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MacBest

Titel: MacBest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Ich wollte es nicht …«
    Die Tür schwang auf. Ihre Ladyschaft füllte den Zugang. Sie hatte fast die gleiche Form.
    »Leonal!« sagte sie scharf.
    Der Narr stellte überrascht fest, was mit den Augen des Herzogs geschah. Das irrsinnige rote Feuer verschwand aus ihnen, wurde nach hinten gesaugt, und ein vertrauter blauer, durchdringender Blick kehrte zurück. Er bedeutete nicht, daß Lord Felmet wieder normal geworden war. Selbst sein kühler Verstand kam Wahnsinn gleich. Der Herzog hatte einen Verstand, der wie eine Uhr tickte, und wie bei einer Uhr machte es regelmäßig Kuckuck.
    Seine Lordschaft sah ruhig auf. »Ja, Liebste?«
    »Was hat dies zu bedeuten?« fragte Ihre Ladyschaft.
    »Hexen, nehme ich an«, antwortete der Herzog.
    »Ich glaube nicht, daß …«, begann der Narr. Lady Felmets Blick brachte ihn nicht nur zum Schweigen, sondern nagelte ihn fast an die Wand.
    »Das ist offensichtlich«, sagte sie. »Du bist ein Idiot.«
    »Ein Narr, Lady.«
    »Das auch«, fügte die Herzogin hinzu und wandte sich wieder an ihren Gemahl.
    »So«, verkündete sie und lächelte grimmig, »sie fordern uns noch immer heraus, wie?«
    Lord Felmet zuckte mit den Schultern. »Wie soll ich gegen Magie ankämpfen?«
    »Mit Worten«, sagte der Narr, ohne vorher nachzudenken. Er bedauerte es sofort. Herzog und Herzogin starrten ihn an.
    »Wie bitte?« fragte Ihre Ladyschaft.
    Der Narr ließ verlegen seine Mandoline sinken.
    »In … In der Gilde haben wir gelernt, daß Worte noch mächtiger sein können als Magie.«
    »Clown!« platzte es aus Lord Felmet heraus. »Worte sind nur Worte. Oder Wörter. Kurze Silben. Stöcke und Steine brechen meine Gebeine …« Er legte eine kurze Pause ein und genoß den nächsten Gedanken. »Aber Worte sind nicht imstande, mich zu verletzen.«
    »Vielleicht doch, mein Lord«, wandte der Narr ein. »Wenn man die richtigen verwendet. Zum Beispiel … Lügner! Usurpator! Mörder!«
    Der Herzog zuckte zurück und klammerte sich an den Armlehnen des Throns fest.
    »Natürlich enthalten solche Worte keine Wahrheit«, fuhr der Narr hastig fort. »Aber sie können sich wie ein unterirdisches Feuer ausbreiten, bereit dazu, nach oben zu dringen und zu verbrennen …«
    »Das stimmt, das stimmt!« schrillte der Herzog. »Ich höre sie die ganze Zeit über.« Er beugte sich vor. »Es sind die Hexen!« zischte er.
    »Dann, dann, dann müssen sie mit anderen Worten bekämpft werden«, sagte der Narr. »Sie wirken selbst bei Hexen.«
    »Welche Worte meinst du?« erkundigte sich die Herzogin nachdenklich.
    Der Narr zuckte mit den Achseln. »Vettel. Unheilsbringerin. Böses altes Weib.«
    Ihre Ladyschaft hob eine buschige Braue.
    »Eigentlich bist du gar nicht so närrisch«, sagte sie langsam. »Du beziehst dich auf Gerüchte.«
    »Nur darauf, Lady.« Der Narr rollte mit den Augen. Warum habe ich nicht geschwiegen? dachte er kummervoll.
    »Es sind die Hexen«, flüsterte Lord Felmet. Seine Stimme galt dem Rest des Multiversums. »Wir müssen die Welt vor den Hexen warnen. Sie sind böse. Sie lassen es zurückkehren, das Blut. Sogar Schmirgelpapier hilft nicht.«
     
    Der Boden bebte erneut, als Oma Wetterwachs über schmale, eisverkrustete Pfade durch den Wald eilte. Ein Klumpen Schnee löste sich von einem hohen Ast und fiel ihr auf den Hut.
    Es war einfach nicht richtig. Ganz gleich, welches Etwas den Berg und alles andere erzittern ließ: Eine Hexe, die etwas auf sich hielt, blieb in der Silvesternacht zu Hause. So verlangte es die Tradition. Niemand kannte den Grund dafür, aber darauf kam es auch nicht an.
    Oma erreichte das Moor und schritt über frosterstarrtes Heidekraut, das der Wind vom Schnee befreit hatte. Ein sichelförmiger Mond hing über dem Horizont, und sein blasses Licht fiel auf hohe Gipfel. Hier oben begann eine ganz andere Welt, und selbst Hexen wagten sich nur selten dorthin. Die Landschaft stammte aus der kalten Geburt allen Seins: nur grünes Eis, messerscharfe Kämme und tiefe, verborgene Täler. Eine derartige Landschaft war nicht für Menschen bestimmt. Sie war ebensowenig feindselig wie ein Ziegelstein oder eine Wolke, aber sie zeichnete sich durch unheilvolle Gleichgültigkeit aus.
    Doch diesmal fühlte sich Oma Wetterwachs von ihr beobachtet. Ein durch und durch fremdartiges Bewußtsein schenkte ihr überaus intensive Aufmerksamkeit. Sie blickte an den eisigen Hängen hinauf und rechnete fast damit, einen gewaltigen Schatten zu sehen, der sich vor den Sternen bewegte.
    »Wer bist

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