Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MacBest

Titel: MacBest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
jemanden, der zu Eigeninitiative neigte. Lord Felmet verlangte drei Hexen, und diese hier schienen genau richtig zu sein.
    Der Hauptmann hielt nichts von inszenierten Dramen. Kurz vor der Pubertät hatte er beim Kasperletheater ein Trauma erlitten, und seitdem mied er sowohl jede Form von organisierter Unterhaltung als auch alle Orte, an denen man Krokodile vermuten konnte. Die letzte Stunde hatte er in der Wachstube verbracht, in der angenehmen Gesellschaft einer Flasche Wein.
    »Ich habe euch befohlen, sie zu fesseln«, erinnerte er seine Männer.
    »Sollen wir sie auch knebeln?«
    »Wenn du doch endlich zuhören würdest! Wir gehören zum Theater …«
    »Ja«, erwiderte der Hauptmann und schauderte. »Knebelt sie.«
    »Bitte …«
    Der Hauptmann beugte sich vor und starrte in drei furchterfüllte Augenpaare. Er zitterte.
    »Ihr habt zum letztenmal die Würstchen anderer Leute gegessen!« stieß er hervor.
    Kurz darauf merkte er, daß ihm auch die Soldaten seltsame Blicke zuwarfen. Er hüstelte und richtete sich auf.
    »Nun gut, ihr theatralischen Hexen«, sagte er. »Eure Vorstellung war gut, und jetzt wird’s Zeit für den Applaus.« Er nickte den Gardisten zu.
    »Klatscht sie in Ketten!«
     
    Drei andere Hexen saßen hinter der Bühne und starrten leer ins Halbdunkel. Oma Wetterwachs hatte eine Zweitschrift des Manuskripts gefunden; ab und zu warf sie einen Blick darauf, als suche sie nach Rat.
    »›Diverse Alarme und Exkurse‹«, las sie unsicher.
    »Das bedeutet, es geschehen viele schreckliche Dinge«, erwiderte Magrat. »In jedem ordentlichen Drama kommt es früher oder später dazu.«
    »Alarme und was?« fragte Nanny Ogg, die nicht richtig zugehört hatte.
    »Exkurse«, wiederholte Magrat geduldig.
    »So wie in Exkursion?« Nanny Oggs Miene erhellte sich ein wenig. »Oh, ich weiß, damit sind Ausflüge gemeint. Ein hübscher Strand wäre jetzt nicht schlecht. Am Meer.«
    »Sei still, Gytha!« brummte Oma Wetterwachs. »Die Eks … Die Ausflüge sind nicht für dich bestimmt, sondern für alle Diversen. Hier steht’s ganz deutlich. Damit sie sich von den vielen Alarmen erholen, nehme ich an.«
    »Wir können das nicht zulassen«, sagte Magrat schnell und laut. »Wenn dieses Stück öfter aufgeführt wird, glaubt man bald überall, Hexen seien alte Vetteln mit grüner Schminke.«
    »Alte Vetteln, die sich in die Angelegenheiten von Königen einmischen«, betonte Nanny. »Wozu wir uns nie hinreißen lassen, wie allgemein bekannt ist.«
    »Ich habe nichts gegen Einmischungen an sich«, meinte Oma Wetterwachs und stützte das Kinn auf die Hand. »Ich bin nur gegen böses Einmischen.«
    »Und die schlechte Behandlung von Tieren«, murmelte Magrat. »All das Gerede von Hundeaugen und Krötenohren … Niemand benutzt so etwas.«
    Oma Wetterwachs und Nanny Ogg vermieden es, sich anzusehen.
    »Flittchen!« sagte Nanny bitter.
    »Hexen sind ganz anders«, warf Magrat ein. »Wir leben in Harmonie mit den großen Zyklen der Natur. Wir fügen niemandem Schaden zu, und es ist gemein, daß diese Leute etwas anderes behaupten. Wir sollten ihre Knochen mit heißem Blei füllen.«
    Die beiden anderen Hexen musterten sie mit einer Mischung aus Überraschung und Bewunderung. Magrat errötete – ihre Wangen verfärbten sich keineswegs grün – und sah auf die Knie.
    »Gütchen Wemper hat ein Rezept entwickelt«, gestand sie ein. »Es ist ganz einfach. Man besorgt sich nur ein wenig Blei und …«
    »Das halte ich kaum für angemessen«, sagte Oma Wetterwachs langsam, nachdem sie ihren inneren Widerstand überwunden hatte. »Dadurch kämen die Leute auf falsche Gedanken.«
    »Aber nicht für lange«, kommentierte Nanny nachdenklich.
    »Nein, mit so etwas dürfen wir nicht anfangen.« Diesmal klang Omas Stimme fester und entschlossener. »Es würde kein Ende nehmen.«
    »Warum verändern wir nicht einfach die Worte?« schlug Magrat vor. »Wenn die Schauspieler auf die Bühne zurückkehren, könnten wir einen magischen Einfluß beschwören, damit sie ihren Text vergessen. Und dann lassen wir sie ganz andere Sätze sprechen.«
    »Ich schätze, mit Theaterworten kennst du dich gut aus, nicht wahr?« fragte Oma Wetterwachs sarkastisch. »Sie müssen zur richtigen Sorte gehören, denn sonst würden die Zuschauer Verdacht schöpfen.«
    Nanny Ogg winkte ab. »Es ist gar nicht schwer. Ich habe mich damit befaßt. Man sagt einfach Tumpty-tumpty-tumpty.«
    Oma dachte darüber nach.
    »Ich vermute, es steckt noch mehr dahinter«,

Weitere Kostenlose Bücher