Mach doch - Roman
Morgen allerseits! Der neue Boiler ist da, bereit zur Installation.« Er klang wie ein Unteroffizier beim Rapport.
Irgendetwas störte Jason an diesem Kerl, wenngleich er nicht genau sagen konnte, was es war.
»Das freut mich zu hören.« Lauren trat zur Seite und bedeutete Brody, einzutreten.
»Ich muss das gute Stück erst aus dem Wagen holen. Aber vorher … « Er holte einen zusammengefalteten Zettel aus der hinteren Hosentasche. »Hier, der Kostenvoranschlag für die übrigen Arbeiten.« Lächelnd reichte er ihr das Blatt Papier.
»Danke«, murmelte Lauren, stieß einen brunnentiefen Seufzer hervor und steckte es ein, ohne einen Blick darauf zu werfen.
Jason konnte es ihr nicht verdenken. Sie wussten beide, dass ihr beim Anblick der Summe vermutlich die Luft wegbleiben würde. Den Moment hinauszuschieben, machte es im Grunde auch nicht besser.
Aber er würde sich hüten, Lauren darauf aufmerksam zu machen.
»Geben Sie mir einfach Bescheid, wann ich mich
an die Arbeit machen soll«, sagte Brody. »Ich habe ein paar Termine verschoben und könnte sofort anfangen. « Er trat von einem Fuß auf den anderen, und da die Reaktion ausblieb, fügte er hinzu: »Noch heute, meine ich.«
Jason runzelte die Stirn. Der Enthusiasmus dieses Mannes war ihm nicht geheuer. »Jetzt bauen Sie mal den Boiler ein, und dann sehen wir weiter.« Er wollte erst einen Blick auf den Kostenvoranschlag werfen und dann noch einmal mit Brodys Boss um einen besseren Preis verhandeln.
»Geht klar.« Der Klempner wandte sich um und ging zu seinem Lieferwagen, um den Boiler zu holen.
»Gib mir mal den Kostenvoranschlag, damit ich ihn überprüfen kann«, sagte Jason zu Lauren, während sie wieder hineingingen. »Und dann rufe ich J. R. an. Mal sehen, ob es etwas billiger geht.«
Sie drehte sich zu ihm um. »Vielleicht hat er ja einigermaßen fair kalkuliert.«
»Und vielleicht kann ich dafür sorgen, dass der Preis noch fairer wird.« J.R.s Ehefrau drängte schon lange darauf, einen bislang ungenutzten Raum in ihrem Keller als Spielzimmer für die Kinder herzurichten; ein Projekt, das J. R. wegen der Wirtschaftskrise auf Eis gelegt hatte. Hier witterte Jason einen gewissen Verhandlungsspielraum.
Lauren stellte sich ohne Vorwarnung auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. »Danke. Du bist wirklich mehr als hilfsbereit. «
Er wollte sie gerade an sich ziehen, da schoss Trouble an ihnen vorbei in die Vorhalle, wo er abrupt innehielt. Seine schwarzen Pfoten bildeten einen krassen Kontrast zum weißen Marmor, als er nun vorsichtig um die Ecke schlich. Das Tier war offensichtlich auf der Pirsch, und die Beute musste die Maus sein, die Lauren vorhin so erschreckt hatte.
»Trouble! Komm sofort hierher«, zischte sie. Jason sah auf den ersten Blick, dass sie sich nur mit äußerster Mühe zusammennahm.
»Der hört dich nicht«, winkte er ab. »Nicht wenn er auf der Jagd ist.«
Sie schauderte, unfähig, ihre Abscheu zu verbergen. »Kannst du mir das kleine Biest nicht vom Hals schaffen?«
»Ich muss erst in die Eisenwarenhandlung fahren und ein paar Mäusefallen besorgen.«
»Warte, ich komme mit. Ich ziehe mir nur schnell Schuhe an«, sagte sie gehetzt, als könnte sie die Vorstellung nicht ertragen, es ohne ihn mit der Maus aufnehmen zu müssen.
Oder mit den Mäusen.
»Du kannst es wohl kaum erwarten, deinen Freund Burt wiederzusehen, wie?« Er grinste. »Keine Sorge, ich lasse dich schon nicht hier zurück, wo du den Nagern schutzlos ausgeliefert bist.«
Sie lächelte dankbar. »Nicht zu fassen, was in diesem Haus so alles kreucht und fleucht«, brummelte sie, während sie ihre warmen Pelzstiefel aus dem Schrank im Flur holte.
Jason trat derweil zum Kleiderständer und nahm seine Jacke vom Haken. »Unbewohnte Gebäude ziehen eben alle möglichen Besucher an.«
»Apropos Besucher, ich sollte dem Klempner Bescheid geben, dass ich kurz wegmuss.«
Er nickte und sah ihr nach, besser gesagt, ihrem Hintern, der in ihrer Jogginghose hin und her wackelte. Jetzt hatte er die hochoffizielle Erlaubnis, sich die ganze Nacht an diesen Hintern zu schmiegen.
So aktiv wie heute Morgen war Beth das ganze Jahr noch nicht gewesen. Zu dumm, dass sie mit ihrem Anfall nicht die erhoffte Aufmerksamkeit erregt hatte. Wo blieb ihre Schwester? Sie wollte, dass Lauren sie besuchte und ihr erzählte, was es in Bezug auf das Haus Neues gab.
So viel zum Thema Hilfeschrei. Die ganze Aktion hatte ihr nicht viel mehr eingebracht
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