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MacBest

Titel: MacBest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zurecht, zog sich die Kapuze tiefer in die Stirn, trat zurück und prüfte sein Erscheinungsbild. Zum erstenmal durfte er auch einige Worte auf der Bühne sprechen, und er wollte Fehlern vorbeugen.
    »Duckt euch, kurzlebige Sterbliche«, verkündete er. »Denn ich bin der Tod. Weder Schlösser noch … noch … Noch was, Hwel?«
    »Oh, heiliger Himmel, Dafe. ›Weder Schlösser noch vorgeschobene Riegel halten mich zurück. ‹ Ist doch gar nicht so schwer, das im Kopf zu behalten, oder – nein, nicht dorthin, ihr Hirnis!« Der Zwerg eilte durchs Durcheinander hinter der Bühne und verfolgte zwei unaufmerksame Kulissenschieber.
    »Na schön«, sagte Tod zum Spiegel und betrachtete die dunkle Gestalt darin.
    »Weder Schlösser noch … Tumpty-Tum … vorgeschobene Tumpty-Tumpty-Riegel …«, sagte er unsicher und hob die Sense. Ihr Ende fiel ab.
    »Glaubst du, ich sehe schrecklich genug aus?« fragte er, als er die Klinge wieder am Stiel befestigte.
    Tomjon saß auf seinem Buckel, trank Tee und nickte aufmunternd.
    »Kein Problem, mein Freund«, erwiderte er. »Der Tod könnte nicht schrecklicher sein als du. Aber vielleicht solltest du ein wenig hohler sprechen.«
    »Wie meinst du das?«
    Tomjon setzte die Tasse ab. Schatten huschten über seine Züge; die Augen schienen zu glühen, und die Lippen wichen von den Zähnen zurück. Das Gesicht wirkte nun wesentlich blasser, und die Haut straffte sich über hohen Jochbeinen.
    »ICH BIN GEKOMMEN, UM DICH ZU HOLEN, DU SCHRECKLICHER SCHAUSPIELER«, intonierte er, und jede Silbe klang wie ein zufallender Sargdeckel. Dann rutschte Tomjons Miene wieder in die ursprüngliche Form.
    »So zum Beispiel«, sagte er.
    Dafe hatte sich an die Wand gepreßt, entspannte sich etwas und lachte nervös.
    »Bei den Göttern, das kriege ich nicht hin«, brachte er hervor. »Ehrlich: Ich kann nie so gut sein wie du.«
    »Eigentlich ist es gar nicht schwer. Beeil dich jetzt; sonst fällt Hwel doch noch einem Nervenzusammenbruch zum Opfer.«
    Dafe warf ihm einen dankbaren Blick zu und lief los, um beim Szenenwechsel zu helfen.
    Tomjon nippte voller Unbehagen an seinem Tee, während ihn dann die Geräusche hinter den Kulissen dichtem Nebel gleich umwehten. Er machte sich Sorgen.
    Hwel hatte gesagt, mit dem Stück sei soweit alles in Ordnung – bis auf das Stück selbst. Tomjon gewann immer wieder den Eindruck, daß sich das Drama umzugestalten versuchte. Wenn er auf der Bühne stand, glaubte er, in irgendeinem Winkel seines Kopfes andere Worte zu hören. Es war, als belausche er ein Gespräch. Er mußte die Stimme heben, um das mentale Flüstern zu übertönen.
    Etwas ging nicht mit rechten Dingen so. Sobald ein Theaterstück geschrieben war, stand es, nun, auf dem Papier. Es sollte nicht lebendig werden und versuchen, sich selbst zu redigieren.
    Tomjon seufzte. Er konnte es gar nicht abwarten, dieses gespenstische Schloß zu verlassen und eine möglichst große Entfernung zwischen sich und den wahnsinnigen Herzog zu legen. Nach einer Weile blickte er sich um und stellte fest, daß es noch ein wenig dauern würde, bis der nächste Akt begann. Er stand auf und wanderte ziellos umher, auf der Suche nach frischerer Luft.
    Eine Tür öffnete sich vor ihm, und er trat auf den Wehrwall. Tomjon schloß den Zugang, verbannte damit die lauten Geräusche und ersetzte sie durch ein leises Summen. Ein farbenprächtiger Sonnenuntergang schmachtete hinter den Gitterstäben der Wolken; die Luft war so unbewegt wie ein Mühlteich und so heiß wie ein Backofen. Im Wald tief unten krächzte ein Nachtvogel.
    Er ging zur anderen Seite des Wehrwalls und starrte in die schwindelerregende Tiefe der Schlucht. Ewiger Dunst umhüllte dort einen brodelnden Fluß.
    Tomjon drehte sich um und trat in einen so kalten Windzug, daß ihm der Atem stockte.
    Ungewöhnliche Brisen zupften an seiner Kleidung. Irgend etwas raunte neben ihm, als versuche jemand, ihm etwas mitzuteilen, ohne die Geschwindigkeit richtig regeln zu können. Eine Zeitlang stand der junge Mann wie erstarrt. Dann holte er tief Luft und floh durch die Tür.
     
    »Aber wir sind keine Hexen!«
    »Warum seht ihr dann so aus? Fesselt sie, Jungs!«
    »Entschuldige bitte, aber wir sind keine echten Hexen!« Der Hauptmann musterte die drei Frauen nacheinander. Er sah spitze Hüte, zerzaustes Haar, das nach feuchten Heuhaufen roch, gallengrüne Haut und Dutzende von Warzen. Der Job des Hauptmanns der Wache bot keine sehr guten beruflichen Perspektiven für

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