der Inder schüttelte den Kopf, während er die
Rückwand des Panoptikums mit beiden Händen abtastete.
»Du hast dich bestimmt getäuscht, Jim.«
»Ich weiß, was ich gesehen habe.«
»Die Rückwand ist aus gleich großen Paneelen
zusammengefügt. Die Teile passen fugendicht. Da kann man mit
etwas Glück ein Blatt Papier durchschieben… Aber zwischen
zwei Teilstücken, Jim, ist niemals soviel Raum, daß ein
Arm hineinpaßt.«
»Ich versteh’s auch nicht, aber ich hab’s wirklich
gesehen, Rani«, versicherte ihm Jim.
Diese Hartnäckigkeit gab Mahay zu denken.
Er ließ sich noch mal den Vorgang genau beschreiben. Jim
veränderte seine Schilderung nicht im geringsten.
»So, wie du es schilderst, müßte der Arm –
durch die Wand gestreckt worden sein.«
»Genauso sah es aus.«
Unverrichteterdinge gingen sie durch die enge, dunkle Gasse
zwischen den Wohnwagen und Traktoren.
Im Schatten eines kleinen Zeltes stand ein Pärchen, das sich
küßte.
Als Rani und Jim nach vorn kamen, sahen sie Pepe und Bobby Failman
auf sich zulaufen.
»Ihr kehrt nach Marlos zurück«, bestimmte Mahay.
»Ich sehe mich noch ein wenig hier um.«
Er beobachtete die drei Jungen, die die Budenstraße
entlanggingen und dann plötzlich wie vom Erdboden verschluckt
waren. Dies war für Rani das Zeichen, daß Pepe und Jim
nach Marlos teleportiert waren und Bobby Failman
ordnungsgemäß mitgenommen hatten.
Er selbst lief vor das Podest des Panoptikums, dessen
grellgekleideter Besitzer noch immer das Publikum anlockte.
Allerdings mit mäßigem Erfolg. Nur wenige zeigten an
diesem Abend Interesse für das aus Ranis Sicht sehenswerte
Kabinett, das einen Abriß durch die Weltgeschichte der
Menschheit zeigte.
Er wartete auf Danielle.
Zehn’ Minuten vergingen, eine Viertelstunde, eine halbe
Stunde…
Insgesamt vier Besucher verließen das Wachsfiguren-Kabinett.
Jedesmal, wenn sich die Ausgangstür auf der linken Seite
öffnete, blickte er dorthin in der Erwartung, Danielle
würde auftauchen.
Wieder schwang die grell-violett gestrichene Tür nach
außen.
Ein junger Mann in Blue Jeans und großkariertem rotem Hemd
verließ das Kabinett.
Er ging das Podest hinunter, schnappte eine Zigarette aus einer
zerknautschten Schachtel und steckte sie zwischen die Lippen.
Dann klopfte er seine Taschen ab und merkte, daß er keine
Streichhölzer hatte.
Da Mahay ihm am nächsten stand, wandte der andere sich mit
der Bitte um Feuer an ihn.
»Tut mir leid«, bedauerte der Inder, »ich bin
Nichtraucher… Aber bei den vielen Menschen hier auf dem Platz
werden Sie bestimmt noch jemand finden, der Ihnen Feuer geben
kann… Sie kamen gerade aus dem Panoptikum. Ist Ihnen
zufällig eine junge Dame aufgefallen? Pferdeschwanzfrisur, helle
Bluse.«
»No, tut mir leid. Da war überhaupt niemand. Die Bude
ist ziemlich leer. Eigentlich schade… Die Wachsfiguren sind
wirklich gut. Sehen fast aus, als würden sie leben und nur den
Atem anhalten.«
Der Sprecher tippte grüßend an die Stirn und tauchte
zwischen den Passanten unter.
Rani Mahay wartete nicht weiter.
Danielle mußte längst durch sein.
Instinktiv fühlte er, daß da etwas nicht stimmte, aber
noch wollte er es nicht glauben.
Vielleicht hatte die Besucherin sich doch bei der einen oder
anderen Figur länger aufgehalten – oder sie war schon
früher herausgekommen, als er noch mit Jim hinter der Bude
über dessen mysteriöse Beobachtung debattierte.
Aber dann hätte Danielle gewartet.
Er blickte in die Runde, konnte die Frau aber nirgends
entdecken.
Da suchte er das düstere Kabinett noch mal auf, nachdem er
die platinblonde Dame an der Kasse gebeten hatte, den Ausgang im Auge
zu behalten und auf Danielle zu achten. Mit dem dunkelgemusterten
Rock, der weißen Bluse und der Pferdeschwanzfrisur fiel sie
genug auf.
Rani Mahay durcheilte die schmalen, hölzernen Wege zwischen
den Wachsfiguren, ohne jedoch Danielle zu entdecken.
Unverrichteterdinge verließ er das Kabinett wieder. Die
platinblonde Kassiererin streckte ihren Kopf
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