Macabros 125: Das Zauber-Pergament
aber blieb bei ihren Aussagen.
Sie hatte das Geisterdorf gesehen und unheimliche Dinge zusammen
mit ihrer Freundin darin erlebt.
Dominique Monde wurde am Morgen nach dieser Horror-Nacht wach und
begegnete einem – Gnom! Er hockte in ihrem Zimmer,
verwüstete die ganze Wohnung und trieb sie auf die Straße,
wo sie in all der Aufregung vor ein Auto lief.
Zum Glück wurde sie nicht lebensgefährlich verletzt und
konnte von ihrer Begegnung berichten. Dadurch erfuhren auch Richard
Patrick und von diesem wieder Björn Hellmark von der ganzen
Angelegenheit.
Die Suche nach dem Gnom und dem »Buch der Träume«,
das auf direkte Einflußnahme des dämonischen Drudan
entstanden sein sollte, verlief jedoch im Sand.
Nun tauchte er hier wieder auf.
Das hatte einen bestimmten Grund!
Danielle bewegte sich durch ihre Hexen-Magie weiterhin lautlos
hinter dem seltsamen, gespenstisch wirkenden Geschöpf.
Sie hoffte, daß Jim und Pepe die Situation mit
Fingerspitzengefühl behandelten.
Dies schien der Fall zu sein.
Die beiden Jungen hielten sich verborgen. Das war genau das, was
sie sich wünschte und für richtig hielt.
Da aber merkte sie, daß etwas bei ihrer Verfolgung nicht
mehr stimmen konnte.
Vor ihr – tauchte der schwarze Citroen auf!
Danielle fuhr zusammen. Sie war im Kreis gelaufen.
Aber nicht nur sie – ganz offensichtlich schließlich
auch der Gnom, der vor ihr lief und etwas Bestimmtes zu suchen
schien.
Er kehrte zu seinem Wagen zurück, in dem er offenbar etwas
vergessen hatte.
Er öffnete die Tür, beugte sich nach vorn, warf nur
einen Blick ins Innere des Citroen und zog sich dann wieder
zurück.
Die Tür blieb offen stehen.
Danielle, die nur zwei Schritte davon entfernt stand, glaubte
ihren Augen nicht trauen zu dürfen.
In dem parkenden Citroen hielt sich noch jemand auf: eine junge
Frau!
Sie lag halb auf dem Boden, halb auf dem Beifahrersitz und –
war blutüberströmt.
Haare waren ihr ausgerissen, die Kleider an ihr sahen aus, als
wären sie in einen Reißwolf geraten, und ihr Gesicht war
geschwollen, mit blauen Flecken übersät und zerkratzt, als
wäre sie von einem wilden Tier angefallen worden.
Die Frau auf dem Beifahrersitz drehte langsam den Kopf und schlug
die blutverkrusteten Augen auf.
Sie bewegte ihre aufgeplatzten Lippen… sagte etwas. Aber es
war so leise, daß Danielle es nicht verstand. Doch auch ohne
eine Silbe mitzubekommen, sprachen die schrecklichen Bilder für
sich.
Hier war etwas Furchtbares geschehen, und ein Mensch brauchte
Hilfe.
Für Danielle de Barteaulieé gab es da nichts zu
überlegen.
Sie warf dem zwischen Bäumen und Dickicht verschwindenden
Gnom nur noch einen kurzen Blick nach und kümmerte sich erst um
das Naheliegende… um die schwerverletzte Fremde.
Sie war kein Trugbild. Sie war ebenso real wie der schwarze
Citroen und der Gnom, der nochmal ohne ersichtlichen Grund hierher
zurückgekehrt war.
Danielle konnte sich nicht daran erinnern, auf dem kurzen Weg in
den Wald im Kreis gegangen zu sein. Es sah fast so aus, als wäre
sie zumindest hier einer Fata Morgana zum Opfer gefallen.
Die Augen der Fremden sahen sie flehentlich an, so daß sie
alle anderen Überlegungen in den Hintergrund drängte.
Sie lief um den Citroen herum, riß die Tür auf und
kümmerte sich um die Verletzte.
Danielle zog sie vorsichtig herum, nahm vom Rücksitz eine
Decke, breitete sie auf dem feuchten Waldboden aus und legte die
verletzte Frau sanft darauf.
Danielle bettete ihren Kopf etwas höher, riß von der
zerfetzten Bluse der Fremden kurzerhand einen Streifen ab und begann
damit das Blut von ihrem Gesicht und den Armen zu tupfen.
Während sie das tat, konzentrierte sie sich gleichzeitig auf
den zwischen den Bäumen verschwindenden Gnom.
Sie dachte sich eine Falle aus. Sie mußte wissen, was
passiert war und welche Rolle ein Gnom mit seinem Traumbuch spielte.
Offenbar handelte es sich um dasselbe Wesen, dem auch Dominique Monde
begegnete und das von ihr genau beschrieben worden war.
Sie beeinflußte den Untergrund, über den der Gnom
lief.
Die Erde wurde naß und schwammig. Aus dem lockeren
Humusboden wurde ein Sumpf. In den hinein lief der Gnom… So
dachte sie es sich.
Aber dann mußte sie erkennen, daß jemand sie mit ihren
eigenen Mitteln bekämpfte.
Die schwerverletzte Frau wurde aktiv.
Ihre blutbesudelten Arme schienen zu wachsen, die Hände
legten sich mit übermenschlicher Kraft um ihre Kehle und
drückten ihr die Luft ab.
*
Zeit, über die
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