Mach doch - Roman
bemerkte er mit belegter Stimme.
»Danke. Du aber auch.« Sein dunkles Haar war noch genauso dicht wie früher, seine Augen waren so blau wie eh und je, und sein Körper so stahlhart und …
»Wie ich hörte, suchst du einen Bauunternehmer? «
Sie nickte und war froh darüber, dass er ihre Gedankengänge unterbrochen hatte, ehe sie ein Fall für die Zensur wurden. »Ja, weißt du vielleicht einen?«
»Wie es der Zufall will, ja.« Er wedelte mit dem Arm und verbeugte sich. »Jason Corwin, Bauunternehmer. Stets zu Diensten.«
Lauren beschloss einzuhaken, wenn er schon von sich aus auf seinen unfreiwilligen Karrierewechsel zu sprechen kam. »Ja, ich habe gehört, was passiert ist, und … «
Doch er schnitt ihr das Wort ab. »Reden wir nicht darüber. Ich habe mit dem Thema abgeschlossen.«
Sie konnte verstehen, dass er sich auf keine Diskussionen einlassen wollte, und sie akzeptierte es. »Ich wollte dir nur sagen … Ich glaube, dass du unschuldig bist, Jason. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du dich so verändert hast, hier drin.« Sie legte instinktiv eine Hand auf seine Brust, über dem Herzen. »Ich wollte nur, dass du das weißt.«
Bei der unerwarteten Berührung blähte er die Nasenflügel; seine Pupillen weiteten sich, sein Herz schlug merklich schneller.
Sie ließ zögernd die Hand sinken. »Und jetzt bist du also ins Baugewerbe eingestiegen?«
»Nun, darauf verstehe ich mich am besten.«
Nur auf das Snowboarden hatte er sich noch besser verstanden.
Es war Jahre her, seit er ihr zum ersten Mal von seiner Leidenschaft für diese Alternative zum Skifahren erzählt hatte. Er hatte an seiner Schule einen Snowboardclub gegründet, hatte Fahrten zum eine Stunde entfernten Wachusett Mountain organisiert. Um sich die Ausrüstung und die Übungsstunden zu finanzieren, hatte er bei seinen Onkels gejobbt, doch die Arbeit auf dem Bau war stets nur ein Mittel zum Zweck gewesen. Lauren konnte sich nicht vorstellen, wie er damit zurechtkam, dass er sich nun damit sein täglich Brot verdiente . Wenn ich nicht mehr für die Modebranche tätig sein könnte, wäre ich am Boden zerstört, dachte sie. Verloren .
Doch er wollte ihr Mitleid nicht.
»Ich habe Zeit; ich kann den Auftrag übernehmen«, sagte er und unterbrach damit erneut ihre Gedanken.
Bei der Vorstellung, die nächsten Wochen Tag für Tag Seite an Seite mit ihm zusammenzuarbeiten, wurde ihr heiß. Unmöglich. Wie sollte sie der Versuchung widerstehen? Nein. Sie musste ein anderes Unternehmen beauftragen.
Lauren holte tief Luft. »Versteh das jetzt nicht falsch, aber ich kann dir den Auftrag nicht geben.«
Er würde sie nur ständig ablenken. Und ganz abgesehen davon wollte sie nicht so viel Zeit mit ihm verbringen
und sich womöglich wieder in ihn verlieben. Sie wollte nicht noch einmal dasselbe durchleiden wie vor zehn Jahren.
Und außerdem war sie hier, um ihre Verbindungen mit dieser Stadt endgültig zu lösen, und nicht, um neue aufzubauen.
Er hob eine Augenbraue und musterte sie mit einem wissenden Blick, den sie geflissentlich ignorierte.
»Kannst du mir jemand anderen empfehlen?«, fragte sie.
»Kann ich.« Er schob die Hände in die Hosentaschen. »Aber so gut wie ich ist keiner.«
Das hatte sie bereits am eigenen Leib erlebt. Ihre Wangen glühten. Hoffentlich konnte er nicht Gedanken lesen.
Er schwieg, so lange, dass sie sich schon fragte, ob er es sich anders überlegt hatte. Schließlich sagte er: »Hast du etwas zu schreiben dabei?«
Sie kramte in ihrer Handtasche nach ihrem Notizblock und einem Stift und reichte ihm beides.
Jason kritzelte etwas auf den winzigen Block. »Es gibt da zwei Firmen, eine in Perkins und eine hier in Stewart. Wir empfehlen uns immer gegenseitig, wenn wir ausgebucht sind.«
»Danke.«
»Viel Glück.«
Sie nickte und wandte sich zögernd ab, überrascht und seltsam enttäuscht zugleich, weil er so schnell aufgegeben hatte.
Kapitel 4
Nachdem Lauren ihm eine Abfuhr erteilt hatte, erwachte unvermittelt Jasons Kampfgeist zu neuem Leben. Wenn er etwas wollte, dann holte er es sich. Jetzt wollte er Lauren Perkins. Sie und ihren Auftrag. Und sie wollte ihn. Er hatte ihr die Enttäuschung deutlich angesehen, als er ihr den Zettel mit den Namen und Nummern der anderen Firmen gegeben hatte. Sie hatte nur noch nicht verwunden, dass es noch immer genauso heftig wie früher zwischen ihnen knisterte. Aber Jason würde schon dafür sorgen, dass sie beide bekamen, was sie wollten.
Um ans Ziel zu gelangen, galt
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