Mach doch - Roman
jedenfalls nicht mitnehmen. Vielleicht konnte sie es ja zusammen mit dem Anwesen ihrer Großmutter loswerden. Jedenfalls musste sie vor ihrer Abreise dafür sorgen, dass es einen guten Platz hatte.
Nachdem der Kater seine Schüssel geleert hatte, wirkte er in etwa so zufrieden, wie sich Lauren nach dem Schäferstündchen mit Jason gefühlt hatte.
Bei der Erinnerung daran bekam sie heiße Wangen, und ein Kribbeln ging durch ihren Körper. Sie spülte die Futterschüssel aus und ging nach oben in ihr Schlafzimmer. Kaum hatte sie sich aufs Bett gesetzt, hatte sich auch schon der Kater zu ihr gesellt und sich genau in der Mitte ihres Kopfkissens niedergelassen.
Sie seufzte und streckte sich neben ihm aus. Zu
schade, dass der warme Körper neben ihr nicht Jason gehörte. Ein gefährlicher Gedanke, und noch ein Grund, weshalb sie zusehen musste, dass sie möglichst rasch von hier wegkam. Er hatte ihr schon einmal wehgetan. Doch inzwischen hatte sie einen Traum, ein Ziel. Vielleicht war es ihm ja damals so ähnlich ergangen. Vielleicht hatte er befürchtet, sie könnte seinen Plänen im Weg stehen. Vielleicht war es in seinen Augen ja das Beste gewesen, dass sie von heute auf morgen verschwunden war. Wenn dem so wäre, dann konnte sie ihn jetzt ungleich besser verstehen.
Zumindest konnte sie jetzt von der Begegnung heute Abend zehren.
Und morgen würde sie in die Stadt fahren und sich nach einem Bauunternehmer umsehen, den sie mit der Renovierung betrauen konnte. Je eher die Arbeiten abgeschlossen waren, je eher sie dieses Haus loswurde, desto besser. Dann konnte sie dieser Stadt endgültig den Rücken kehren.
Dieser Stadt und Jason Corwin.
»Es sollte Gebrauchsanweisungen für Katzen geben«, brummte Lauren in sich hinein, während sie tags darauf ihren Einkaufswagen auf der Suche nach dem Regal mit der Tiernahrung durch den Laden schob. Keine Milch mehr für ihren samtpfotigen Freund. Nach dem gestrigen Mitternachtssnack hatte es nämlich heute früh ein böses Erwachen gegeben. Eine derart unerfreuliche Überraschung wollte sie nach Möglichkeit nie mehr erleben.
Ihre New Yorker Freundin Liza hatte schallend gelacht, als sie ihr am Telefon von dem Schlamassel berichtet hatte. »Hast du denn keine Katzenkiste besorgt? «, hatte sie gefragt.
Nein, hatte sie nicht, denn sie war davon ausgegangen, dass ihr Kater, da er kein reines Haustier war, sein Geschäft in Gottes freier Natur erledigen würde.
Schließlich begab sie sich an die Kasse, um ihre Lebensmittel – und die Katzenkiste – zu bezahlen. Dann verstaute sie ihre Einkäufe im Auto und schlug den Weg zur Eisenwarenhandlung ein, wo sie eine neue Taschenlampe erstehen wollte.
Schon als kleines Mädchen hatte sie, wenn sie bei ihrer Großmutter zu Besuch gewesen war, stets eine neben dem Bett bereitgehalten, weil ihr das nächtliche Knarren und Knirschen des Hauses Angst eingejagt hatte. Nachdem sie gestern Nacht entdeckt hatte, dass sich eines der Fenster nicht mehr verschließen ließ, hatte sie sich sogleich auf die Suche gemacht, nur um festzustellen, dass die einzige Taschenlampe im Haus nicht mehr funktionierte, selbst nachdem sie neue Batterien eingelegt hatte.
Rasch hatte sie gefunden, was sie suchte, stellte sich damit an den Tresen und wartete geduldig ab, bis der Kunde vor ihr sein Wechselgeld verstaut und sich vom Verkäufer verabschiedet hatte. Dann legte sie die Lampe neben die Kasse.
Der Mann hinter dem Tresen starrte sie an. Er kam ihr nicht bekannt vor, doch das beruhte offenbar nicht auf Gegenseitigkeit, denn er sagte: »Sind Sie nicht
Mary Perkins’ Enkelin?« Wahrscheinlich kannte er sie von früher oder von einem ihrer letzten Besuche hier.
Lauren kam nur selten zum Einkaufen in die Stadt, und die Reaktion der Einwohner fiel jedes Mal anders aus. Mal begegnete man ihr mit feindseligem Schweigen, mal wurde hörbar hinter ihrem Rücken getuschelt.
»Ja, das bin ich.«
Der Verkäufer – er war um die fünfzig – stützte sich mit beiden Händen am Tresen ab. »Ich hab schon gehört, dass Sie in der Stadt sind.«
Sie nickte. »Da haben Sie richtig gehört.« Lauren schob ihm die Taschenlampe hin, in der Hoffnung, die Sache damit etwas beschleunigen zu können.
»Was wollen Sie hier? Ist ja nicht so, als müssten Sie in dieser Stadt noch irgendwelche Verwandten besuchen.«
Lauren straffte die Schultern und sah ihm in die Augen. »Ich bin nur gekommen, um das Haus meiner Familie so weit herzurichten, damit es verkauft werden
Weitere Kostenlose Bücher