Macabros 123: Die Spuk-Ruine von Maronn
Zweitkörper konnte er stets von einem Punkt zum
anderen wechseln, während alle anderen Bewohner der Insel immer
darauf angewiesen waren, nach Marlos zurückzukehren und von dort
aus einen erneuten »Sprung« durchzuführen.
Mit seinem Zweitkörper verfügte Hellmark ebenfalls
über die Möglichkeit, sich auf einen fernen Stern und in
die tiefsten Tiefen des Universums zu versetzen. Für diesen
feinstofflichen, ätherischen Körper gab es keine Grenzen.
Und – es gab keine Mittel, ihn zu zerstören…
Daß Hellmark darauf verzichtete, als er sich
entschloß, mit Doc Shadow den Körpertausch zu vollziehen,
war das größte Risiko, denn damit ging er einer
Fähigkeit verlustig, die ihm in schwersten Situationen oft zum
Rettungsanker geworden war.
Björn Hellmark versetzte sich mit seinem Zweitkörper an
den vereinbarten Treffpunkt.
Es war der nächtliche Central Park im Herzen von
Manhattan.
New York als Großstadt war ideales Betätigungsfeld
für Menschen mit »Omega-Seelen«. Dies hatten die
zurückliegenden Ereignisse eindeutig bewiesen. Ähnlich
würden die Bedingungen möglicherweise in London, Paris,
Bangkok, Tokio, Frankfurt oder Hongkong sein. Aber sie konnten nicht
überall zur gleichen Zeit anfangen zu recherchieren. So hatten
sie sich auf New York geeinigt.
In dem nächtlichen Park vollzog sich ein geheimnisvolles,
nicht unbedenkliches Ritual.
Zeugen waren Carminia Brado, Danielle de Barteaulieé und
Rani Mahay, Björns treuer Freund.
Der Tausch vollzog sich ohne jegliche äußere
Anzeichen.
Björns Einverständnis war das Signal, auf das der
Unsichtbare ansprach.
Gegen den Willen eines anderen war das ungewöhnliche
Tauschgeschäft nicht möglich. Doc Shadow hätte den
Wechsel aus der Unsichtbarkeit seines jenseitigen Daseins niemals mit
Gewalt durchsetzen können.
Er brauchte die Zustimmung seines Tauschpartners.
Hellmark merkte den Druck auf seiner Brust. Dann hatte er das
Gefühl, aus seinem Körper herauskatapultiert zu werden.
Geist und Körper trennten sich.
Doc Shadow übernahm Hellmarks Organismus.
Es gab nur ein äußeres Zeichen, das den Freunden galt,
die an dieser Manipulation teilnahmen.
Macabros, Hellmarks Doppelkörper, erlosch im gleichen
Augenblick, als sich der Wechsel vollzog.
»Alles okay?« Carminia Brado unterbrach die Stille mit
ihrer Frage.
Man sah der Brasilianerin die innere Anspannung an, unter der sie
stand.
»Ja, es ist alles in Ordnung…«, antwortete der
Mann, den sie liebte, ruhig. Es war die Stimme Björn Hellmarks,
aber der Geist, der diesen Körper beseelte, war der von Doc
Shadow.
Die Tarnung war perfekt. Äußerlich – in Gestalt,
Gestik und Sprache – war er von dem echten Herrn von Marlos
nicht zu unterscheiden.
Aber der wahre Hellmark, das was ihn wirklich ausmachte, war
verschwunden… Sein Geist durcheilte die Gefilde der Toten, und
nur Doc Shadow konnte ihn von dort wieder zurückrufen und
holen…
*
»Verlieren wir also keine Zeit«, wandte der große,
blonde Mann sich an die Menschen, die gleich ihm im nächtlichen
Central Park standen. »Ich habe wieder einen Körper und
kann leben. Mit diesem Körper kann ich jene aufspüren, die
aussehen wie Menschen, ohne jedoch wirklich ein solcher zu sein. Ich
werde sie finden und jagen, denn sie wollen das Böse und das
Ende der Menschheit. Und vielleicht wird mir endlich das
vergönnt sein, was ich seinerzeit vergeblich suchte:
festzustellen, woher sie kommen. Vielleicht werde ich endlich mehr
über Maronn und die Geburtswelt der ›Omega-Menschen‹
erfahren. Wenn es gelingt, den Strom der ›Omega-Seelen‹ auf
die Erde einzudämmen, werde ich einen großen Schritt
vorangekommen sein.«
»Aber bei all dem, Doc, sollten Sie eines nicht
vergessen«, machte Rani Mahay sich mit belegter Stimme
bemerkbar.
»Aufpassen, Rani«, fiel ihm der blonde Mann ins Wort.
»Bleib persönlich… ich bin dein Freund, auch wenn du
weißt, daß es ein anderer ist, der in diesem Körper
steckt. Ich bin Björn, und du bist Rani… wir müssen
uns verhalten, wie die beiden miteinander verkehren. Wir haben
Feinde, die uns ständig umlauern und nur darauf warten, bei uns
eine Schwäche festzustellen, um dann zuzuschlagen.«
»Okay, Björn, damit sagst du etwas Wahres«,
richtete sich Rani Mahay, der Koloß von Bhutan, auf seine neue
Rolle ein. »Aber laß’ mich auch beenden, was ich
vorhin sagen wollte: sei sehr vorsichtig mit dem, was du tust…
der. Körper, der dir leihweise zur Verfügung steht,
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