Macabros Neu 02 - Athkrala - Seuchengezuecht des Molochos
Buches zusammengezuckt war. Wusste er mehr über die ›Chronik der Totenpriester‹, als er zugeben wollte?
»Was soll das?«, fragte Hiefelmann ungehalten. »Wenn Sie mir Ärger machen wollen, kann ich Sie rauswerfen lassen.«
Rani grinste und verschränke die muskulösen Oberarme vor der Brust. Versuchen Sie’s nur, sagte seine Haltung. »Lassen Sie uns nicht streiten. Wir sind nicht Ihre Feinde.«
Hiefelmann nahm abermals die Brille ab und rieb sich die Nase. »Sie haben vermutlich recht. Entschuldigen Sie. Ich kann es kaum glauben, dass Andreas tot sein soll. Gerade zuletzt war er von Bornier so begeistert! Hat irgend so eine Besuchertour organisiert und dabei eine Menge Geld kassiert.«
»Wir haben an dieser Tour teilgenommen.« Dass alle außer ihnen tot waren, verschwieg Rani. Er lenkte das Gespräch wieder auf das eigentlich interessante Thema. »Dort hörten wir auch von dem Teufelsbuch. Es nennt sich die ›Chronik der Totenpriester‹.« Er achtete genau darauf, ob Hiefelmann mit dem Namen etwas anfangen konnte.
Aber diesmal hatte der Journalist sich besser im Griff. Er zuckte die Achseln. »Nie davon gehört.«
»Versuchen Sie sich zu erinnern. Hat Bottlinger es in irgendeinem Zusammenhang mal erwähnt?«
Ein kurzes Kopfschütteln, dann schnappte sich Hiefelmann wieder den Kugelschreiber und kritzelte auf einem Blatt Papier, das über und über mit Notizen bedeckt war. »Allerdings hat mir Andreas vor etwa einem Monat einen Tipp gegeben. Ich sollte mich mal bei einigen Typen umsehen, ob wir daraus eine Story machen können.«
»Welche Typen?«
Aus dem Kritzeln wurde ein nervöses Tippen. »Erst dachte ich, das wäre so eine Art Sekte, aber dann wurde mir schnell klar, dass es schlimmer war. Die gehörten einem Kult an, einem Dämonenkult. Sie beteten eine Gestalt an, die sie den Obersten der Schwarzen Priester nannten.«
»Molochos!«, entfuhr es Rani Mahay.
Frank Horner – zumindest falls es einen Mann mit diesem Namen noch gab – kannte die Schwachstelle seines Plans. Wenn sein Bruder Paul kam, musste er ihn in die Wohnung locken. Von der ersten Sekunde an, in der Paul ihn sah, würde er sofort erkennen, was die Stunde geschlagen hatte.
Mach dir darüber keine Sorgen, wisperte es in seinem Kopf.
Gleichzeitig fühlte er Bewegung, überall auf seinem Körper, der längst zu kalt war, um noch leben zu können. Die Gelenke knackten bei jeder Bewegung, als wären sie zu Eis erstarrt und brüchig geworden. Mit leisem Schmatzen kroch das Seuchengezücht weg von seinen Füßen, von den Händen und vom Hals, den es gerade zu erobern begann. Es sammelte sich um seinen Bauchraum als dicke, klebrige Schicht.
»Er wird nichts sehen«, dachte Horner, aber es waren nicht seine Gedanken, die er dachte. »Und nun ziehen wir uns an.«
Mechanisch ging er zum Kleiderschrank und zog Socken aus der Schublade, nahm eine Jeans und eine Strickweste, die ihm viel zu weit war, seit er vor über einem Jahr mehr als 15 Kilo abgenommen hatte. Er hatte sie längst wegwerfen wollen, doch nun erwies sie sich als nützlich.
Er konnte den Reißverschluss kaum schließen, so dick wucherte Ath’krala um seinen Leib. Er glaubte, tausend glühende Nadeln würden ihn durchbohren und sein zu Eis gefrorenes Fleisch zum Schmelzen bringen.
Wieder das Wispern: Er kommt.
Horner fühlte die Annäherung seines Bruders, noch ehe er das Knarren der Holztreppe hörte. Er konnte ihn sogar sehen, wie er mit weiten Stufen immer zwei Stufen auf einmal nahm. Einen Aufzug gab es in dem alten Mietshaus nicht, sodass Paul die Treppe nehmen musste. Frank war es, als würde er ihn vom Fenster des Treppenhauses aus beobachten. Als würde er von draußen durch die Scheibe hineinsehen … Dann wechselte die Perspektive. Frank Horner glaubte plötzlich, sich im Treppenhaus zu befinden, am Absatz der Treppe. Paul lief geradewegs an ihm vorbei. Er schien ihn nicht zu sehen, obwohl Horner wiederum meinte, seinen Bruder mit den Händen greifen zu können …
Ich bin überall. Auch im Treppenhaus.
Im nächsten Augenblick verstand er. Es hätte des Flüsterns in seinen Gedanken gar nicht bedurft. Er sah durch ein Teilstück des Seuchengezüchts, das sich am Fuß der Treppe positioniert hatte!
Heißen wir ihn willkommen, den Verräter, dachte Ath’krala in seinem Kopf, und Horners Lippen formten die Worte lautlos mit.
Es schellte.
Frank Horner, Todesbote und Opfer des Seuchengezüchts zugleich, ging mit einem zufriedenen Grinsen zur Tür und
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