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Mach mal Feuer, Kleine - Roman

Mach mal Feuer, Kleine - Roman

Titel: Mach mal Feuer, Kleine - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Smaus
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lassen, sie drückte seinen Kopf gegen ihre Brust, seine Haare verhedderten sich zwischen ihren Fingern, verzweifelt küsste sie ihn, und hörte auch nicht damit auf, als er wach wurde. Ihre warmen Hände streichelten ihn wie Wellen, die das Meeresufer besänftigen, und plötzlich schlüpfte sie zu ihm unter die Bettdecke. Andrejko spürte ihren heißen, weichen Körper und er taute auf, es kam wieder Leben in seine klammen Hände und Anetka stopfte sie unter ihren Pullover und unter ihr T-Shirt , um sie dort aufzuwärmen, und wurde dabei selbst von Hitze durchflutet, sie war glühend heiß und schämte sich ein wenig dafür. Andrejkos Finger glitten über ihren Körper, sie berührten ihre Lippen, streichelten sanft ihre Brüste, aber seine Kräfte reichten nicht aus, und er schlief wieder ein. Als er aufwachte, fühlte er sich zu Tode erschöpft und mit der ganzen Welt |253| versöhnt, er wusste nicht einmal, was mit ihm passiert war seit dem Augenblick, als er sich unterhalb von Borsučiny kurz in den Schnee hatte setzen wollen, um sich ein wenig auszuruhen   …
    Anetka lag neben ihm und streichelte seinen Kopf. Auch ihr fielen die Augen zu. Eine lange und frostige Nacht neigte sich ihrem Ende entgegen, im Osten blinkte der letzte klare Stern am blassen Himmel, und im Ofen erlosch das Feuer.
     
    Knirschende Schritte im Schnee und eine tiefe Männerstimme weckten Anetka. Sie wand sich aus Andrejkos Umarmung, schlüpfte in den Pullover und machte die Tür auf. Draußen stand Mihalič mit einem Hund, einem Dackel auf kurzen, durchnässten Beinen, und einem Rucksack, aus dem ein riesiges zusammengedrücktes Federbett hervorlugte. Er reichte Anetka noch einen Karton mit Weihnachtsgebäck, einem Hefezopf und einem dicken Streifen Bauchspeck, und schon drehte er sich um, er hätte noch etwas im Dorf zu erledigen   … Anetka machte rasch Feuer, damit Andrejko die verlorene Wärme zurückgewinnen konnte, und als sie später nach draußen ging, waren in Richtung des Dorfes keine Spuren im Schnee zu sehen. Sie nahm aber Mihalič seine Lüge nicht krumm, lächelte und deckte Andrejko mit dem neuen Federbett zu, legte reichlich Holz im Ofen nach und schmiegte sich an Andrejko.
     
    Nur ganz allmählich kam Andrejko wieder zu Kräften. Er hatte sich zwar nicht erkältet, aber der ganze Körper tat ihm furchtbar weh, seine Zehen wurden schwarz und ein paar Nägel fielen ab   … Tagsüber kümmerte er sich ums Holz, die restliche Zeit verbrachte er am Ofen, trank heißen Tee und aß Anetkas
márikle
, die Plätzchen, die sie ihm backte. Sobald |254| es aber draußen dunkel wurde, verschwanden er und Anetka unter das mollig warme Federbett.
    Sie schämten sich immer noch ein wenig voreinander, ihre Hände zitterten und ihre Berührungen waren ganz sanft, sie konnten es immer noch nicht fassen, sich endlich gefunden zu haben und am Leben zu sein, nur sie beide, allein inmitten einer weißen Einöde, einander so nah, so unglaublich nah   …
     
    Karačoňa
, Christnacht und das Weihnachtsfest   – an diesen Tagen pflegten die Dunkas, die in aller Herren Länder verstreut lebten, zusammenzukommen, um gemeinsam zu essen und zu trinken. Für die, die im vergangenen Jahr ihre letzte Reise angetreten hatten, wurde ein wenig Wein auf den Boden geträufelt. Dem alten Brauch gemäß stellten auch Anetka und Andrejko einen dritten Teller auf den Tisch, für den Fall, dass zufällig jemand vorbeikäme, aber sie sahen einzig und allein Tibor vor dem Teller sitzen. Anetka weinte die ganze Nacht, und Andrejko versuchte vergeblich, sie zu trösten.
    Auf dem Tisch duftete
gombouda
, eine Suppe aus Brot und Äpfeln, im Ofen prasselte das Feuer, und Anetka backte direkt auf der schwarzen gusseisernen Platte
lokše
, Fladen aus Gerstenmehl. Sie brach sie in Stücke und reichte sie Andrejko herüber, im flackernden Schein der Petroleumlampe glänzten ihre Finger und Hände wie pures Gold, und Andrejko musste an Kostelec denken, an die traurigsten Weihnachten seines Lebens, als im Anstaltsfunk Weihnachtslieder ertönten und die von ihren Familien vergessenen Jungen auf den Betten lagen, sich Zigaretten teilten und nachts ins Kopfkissen weinten. Doch Anetka schmiegte sich an ihn und legte ihren Kopf auf seine Schulter, der Ofen bollerte und aus den Ritzen schossen immer wieder kleine Flammenzungen hervor.
    |255| Ihre verschränkten Hände, die rußige Petroleumlampe und das Pochen ihrer Herzen erschienen ihnen so feierlich wie das Läuten von

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