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MacBest

Titel: MacBest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Haus. Sie spürte die kleinen flinken Seelen der Mäuse, die vagen Träume der Ziegen, die im Stall lagen und sich behaglicher Flatulenz hingaben. Eine jagende Eule formte einen plötzlichen Dolch aus Wachsamkeit, als sie übers Haus flog.
    Oma Wetterwachs konzentrierte sich noch mehr, bis ihr Geist leise zirpende Insekten im Strohdach und Holzwürmer in den Balken berührte. Auch dort fand sie nichts Interessantes.
    Sie zog die Decken höher und ließ ihre mentalen Ohren in den Wald wachsen, in dem völlige Stille herrschte, nur unterbrochen von Schnee, den Bäume hier und dort abschüttelten. Selbst mitten im Winter war der Wald voller Leben: Normalerweise schlief es in kleinen Höhlen oder überwinterte in dicken Baumstämmen.
    Nichts Außergewöhnliches. Das Ich der Hexe dehnte sich weiter aus, zu den hohen Mooren und verborgenen Pässen, wo Wölfe übers Eis rutschten. Sie tastete nach ihren messerscharfen Selbstsphären. Dann noch höher, bis zu den Schneefeldern, die nur noch Geziefer-Rudel enthielten. 6
    Alles schien völlig normal zu sein – was als Hinweis darauf genügte, daß etwas nicht mit rechten Dingen zuging, Oma Wetterwachs fühlte eine Entität im Wald, etwas Lebendiges, jung und doch uralt …
    Sie prüfte dieses Empfinden. Ja. Genau. Jung, alt, einsam. Allein. Und …
    Gefühle waren nie einfach, das wußte die Hexe. Wenn man sie fortnahm, kamen darunter nur andere zum Vorschein …
    Ein Etwas, das sehr zornig werden konnte, wenn es nicht bald damit aufhörte, sich einsam und allein zu fühlen.
    Aber Oma fand es nicht. Sie nahm die winzigen Psychen der Schmetterlingspuppen unter dem gefrorenen Laubkompost wahr, spürte auch die Präsenz von Würmern, die sich unter die Frostgrenze zurückgezogen hatten. Ihre geistigen Ohren lauschten auch einigen Menschen, was gewisse Probleme mit sich brachte: Das menschliche Bewußtsein dachte so viele Gedanken gleichzeitig, das sie sich kaum voneinander unterscheiden ließen. Ebensogut hätte man versuchen können, Nebel an die Wand zu nageln.
    Nichts. Nichts. Das Empfinden verdichtete sich, aber es blieb ohne lokalisierbare Ursache. Oma Wetterwachs richtete ihre Aufmerksamkeit auch auf die kleinsten Wesen im Königreich, doch ihre Suche führte nicht zum Erfolg.
    Sie setzte sich auf, entzündete die Kerze auf dem Nachtschränkchen und griff nach einem Apfel. Eine Zeitlang starrte sie an die Schlafzimmerwand.
    Sie nahm nur ungern eine Niederlage hin. Dort draußen gab es etwas, das Magie trank, wuchs und eine solche Vitalität entfaltete, daß sich seine Präsenz auch im Haus ausdehnte. Trotzdem hielt sie vergeblich danach Ausschau.
    Oma aß den Apfel, legte den Kern neben den Kerzenständer und blies die Flamme aus.
    Samtweiche kalte Nacht glitt ins Zimmer zurück.
    Oma Wetterwachs beschloß, einen letzten Versuch zu unternehmen. Vielleicht blickte sie in die falsche Richtung …
    Eine Sekunde später lag sie auf dem Boden, mit einem Kissen vor dem Gesicht.
    Sie hatte sich etwas Kleines vorgestellt. In Wirklichkeit …
     
    Schloß Lancre erzitterte. Es erbebte nicht besonders heftig, aber das war auch gar nicht nötig – immerhin schwankte es schon in einer leichten Brise. Ein kleiner Turm neigte sich langsam zur Seite und fiel in die tiefe neblige Schlucht.
    Der Narr lag auf den Fliesen und fröstelte im Schlaf. Er wußte die Ehre zu schätzen – wenn es sich tatsächlich um eine Ehre handelte –, aber wenn er im zugigen Flur schlief, träumte er immer von der Narrengilde, hinter deren strengen grauen Mauern er sich durch eine siebenjährige schreckliche Ausbildung geschaudert hatte. Allerdings waren die Fliesen nicht ganz so hart wie die Betten im Gildenhaus.
    Anderthalb Meter entfernt klirrte leise eine Rüstung. Die Lanze vibrierte in einer stählernen Faust, sauste wie eine Fledermaus im Sturzflug durch die Luft und prallte dicht neben dem Ohr des Narren auf den Boden.
    Er richtete sich auf und stellte fest, daß er noch immer zitterte. Ebenso wie die Steinplatten unter ihm.
    In Lord Felmets Zimmer strömten Kaskaden aus Staub vom uralten Himmelbett. Der Herzog erwachte aus einem Traum, in dem ein gewaltiges Ungeheuer ums Schloß gestapft war, und entsetzt gelangte er zu dem Schluß, daß es vielleicht wirklich geschah.
    Das Porträt eines vor Äonen gestorbenen Königs fiel von der Wand. Lord Felmet schrie.
    Der Narr wankte herein und versuchte, das Gleichgewicht auf einem Boden zu wahren, der sich nun wie Meereswellen hob und senkte. Seine

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