Macabros 125: Das Zauber-Pergament
habt. Hier hinten liegt das wahre Geheimnis jener
Welt, und ich glaube, daß wir dort sicher mehr über das
Pergament erfahren werden, hinter dem wir her sind.«
»Vielleicht gibt es auch mehr als ein Geheimnis«, warf
Hellmark ein. »Nicht nur diesseits der Dünen, sondern auch
auf der anderen Seite.«
»Habt ihr dort drüben etwas entdeckt?« Kein Wort
von dem Sturm, keine Bemerkung über die Ereignisse, die sie fast
alle an den Rand des Todes gebracht hatten.
Da schilderte Björn, was geschehen war, und erwähnte
auch das teuflische Lachen, das er mit ihm in Verbindung brachte.
Die Überraschung und das Entsetzen, das in Shadows Stimme
mitschwang, waren echt.
»Ich war nicht in eurer Nähe«, stieß Shadow
hervor. »Ich habe nichts von alledem bemerkt. Wer immer mit
meiner Stimme sich erkennbar machte, hat euch täuschen und mich
in Mißkredit bringen wollen. Ihr müßt mir
glauben… es ist etwas hier, das uns beobachtet, ununterbrochen.
Und das genau weiß, wie es uns zermürben kann.«
Björn nickte. »Ich glaube dir, Doc. Etwas
Dämonisches umlauert uns und will Zwietracht und Mißtrauen
säen… Es ist stets die Absicht des Bösen, falsche Wege
aufzuzeigen, um seine Opfer in die Irre zu leiten…
Zeig’ uns, was du entdeckt hast.«
Weiter kam er nicht.
Plötzlich war das Grollen da.
Es kam nicht aus der Luft, sondern lief durch den Boden, auf dem
sie standen.
Schwere Erschütterungen ließen die Wüste unter
ihren Füßen erbeben.
Wie eine Wellenbewegung lief es durch den Wüstensand.
Der Boden hob und senkte sich, als ob er atmen würde!
»Ein Erdbeben!« schrie Carminia.
Ihr Schrei hatte sich kaum von den Lippen gelöst, da ging es
auch schon drunter und drüber.
Sie taumelte und verlor das Gleichgewicht. Der Boden hob sich
empor. Dort, wo zuvor noch eine ebene Fläche sich befand, stieg
nun ein gewaltiger Erdbuckel in die Höhe.
Ein Sandberg entstand!
Gleichzeitig krachte und donnerte es unter ihren Füßen,
als würde eine berittene Armee des Satans aus der Hölle
preschen und den Weg durch das Innere der Erde nehmen.
Der Boden riß. Gewaltige Löcher und Spalten entstanden,
und der schwere Orkan setzte wieder ein.
Das Ganze von vorhin fing noch mal an… nur intensiver und
vielseitiger.
Der Boden schüttelte sich, als würde sich ein
gigantisches Ungetüm räkeln. Sand spritzte in Fontänen
nach allen Seiten und wurde mit einer so hohen Geschwindigkeit durch
die Luft gewirbelt, daß die einzelnen Körner schmerzhaft
auf ihre Haut prallten und blutige Flecken und Streifen
hinterließen.
Björn und Rani wurden von einer Erdwelle
auseinandergetrieben.
Hellmark überschlug sich mehrmals auf der einen Seite,
während Rani in dem entstehenden Tal jenseits des Erdbuckels
verschwand.
Die Welt, in die sie eingedrungen waren, wehrte sich gegen sie und
wollte sie ausspeien, wie ein Tier einen unverdaulichen Bissen
abwirft.
Hier in dieser Dimension gab es etwas, das sie daran hindern
wollte, fündig zu werden.
Immer dann, wenn sie die Entscheidung trafen, das mysteriöse
»Pergament« zu bergen, trat etwas ein, das sie
zurückwarf und in tödliche Gefahr brachte.
Die Vorgänge waren schlimmer als vorhin.
Björn und seine Gefährten wurden zu einem Spielball der
Gewalten.
Sie wurden von der Erde abgestoßen und wieder angezogen.
Gewaltige Risse entstanden, in denen krachend ungeheure Sandmassen
verschwanden.
Die Welt schien kopf zu stehen.
Björn reagierte in dem Augenblick, als es losging. Er
mußte abermals Macabros einsetzen, um die gefährliche
Situation zu meistern.
Zuerst Carminia…
Diesmal mußte er sie wegschaffen.
Das Erdbeben, der Sturm, das Krachen und Bersten in der Erde und
der Luft… dies alles war beängstigend.
Während er sich mühselig aufraffte, mußte er
erkennen, daß er keinerlei Einflüsse durch seinen
Zweitkörper erhielt.
Er konnte ihn nicht aktivieren.
Etwas hinderte ihn daran.
Zwei-, dreimal unternahm er den verzweifelten Versuch, seinen
Doppelkörper dort materialisieren zu lassen, wo Carminia
verschwunden war.
Es funktionierte nicht.
»Carminia! Rani!« brüllte er wie von Sinnen. Der
Orkan riß ihm die Worte von den Lippen.
Die Luft ringsum war geschwängert mit Sand und drang ihm in
Mund, Nase und Augen.
Die Welt schien ein einziges Chaos.
Und er kam nicht aus ihm heraus.
Mühselig kämpfte er sich Schritt für Schritt nach
vorn, um im nächsten Moment wieder durch eine heftige
Schlingerbewegung des Untergrunds von den Beinen gerissen
Weitere Kostenlose Bücher