Macabros Neu 02 - Athkrala - Seuchengezuecht des Molochos
rannte los.
Für die Menschen, die in diesen Augenblicken eines entsetzlichen Todes starben, konnten Rani und Danielle nichts tun. Sie flohen. Auch der Bann der Dämonenmaske würde dem Seuchengezücht keinen Schaden zufügen, sondern es höchstens auf winzigem Raum vertreiben. Gegen die schiere Masse des riesenhaften Schleimberges nutzte dies nichts.
Wenn es überhaupt eine Chance gab, die Passagiere der Santa Johanna zu retten, dann durch die Person des Anthony Wilson. Rani packte Danielle, und gemeinsam hetzten sie ihm hinterher. »Ist dir aufgefallen, dass er nicht befallen war?«
»Er hat Molochos bis jetzt ein Schnippchen geschlagen … Vielleicht hält er noch einen weiteren, letzten Trumpf in der Hinterhand.«
Das Schiff schwankte. Überall knarrten das Metall und die Wände. Es neigte sich so stark, dass Rani den Halt verlor und einen Sturz nur verhindern konnte, indem er sich am Geländer festklammerte. Er hörte Menschen schreien, und als er aufs Meer sah, versanken dort jene Opfer, die keinen Halt mehr gefunden hatten.
»Halte Wilson auf!«, rief er Danielle zu. »Er darf nicht entkommen!«
Die Tochter des Comte de Noir blieb stehen und richtete beide Hände auf Wilson. Ein Sturm kam aus dem Nichts auf und riss den Amerikaner von den Füßen, schleuderte ihn hart zu Boden.
Ehe er sich wieder aufrappeln konnte, waren die beiden bei ihm.
»Was haben Sie vor?«, brüllte der Koloss von Bhutan.
»Alle sind befallen«, erwiderte Wilson. » Alle außer uns … Wir können noch fliehen … vielleicht verliert das Gezücht unsere Spur …«
»Wie, Wilson? Wie wollen Sie das Schiff verlassen?«
»Ich habe das Beiboot bereits herabgelassen. Wir können es in wenigen Sekunden wassern. Sie sehen, ich hatte Vorbereitungen getroffen. Doch dann erkannte ich, wie hoffnungslos das alles ist. Mit Ihrer Hilfe allerdings …«
Der Inder zerrte Wilson auf die Füße. »Wo ist das Beiboot?«
»Ich bringe Sie hin. Zu dritt fliehen wir …«
»Erst schauen wir, wen wir sonst noch retten können! Es muss Menschen geben, die noch nicht vom Seuchengezücht befallen sind. Wie viele passen auf dieses Beiboot?«
Ein hysterisches Lachen antwortete ihm. »Haben Sie nicht die Menge des Gezüchts gesehen? Wer sollte da noch frei sein? Außerdem … ist es ohnehin zu spät.« Mit einem Mal hielt Wilson ein kleines Gerät in der Hand. »Ich bin nicht unvorbereitet auf das Schiff gegangen …« Dann drückte er einen Knopf.
Nicht weit entfernt gellte eine Explosion.
»Weg hier!«, brüllte Wilson. »Ich habe überall Benzin verschüttet … Das Schiff ist dem Untergang geweiht! Genau wie Ath’krala …«
Von Grauen erfüllt stieß Rani den Amerikaner von sich.
Hinter ihm jagte eine gewaltige Flammenwand hoch.
Menschen rannten als lebendige Fackeln über das Schiff. Und wohin der Koloss von Bhutan auch sah, brannte das Seuchengezücht.
Wilson torkelte los. »Gleich hier vorn … das Beiboot ist gleich hier vorn …«
Rani hörte zwei Dinge – zum einen das insektenhafte Kreischen und Toben des vergehenden Seuchengezüchts. Zum anderen die Menschen, die in der entfesselten Hölle schrien.
Diese Katastrophe würde tatsächlich niemand überleben. Nicht nur Ath’krala hatte ganze Arbeit geleistet, sondern auch derjenige, den die dämonische Masse verfolgte und der sich mit allen Mitteln gegen den Untergang wehrte …
In einer anderen Welt,
gefangen im Augenblick
Um den Krater des Vergessens war die Vegetation noch immer überwuchert.
Macabros scherte sich nicht darum. Er stampfte weiter. Für ihn gab es nur noch eine Priorität – er musste Ath’krala finden und vernichten, jenes Herz des Seuchengezüchts, wie Anna es genannt hatte. Sie war mit ihm verbunden gewesen, und dieser Hinweis konnte von entscheidender Bedeutung sein. Denn wenn das Herz vernichtet wurde … starb womöglich auch der gesamte Rest dieses geheimnisvollen Organismus.
Macabros schlug einem schleimbedeckten Baum die Äste ab, um weiter voranzukommen.
Als sich knotige Stränge um seine Beine wanden, um ihn zu Fall zu bringen, durchtrennte er sie mit der Klinge.
Er ließ sich von nichts aufhalten.
Dann erreichte er den Krater. Gähnend schwarz breitete er sich vor und unter ihm aus, wie ein Loch in der Wirklichkeit. Etwa einen Meter tief lagen die Felswände des etwa zwanzig Meter durchmessenden, kreisrunden Kraters frei – überwuchert von Schleim, aber deutlich sichtbar. Darunter waren nur Schwärze, Lichtlosigkeit und das Nichts.
Ein
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