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MacBest

Titel: MacBest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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öffnete sie und holte in der sehr methodischen Weise von Kindern alle Kronen hervor.
    Der Zwerg streckte die Zunge aus, als er den eigenwilligen Federkiel übers Papier steuerte. Er fand Platz für unglückliche Liebe, komische Totengräber und den buckligen König. Nur die Katzen und Rollschuhe bereiten ihm noch Schwierigkeiten …
    Er sah auf, als es irgendwo gluckste.
    »Um Himmels willen, Junge«, rief er, »das Ding ist viel zu groß für dich. Leg es weg!«
     
    Die Scheibenwelt drehte sich in den Winter.
    Im Winter konnte man die Spitzhornberge nicht unbedingt als ein magisch-frostiges Wunderland bezeichnen, in dem jeder Zweig ein glitzerndes Eisgewand trug. Der Winter in den Spitzhornbergen war nicht zum Scherzen aufgelegt; er öffnete ein Tor, das geradewegs zur ursprünglichen Kälte führte, die vor der Erschaffung der Welt existierte. Der Winter in den Spitzhornbergen bedeutete mehrere Meter Schnee und verwandelte die Wälder in dunkle grüne Tunnel zwischen den Schneewehen. Hier kündigte der Winter den trägen, faulen Wind an, der sich nicht damit aufhielt, Leuten auszuweichen, sondern direkt durch sie hindurchblies. Die Vorstellung, daß man Gefallen am Winter finden konnte, wäre den Bewohnern der Spitzhornberge nie in den Sinn gekommen – sie kannten achtzehn verschiedene Wörter für Schnee. 5
    Der Geist des Königs Verence schlich hungrig und niedergeschlagen an den Zinnen vorbei, blickte über den geliebten Wald und wartete auf seine Chance.
    Es war ein Winter, der Unheil verkündete. Des Nachts glühten Kometen am kalten Himmel. Die am Tag dahingleitenden Wolken sahen aus wie Wale und Drachen. Im Dorf Scharfschneide brachte eine Katze ein zweiköpfiges Junges zur Welt, aber das gehörte wahrscheinlich nicht zur Kategorie der bösen Omen. Immerhin hatte sich Greebo erhebliche Mühe gegeben, um zum männlichen Vorfahren der letzten dreißig Katzengenerationen zu werden.
    Andererseits: Im Blöden Kaff überraschte sich ein Hahn dabei, ein Ei zu legen, und anschließend suchte er nach Antworten für einige ebenso peinliche wie persönliche Fragen. In Lancre schwor jemand, er sei einem Mann begegnet, der mit eigenen Augen beobachtet hatte, wie ein Baum die Wurzeln aus dem Boden zog und davonmarschierte. Einmal schneite es tiefgefrorene Krabben. Seltsame Lichter schimmerten am Himmel. Gänse gingen rückwärts. Die ganze Zeit über funkelte das kalte Feuer der Aurora Coriolis, der Mittlichter, deren frostiger Schein über den mitternächtlichen Schnee glitzerte.
    Nun, das alles konnte man natürlich nicht als ungewöhnlich bezeichnen. Die Spitzhornberge erhoben sich auf der stationären magischen Welle der Scheibenwelt – man vergleiche sie mit einer Eisenstange, die unschuldig und quer auf die Schienen einer Untergrundbahn gelegt wird. Die Berge waren so sehr mit Magie gesättigt, daß sie sich ständig entlud. Häufig wachten Leute mitten in der Nacht auf, murmelten ein gelangweiltes »Oh, schon wieder so ein Omen«, und drehten sich auf die andere Seite.
    Der Silvesterabend begann und kündigte ein neues Jahr an. Und dann, ganz plötzlich, geschah überhaupt nichts.
    Ein klarer Himmel wölbte sich, und kalter Puderzucker schien alles zu bedecken.
    Die eisumhüllten Wälder schwiegen und rochen nach Zinn. Überraschenderweise fiel nur noch Schnee vom Firmament.
    Ein Mann wanderte von Scharfschneide nach Lancre, und der Weg führte ihn durchs Moor. Er sah weder Irrlichter noch kopflose Hunde, umherwandernde Bäume, geisterhafte Kutschen oder Kometen. Man brachte ihn in eine Taverne und gab ihm dort etwas zu trinken, um seine Nerven zu beunruhigen.
    Die stoische Ruhe der Spitzhornbergler – sie hatte sich im Lauf der Jahre als souveräner Widerstand dem thaumaturgischen Chaos gegenüber entwickelt – wurde nicht mit der plötzlichen Veränderung fertig. Man denke in diesem Zusammenhang an ein Geräusch, das man erst hört, wenn es verklingt.
    Oma Wetterwachs vernahm es jetzt, als sie unter mehreren dicken Steppdecken in ihrem eiskalten Schlafzimmer lag. Die Silvesternacht verlangt traditionsgemäß von Hexen, zu Hause zu bleiben, und Oma war früh zu Bett gegangen, in Gesellschaft einer Tüte mit Äpfeln und einer Wärmflasche. Aber irgend etwas hatte sie aus ihrem leichten Schlaf geweckt.
    Eine gewöhnliche Person wäre jetzt ins Erdgeschoß gegangen, vermutlich mit einem Schürhaken bewaffnet. Oma schlang nur die Arme um die Knie und ließ ihre Gedanken treiben.
    Nein, es befand sich nicht im

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