Mach doch - Roman
kann. Apropos, können Sie mir zufällig einen Bauunternehmer empfehlen?«
Er legte die Stirn in Falten und wich ihrem Blick aus. »Im Augenblick nicht, aber wenn mir einer einfällt, lasse ich es Sie wissen.«
Es war offensichtlich, dass er log. In einer so kleinen Stadt kannte man als Verkäufer in der Eisenwarenhandlung doch bestimmt Hinz und Kunz.
Lauren presste die Lippen aufeinander, kramte das
Portemonnaie aus ihrer Handtasche und entnahm ihm eine Kreditkarte.
Der Verkäufer schüttelte den Kopf. »Bei Einkäufen unter zehn Dollar akzeptieren wir keine Kreditkarten. «
Sie musterte ihn aus schmalen Augen. »Tja, ich habe gerade mein letztes Bargeld drüben im Lebensmittelladen ausgegeben.«
»Dann haben Sie wohl Pech gehabt.« Er verschränkte die Arme vor der Brust.
»Das Geld einer Perkins ist hier wohl nicht willkommen, wie?« Sie steckte die Kreditkarte wieder ein. »Wissen Sie was? Ich besorge mir meine Taschenlampe anderswo.«
»Setz die Lampe auf meine Rechnung, Burt«, befahl eine unverwechselbare Männerstimme, und plötzlich stand Jason neben ihr.
Lauren wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. Sie fragte sich, wie viel er wohl von ihrer Unterhaltung mitbekommen hatte. »Danke, aber das ist nicht nötig. Ich bin sicher, es gibt hier noch andere Geschäfte, die Taschenlampen verkaufen.«
»Hey, Corwin, weißt du überhaupt, wer das ist?«, fragte der Verkäufer.
»Ich weiß nur, dass das keine Art ist, mit einer Lady umzugehen, Burt.« Jason bedachte den Mann hinter dem Tresen mit einem finsteren Blick.
Burt kratzte sich den kahlen Schädel. »Das ist keine Lady, das ist eine … «
»Ich sagte, du sollst die Taschenlampe auf meine
Rechnung setzen.« Jason schnappte sich das Gerät, packte Lauren am Ellbogen und bugsierte sie aus dem Laden.
Draußen auf dem Bürgersteig betrachtete sie ihn erst einmal eingehend. Bei Tageslicht sah er noch besser aus als gestern Nacht. Er trug verwaschene Jeans und ein schwarzes Poloshirt. Die Wangen waren mit Bartstoppeln übersät, was seinem Aussehen eine raue, männliche Note verlieh. Beim Anblick dieser sexy Erscheinung hatte sie sogleich Schmetterlinge im Bauch.
»Ich habe dich gestern überall gesucht«, sagte er, ohne sie aus den Augen zu lassen.
»Ich bin nach Hause gefahren.«
»Ach, wurdest du etwa erwartet?«, erkundigte er sich spöttisch. »Oder wolltest du mir bloß aus dem Weg gehen?«
Erwischt. Sie straffte die Schultern. »Nicht dir, sondern einer absolut unnötigen Unterhaltung.«
»Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, so gut solltest du mich kennen.«
Zugegeben, doch jetzt stand ihr nicht der Sinn nach einem Gespräch mit ihm, schon gar nicht hier, wo sie jeder sehen konnte. »Danke für die Taschenlampe«, sagte sie, um das Thema zu wechseln. »Das wäre aber wirklich nicht nötig gewesen.«
Er nickte. »Gern geschehen. Burt hatte kein Recht, so unhöflich zu dir zu sein«, erwiderte er heiser.
Sie zuckte die Schultern. »Ich nehme es ihm nicht übel. Vielleicht hatte er ja seine Gründe. Wer weiß, was meine Großmutter oder meine Schwester ihm
angetan haben. Wie dem auch sei, du bekommst dein Geld natürlich zurück, keine Sorge.«
Er verdrehte die Augen, als wäre ihm das Geld völlig einerlei. »Die geht auf mich. Hier.« Er reichte ihr die Taschenlampe.
»Danke.« Sie nahm sie entgegen, wobei sie darauf achtete, dass sich ihre Hände nicht berührten.
Doch er trat näher und sah auf sie hinunter. »Wie lange soll dieses Spielchen noch gehen?«
»Was denn für ein Spielchen?«, rutschte es ihr heraus, obwohl sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, sich dumm zu stellen.
»Dein ›Ich verrate dir nicht, warum ich gestern so getan habe, als würden wir uns nicht kennen‹-Spielchen. «
Sie konnte sich inzwischen auch nicht mehr erklären, warum ihr das so wichtig gewesen war. Gestern hatte es für sie einen Sinn ergeben. Sie hatte geplant, ihn von ferne zu beobachten und sich dann aus dem Staub zu machen. Heute kam ihr die ganze Sache schlicht und einfach albern vor.
»Warum hast du nicht zugegeben, dass du mich erkannt hast?«, fragte sie ausweichend.
Er zuckte die Achseln. »Ich hatte den Eindruck, dass du unbedingt inkognito bleiben wolltest, und ehrlich gesagt fand ich es ziemlich sexy, so zu tun, als würde ich mit einer Wildfremden schlafen.« Er grinste, ein diabolisches, sexy Grinsen.
Seine Worte setzten ihren Körper in Brand, genau wie es gestern seine Hände getan hatten.
»Du siehst gut aus«,
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