Macabros Neu 02 - Athkrala - Seuchengezuecht des Molochos
hatte nicht damit gerechnet, jemals wieder mit seinem Todfeind in einen Konflikt zu geraten. Doch alles strebte genau darauf zu, wenn es nicht schon längst soweit war. »Er und seine Göttin waren schlau genug, sich auf ihr Ableben vorzubereiten«, erklärte er. »Offenbar war der letzte Kampf, den ich gegen sie führte, nur der Teil eines groß angelegten Plans. Eines Plans, den ich erst jetzt langsam durchschaue …«
Anna blickte ihn schief an. Sie verstand kein Wort von dem, was er da sagte.
»Rha-Ta-N’my und Molochos haben etwas hinterlassen«, sagte er nachdenklich, »und hier, in Itaron, sind sie auf gewisse Weise noch lebendig. Wenn ich es nicht verhindere, werden sie ihren schrecklichen Einfluss wieder auf alle Welten ausweiten.«
»Was tot ist, ist tot.« Anna atmete sorgenvoll ein. »Zumindest hätte ich das bis vor Kurzem behauptet. Inzwischen habe ich allerdings Einiges erlebt, das mich an dieser Überzeugung zweifeln lässt.«
Björn wusste, dass sie auf das Auftauchen der Knochenmonster in Ita-Kularon anspielte. Diese Knochenmänner hatten sowohl das Volk der Kulariden als auch Menschen, die in Itaron gestrandet waren, dazu benutzt, um Molochos’ und Rha-Ta-N’mys Einfluss beständig auszudehnen. Sie hatten sich ganz in den Dienst der Dämonen gestellt – und im Gegenzug von ihnen auf schauerliche Weise neue Lebenskraft erhalten.
Die Zusammenhänge in der Welt Itaron waren kompliziert – jede Lebensform schien mit anderen verknüpft zu sein. Etwa die menschlichen Opfer, die über das Dimensionstor im Schloss des Malers Bornier von der Erde für den Leichenkult der Knochenmänner hierhergeschafft worden waren – ihre Leiber degenerierten zu den Kulariden … und später unter gewissen Umständen zu den ‘Verlorenen Seelen’, jenen erdigen Wiedergänger-Kreaturen, die Björn ebenfalls kennengelernt hatte. Leben und Tod nahmen im Augenblick dieser Welt einen eigenen, ganz speziellen Weg.
Ein Brausen scholl durch das Tal, als fahre der Wind durch eine in voller Kraft stehende Blätterkrone. Es klang dumpf durch die Nebelschwaden.
Anna schaute sich hektisch um. »Was war das?«
Ein Knacken und Krachen folgte.
Björn konnte ihr keine Antwort geben, so gern er es auch getan hätte. Er ahnte nur, dass sich ihnen die Gefahr näherte, auf die sie die ganze Zeit über gewartet hatten. »Du bleibst nahe bei mir!«
Das Schwert des Toten Gottes flog wie von selbst in seine Hand. Er war kampfbereit. Welche Bestie in diesem Tal auch lauern mochte, er würde sich nicht einschüchtern lassen.
Schritt für Schritt gingen sie weiter. Die Zahl der Knochen und Skelette nahm kontinuierlich zu – mal lagen sie mitten auf dem Weg, mal häuften sie sich daneben zu kleinen Hügeln. Das Brausen wurde lauter und erinnerte an das Brüllen eines wilden Tieres. Oder spielte ihm die Fantasie einen Streich? Björn war Einiges gewohnt, aber diese Umgebung bedrückte auch ihn.
Die Sicht betrug inzwischen weniger als fünf Meter. Sie passierten einen Knochenberg, der wenigstens einen halben Meter hoch war. Im Gegensatz zu den anderen Knochen schimmerten diese nicht mehr, sondern waren von stumpfem Blau. Der Nebel war immer noch sehr dicht, aber wenigstens hatte es wieder aufgehört zu schneien. Björn lauschte. Geräusche drangen durch den Nebel nur gedämpft zu ihm durch. Selbst die eigenen Worte schienen seltsam dumpf, wenn er mit Anna sprach.
Da!
Der Nebel verdunkelte sich. Ein monströs großer Umriss zeichnete sich ab. Dazu ein Schlurfen, als schleife etwas Schweres über den Boden.
Björn hob das Schwert. Sein Atem ging schwer. Wie ein vorzeitlicher Recke erwartete er den Angriff des Unbekannten.
Doch dieser Angriff kam nicht.
Der Schatten zog sich wieder tiefer in den Nebel zurück.
Aber etwas kullerte über den Boden auf die beiden Menschen von der Erde zu. Im ersten Augenblick dachte Björn makabererweise an einen Totenschädel – aber er täuschte sich. Was da den Abhang hinabrollte, war kein Knochen, sondern ein nahezu kreisrundes, weiches Gebilde. Etwa so groß wie ein Fußball, wies die Außenseite Beschädigungen und Druckstellen auf, als wäre eine Frucht vom Aufprall auf das Geröll eingedellt worden.
Eine Frucht …
Der Vergleich schien sehr passend zu sein. Björn hob das Etwas auf, nachdem er es vorsichtig mit der Spitze des Schwertes angetippt hatte – der Beweis dafür, dass er es mit nichts Dämonischem zu tun hatte. Alles, was finsteren Ursprungs war, wäre durch die besondere Magie
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