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Mach mal Feuer, Kleine - Roman

Mach mal Feuer, Kleine - Roman

Titel: Mach mal Feuer, Kleine - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Smaus
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mehr um ihre Kinder, sie hatte kein Interesse mehr an ihnen, ihr Leben bewegte sich bereits in anderen Bahnen, ihre Tage fingen mit einem schweren Kater an und lösten sich in barmherziger Dunkelheit auf.
    Manchmal, nach einer wild durchzechten Nacht, spürte sie selbst, wie ihr das Leben zwischen den Fingern zerrann. Ihr Gewissen regte sich, und sie nahm alles Geld, das sie zu Hause finden konnte, oder sie borgte sich welches und kaufte Schokolade dafür, die restlichen Scheine legte sie in der Konditorei auf die Theke und orderte Torten. Danach fühlte sie sich besser, wie ausgewechselt und reingewaschen, zu Hause rief sie die Kinder zusammen, herzte und küsste sie, Tränen der Rührung standen ihr in den Augen, sie liebte sie ja alle so sehr   … Sie merkte nicht, wie sich die Kinder schämten, wie sie vor ihr zurückwichen, sie wusste auch nicht, dass Andrejko gleich am nächsten Tag die Schokolade zurückbrachte, um sie gegen Brot und Milch einzutauschen. Die Verkäuferinnen kannten Andrejko schon und nahmen ohne zu murren die Schokolade zurück, sie gaben ihm sogar jedes Mal ein paar Kleinigkeiten mit, weil ihnen die Kinder leid taten.
    Die Hausnachbarn, Herr Hajšman und die beiden musizierenden Metallarbeiter, waren unglücklich darüber, wie schnell alles in die Brüche gegangen war. Hin und wieder klingelten sie, boten ihre Hilfe an, aber Andrejko wimmelte sie ab, sie sollten sich um ihren eigenen Kram kümmern, und als er anfing, genauso wie Ida herumzupöbeln, hörten sie auf, nach ihm zu sehen.
     
    |157| Lange Zeit ahnte man in der Schule nichts, die Kinder schämten sich für ihre Mama und taten so, als wäre nichts passiert. Alles kam erst heraus, als Andrejko eines Tages vor der Tafel zusammenbrach. Seine Beine knickten weg, und ihm wurde schwarz vor Augen. Die Lehrerin zog die Blumen aus der Vase und begoss ihn mit dem Blumenwasser, man rief den Krankenwagen, und der Direktor machte sich auf, um Ida zu holen. Eine hässliche alte Frau mit aufgedunsenem Gesicht und glasigen, blutunterlaufenen Augen öffnete die Tür, sie trug einen mit Essensresten beschmierten Morgenmantel und konnte sich kaum auf den Beinen halten. Der alte Lehrer schob sie zur Seite und betrat schweigend die Wohnung, im Zimmer starrten ihn ungemachte Betten und ein riesiger Haufen schmutziger Wäsche an, in der Küche türmte sich ungewaschenes Geschirr, und unter dem Tisch kauerte ein verängstigtes kleines Wesen: der kleine Tibor mit voller Windel   …
    Ida wankte dem Direktor hinterher, sie wusste immer noch nicht, was dieser Gadsche hier wollte, sie hatte ihn gar nicht wiedererkannt. Schließlich verstellte sie ihm mit offenem Morgenmantel den Weg und bettelte mit ihrer heiseren Trinkerstimme: Kostet nur zehn Kronen oder zwei Bier   … Der Herr wird es nicht bereuen   …
    Erschrocken und voller Abscheu drängte sich der Direktor an ihr vorbei in den Hausflur und suchte eilig das Weite, erst auf der Straße hielt er inne.
    Währenddessen lag Andrejko im Büro des Direktors auf dem Sofa und redete im Fieber: Wasch dir die Füße, Milan, hast du die Hausaufgaben schon fertig, Anetka, sieben mal zehn ist siebzig Tuwort Zeitwort Wiewort   … Herr Bielčik, Jolanka   … Anetka, Wasser,
paňi
… Wasser,
paňi
… Und alle liefen auf Zehenspitzen um ihn herum, brachten ihm Wasser, |158| wischten den Schweiß von seiner Stirn und hielten ungeduldig Ausschau nach dem Krankenwagen.
     
    Als Andrejko wieder zu sich kam, erblickte er eine weiße Decke mit Neonröhren und ein riesiges Fenster, das die ganze Wand einnahm. Vorsichtig drehte er den Kopf, und seine Augen streiften weiß bezogene Betten, auf einem von ihnen schlief ein kleines Mädchen. Andrejko wollte sich auf die Seite drehen und sich hinsetzen, aber seine Arme und Beine waren ans Bett gefesselt, er zerrte an den Lederriemen, sie schnürten seine Knöchel ein, aber da tauchte schon eine Krankenschwester in einem blauen Kleid mit weißer Schürze auf. Du wolltest nicht liegen bleiben, sagte sie und band ihn los. Andrejko setzte sich hin, massierte sich die geschwollenen Gelenke und sah neugierig auf den Schlauch, der sich von seinem Arm zu einer Glasflasche hinaufschlängelte. Keine Panik, das kommt gleich weg, sagte die Schwester beruhigend, presste ein Stückchen Mullbinde auf Andrejkos Unterarm und zog den Schlauch samt Nadel heraus. Kräftig drücken, sagte sie, nahm den Ständer mit der Infusion und verschwand.
    Andrejko presste die Mullbinde auf die

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