Macabros Neu 02 - Athkrala - Seuchengezuecht des Molochos
Welt,
gefangen im Augenblick
Der zwei Meter hohe Wall aus der stinkenden Masse des Seuchengezüchts stoppte weniger als zwei Meter vor Macabros.
Schmatzend öffnete er sich, teilte sich und ließ schleimige Bäche herabrinnen. So gab er den Blick in sein Inneres frei.
Björn, der über die Augen seines Doppelkörpers alles miterlebte, drehte es hundert Meter entfernt den Magen herum. Aus den schleimigen Massen schälte sich ein Körper. Ein Menschenleib. Der von – Anna Huber! Von ihrem Haar und dem Gesicht tropften Fäden des Gezüchts. Als sie den Mund öffnete, quoll aus ihrem Inneren wässriger Schleim.
Sie spuckte, hustete und wischte sich über die Lippen. Saugend holte sie Luft. »Björn«, keuchte sie, mit einer Stimme wie aus dem Inneren eines Grabes.
»Du bist nicht mehr Anna«, erwiderte Macabros so kühl und distanziert es ihm möglich war. Was immer Ath’krala mit dieser Farce beabsichtigte, er würde sich nicht erpressen lassen. So schrecklich die bittere Erkenntnis war – Anna Huber existierte nicht mehr. Sie war bereits verloren. Was er vor sich sah, war nur noch eine fleischliche Hülle ohne eigenen Geist und ohne Seele.
»Du täuschst dich.« Die Stimme war die ihre … klang genau wie die des jungen Models, das Björn so lange in dieser fremden Welt begleitet hatte. »Weißt du noch, wie wir miteinander verbunden waren? Deine Gedanken waren meine Gedanken, und meine waren die deinen … Wie könnte ich dich täuschen, Björn? Ich bin es … ich – Anna!«
Wie einfach wäre alles gewesen, wenn er über den Hundertsten noch mit Anna gedanklich verbunden gewesen wäre – dann hätte er sofort die Wahrheit oder Lüge ihrer Behauptungen erkennen können. Aber die Wirkung der Frucht in ihr war schon lange vergangen, irgendwann während der Zeit ihrer Gefangenschaft.
»Wenn das stimmt, löse dich von dem Gezücht!«
»Das kann ich nicht – es hält mich gefangen. Aber du darfst nicht versuchen, mich zu befreien. Wenn du das tust, wird Ath’krala dich töten … und das ganze Dschungelland überwuchern. Nichts wird überleben, Björn, jedes einzelne Lebewesen sterben. Du gehst einen falschen Weg … Du darfst den Augenblick um Itaron nicht aufsprengen. Und wenn doch, dann wirst du für das Verhängnis einer ganzen Welt verantwortlich sein! Die Zerstörung hat bereits begonnen! Erinnerst du dich noch an die Beben in Ita-Kularon? Die ganze Welt zerfällt. Auch Ath’krala hast du erst auf den Plan gerufen durch dein wahnwitziges Tun …«
Macabros rief sich in Erinnerung, was er vom Hundertsten Torrax erfahren hatte. »Es heißt, das Seuchengezücht wird überall dort zu finden sein, wo auch Rha-Ta-N’mys Erbe seine verderblichen Spuren hinterlässt. Also erfüllt es mehr als nur die Aufgabe, mich an meinem Tun zu hindern! Es ist nicht nur meinetwegen entstanden. Außerdem werde ich mich nicht von einem dämonischen Plan beschränken lassen. Wenn du noch Anna wärst, wüsstest du das!«
Statt einer Antwort sah sie ihn nur verzweifelt an.
Er beschloss, eine einfache List anzuwenden. »Ich habe dir von Whiss erzählt – auch seine Welt opferte ich einst, um einen der Hauptdämonen zu vernichten. Was hindert mich daran, dasselbe noch einmal zu tun?« Das war eine glatte Lüge – wenn dieses Geschöpf vor ihm tatsächlich noch Anna Huber war, würde sie das wissen. Sie hatte weder je den Namen jenes seltsamen Geschöpfes gehört, dem er einst im Mikrokosmos begegnet war und das nun gemeinsam mit ihm und den anderen Bewohnern von Marlos auf der unsichtbaren Insel im Pazifik lebte – noch wäre Björn dazu fähig, eine Welt willentlich zu opfern …
Und sein Plan ging auf. »Natürlich, Björn, doch dies ist eine ganz andere Situation! In Itaron stehen die Dinge völlig anders.«
Das war der Beweis! So sehr es auch schmerzte, Anna lebte nicht mehr. Sie war nur noch eine Hülle, von einem fremden, dämonischen Geist gelenkt.
Macabros hob das Schwert des Toten Gottes und stürmte vor!
Ath’krala brüllte durch den Mund seines Wirtes.
Es stieß Anna Huber von sich und handelte sofort. Es musste seine Existenz retten, denn das Schwert in der Hand seines Feindes konnte es vernichten!
Blitzartig zog es sich zum größten Teil aus Anna zurück – nur noch ein wenig Restmasse ließ er in der Menschenfrau, gerade genug, um sie später wieder vereinnahmen zu können. Aber auch nicht so viel, dass Ath’krala nennenswerten Schaden erlitt, sollte Björn Hellmark den Wirt tatsächlich mit dem
Weitere Kostenlose Bücher