Mach mal Feuer, Kleine - Roman
gestreut. Andrejko wurde schwarz vor Augen, er kniete sich vor Anetka und vergrub seinen Kopf in ihren schwarzen |315| Haaren, aber dann sprang er hoch und schrie laut auf wie ein verwundetes Tier, er schrie vor Ohnmacht, Schmerz und Wut, heftig rückte er das Bettchen wieder zurecht, legte das zitternde Mädchen hinein, griff erneut nach seiner Axt und rannte hinaus.
Den Typen mit dem zerkratzten Gesicht, den jungen Jankura, den kriegte er noch vor den ersten Häusern von Vyšná Poljana zu fassen.
Dann kehrte er zu seiner weinenden Anetka zurück, kniete sich nieder und streichelte sie, mit der anderen Hand versuchte er gleichzeitig, die erschrockene Kleine zu trösten. Nach einer Weile stand er auf, holte den Topf mit warmem Wasser vom Ofen, trug ihn ans Bett, tauchte das Handtuch hinein und wischte Anetkas zerkratztes Gesicht sorgfältig ab, wusch ihre Arme und Hände, ihre Finger mit den Spuren fremder Haut unter den Nägeln, dann streifte er ihr vorsichtig das zerfetzte Kleid vom Leib, und vor Wut fast ohnmächtig wusch er ihren geschundenen Körper und ihre blutigen Schenkel. Anetka drehte sich zur Seite, krümmte sich zusammen, und in sich selbst zurückgezogen stöhnte sie vor Schmerzen. Tränen liefen ihr die Wangen hinunter.
Auch Andrejko weinte, nicht in sich hinein, wie es Männer zu tun pflegen. Seine Tränen waren echt, nass und salzig.
***
Eine Stunde verging, vielleicht zwei, vielleicht waren auch nur ein paar Minuten vergangen, als draußen schwere Schritte und betrunkene Stimmen zu hören waren. Sie näherten sich rasch, aber Andrejko nahm sie nicht wahr, weil sie von draußen kamen, aus einer anderen Welt … Erst als die Tür aufflog |316| und Männer mit Stöcken in den Wohnwagen stürzten, stand er auf, aber statt sich ihnen zu stellen, warf er sich über Anetka, um sie mit seinem Körper zu schützen, und die ersten Schläge trafen seinen Rücken, seine Arme und seinen Kopf. Plötzlich sah er aus den Augenwinkeln fremde Hände, die nach der Kleinen griffen. Darja kauerte erschrocken in der äußersten Ecke ihres Bettchens, die rote Glücksschleife leuchtete immer noch an ihrem Handgelenk, und Andrejko rollte vom Bett herunter und schnellte hoch, sprang auf den Erstbesten zu, entriss ihm den Stock und drosch wie von Sinnen um sich. Sofort füllte er den Wohnwagen ganz aus, und die Männer taumelten rückwärts zur Tür hinaus, vom Bett erhob sich Anetka, zerkratzt und nackt, sie winselte wie ein verletztes Tier und ihre Stimme überschlug sich, sie riss sich die Haare aus und schrie Andrejko verzweifelt zu, er solle die Kleine nehmen und wegrennen …
mangav tut pro somnakuno Del, mangav tut
, um Gottes willen, lauf weg, bitte, lauf weg! Sie streckte die Arme aus, aber er konnte nicht weg, weil er kämpfen musste, er musste für sie, für Darja und für sich selbst kämpfen. Die Männer fassten sich schnell wieder, sie stürzten sich auf ihn und rissen ihm den Stock aus der Hand, warfen ihn nieder, schlugen wütend auf ihn ein und traten ihn, auch Anetka trafen Schläge, von draußen hörte man eine Frauenstimme schreien: Bringt den Mörder um … und die Zigeunernutte gleich mit … Auch Anetka schrie verzweifelt mit ihrer heiseren Stimme, aber ihre Schreie wurden allmächlich schwächer, bis sie ganz verstummten.
Jemand warf die Petroleumlampe um, dieses Licht, das Anetka jeden Abend vorsichtig in die Hände nahm und damit in jeden dunklen Winkel leuchtete, damit überall Licht war, damit sie es gut hatten … Der verrußte Zylinder fiel herunter, |317| eine lange Sekunde schien er durch die Luft zu schweben, bis er auf dem Boden zerschellte und in einer Splitterwolke auseinanderflog.
Die Flamme flackerte und erlosch.
Andrejko öffnete langsam die Augen. Sein Körper brannte, und wenn er sich bewegen wollte, fiel er jedes Mal in eine pechschwarze Dunkelheit, in der riesige violette und rote Lichter explodierten. In ihrem Schein sah er sich nach unten fallen, wie ein Fahrstuhl, der aus seiner Verankerung gerissen war. Vor seinen Augen huschten Menschen aus dem Dorf vorüber, Mihalič in seiner Försteruniform und Jankura, auch Paľo Jasenčák und der kleine Šaňo mit Fedor, er sah, wie sich die dünnen Wasserrinnsale zwischen den Häusern von Poljana hindurchschlängelten, die schmalen Felder und Wiesen und die Landstraße, über die der Bus aus Stakčín kam, und plötzlich fiel ihm ein, dass im Wald eine mächtige Eiche auf ihn wartete, mit der er es
Weitere Kostenlose Bücher