Mace Windu und die Armee der Klone
daran, was geschieht, wenn ich diesen Ort tatsächlich irgendwann verstehen sollte. Wenn es schließlich so weit ist, wer werde ich dann sein? Ich fürchte, der Mann, der ich war, wird den Mann verachten, zu dem ich werde. Mich beschleicht die entsetzliche Angst, dass diese Verwandlung genau das war, was Depa beabsichtigte, als sie mich hergelockt hat. Sie sagte, es gebe nichts Gefährlicheres als einen Jedi, der endlich normal geworden ist. Ich glaube, sie ist gefährlich. Und vermutlich will sie, dass ich ebenfalls gefährlich werde. Ich sollte - ich muss etwas ändern, muss an etwas anderes denken.
Denn ich habe Nick über sie ausgefragt.
Ich konnte nicht anders. Mit meiner Wut keimte Hoffnung auf - wenn das Holo inszeniert war. vielleicht war das, was sie sagte, lediglich. Beiwerk. Atmosphäre. So in der Art. Ungeachtet meiner Entschlossenheit, unvoreingenommen zu bleiben, bis ich sie sehen würde, mit ihr sprechen würde, ihre Essenz in der Macht spüren könnte; ungeachtet meiner Entschlossenheit, nichts zu fragen und mir nichts anzuhören; ungeachtet meiner jahrelangen Disziplin und Selbstkontrolle. Das Herz hat eine Macht, gegen die keine Disziplin etwas ausrichten kann.
Also fragte ich ihn. Ich habe ihm Depas Worte auf dem Datenwafer wiedergegeben: wie sie sich die Dunkelheit im Dschungel nannte und sagte, sie sei endlich normal geworden. Und dass ich fürchte, sie könnte der dunklen Seite und unrettbar dem Wahnsinn verfallen sein. Und Nick.
»Verrückt?«, sagte er lachend. »Ihr seid hier der Verrückte. Wenn sie verrückt wäre, würde ihr doch niemand folgen, oder?«
Aber als ich ihn fragte, ob sie demnach in Ordnung sei, erwiderte er: »Hängt davon ab, was Ihr unter in Ordnung versteht.«
»Ich muss wissen, ob du je gesehen hast, wie sie aus Wut oder aus Angst heraus agiert hat. Ich muss wissen, ob sie die Macht zu ihrem persönlichen Vorteil einsetzt: um etwas zu erlangen oder um Rache zu üben. Ich muss wissen, wie sehr die dunkle Seite sie schon im Griff hat.«
»Darüber braucht Ihr Euch keine Gedanken zu machen«, sagte er. »Ich habe nie zuvor einen freundlicheren oder fürsorglicheren Menschen als Meisterin Billaba kennen gelernt. Sie ist nicht böse. Ich glaube, das könnte sie gar nicht sein.« »Es geht nicht um Gut und Böse«, entgegnete ich. »Es geht um die fundamentale Natur der Macht selbst. Jedi sind keine Moralisten. Das ist ein weit verbreitetes Missverständnis. Wir sind im Grunde Pragmatiker. Der Jedi ist weniger Altruist, weil er gut sein möchte. sondern weil er nur so sicher ist: Die Macht zum persönlichen Nutzen einzusetzen birgt Gefahren. Das ist die Falle, in die selbst der gütigste, freundlichste und fürsorglichste Jedi tappen kann: Das führt zu dem, was wir die dunkle Seite nennen. Kraft, Gutes zu tun, wird am Ende zu schlichter Kraft. Nackter Macht. Führt zu einem Ende in sich selbst. Es ist eine Form des Wahnsinns, für den Jedi besonders empfänglich sind.«
Nick antwortete darauf mit einem Schulterzucken. »Wer kennt schon die wahren Gründe, aus denen jemand handelt?« Das war keine sehr tröstliche Erwiderung, und das, was er mir im Anschluss mitteilte, war noch schlimmer. Er sagt, so, wie Depa auf dem Kristall gesprochen hätte, würde sie heutzutage nur noch reden. Sie habe Albträume, sagte er -ihre Schreie würden aus ihrem Zelt durch das ganze Lager gellen. Niemand sehe sie je essen - stattdessen magere sie ab, als würde sie von innen aufgefressen. Er sagt, sie habe Kopfschmerzen, gegen die Schmerzmittel nichts ausrichten können, und manchmal könne sie ihr Zelt tagelang nicht verlassen. Wenn sie bei Tage draußen sei, verbinde sie sich die Augen, weil sie das Sonnenlicht nicht ertragen könne. Es tut mir Leid, dass ich gefragt habe. Es tut mir Leid, was Nick mir erzählt hat.
Es tut mir Leid, dass er nicht gelogen hat. Es ist eines Jedi unwürdig, die Wahrheit zu fürchten. Ich werde die Geschichte fortsetzen. Erlebnisse in Worte zu fassen bedeutet, sie aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Das brauche ich. Und so kann ich die Stunden der Nacht vertreiben. Selbst ein Jedi-Meister, der an Meditation und Reflektion gewöhnt ist, der dazu ausgebildet wurde, kann zu viel Zeit mit seinen Gedanken allein verbringen. Vor allem hier draußen. Diese Siedlung, dieser Außenposten, wurde am Rande eines Vorsprungs errichtet, den ein Hang der Bergkette bildet. Das Gebirge ist hier kein gleichmäßiger Höhenzug mehr, sondern eher eine Sinuskurve von
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