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Mach mal Feuer, Kleine - Roman

Mach mal Feuer, Kleine - Roman

Titel: Mach mal Feuer, Kleine - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Smaus
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müsse. Ein paar Tage später tauchte der kleine Šaňo auf, er habe seine Scheune abreißen müssen, bevor sie zusammenbrach, aber vor dem Winter würde er es nicht schaffen, alle Ziegel aufzusammeln. Und Andrejko ging jedes Mal mit und half, selbst wenn ihm dabei häufig die Beine wegknickten. Abends sank er todmüde ins Bett, und morgens wachte er wie gerädert auf, als wäre die ganze Nacht eine Schubkarre über ihn gefahren, voll beladen mit den Ziegelsteinen von Šaňos Abrisshaufen   … Aber er wurde für diese Arbeit bezahlt, er bekam Fleisch, Eier und manchmal auch Geld, außerdem besagte jedes Arbeitsangebot, und sei es nur zum Ausheben |248| eines Grabes: Ich weiß von dir. Es war jedes Mal, als würde man ihm die Hand reichen oder einen Stein aus der Mauer brechen, die zwischen der Zigeunersiedlung und dem Gadsche-Dorf stand, zwischen der schwarzen und der weißen, slowakisch-ruthenischen Welt.
    Nur die Holzfäller sahen ihn immer noch schief an. Er war nicht besonders kräftig und außerdem ein Zigeuner, zu ihnen, den echten Kerlen, den starken Slowaken und Ruthenen, wollte er nicht so recht passen   … Erst als eines Tages der ganze Trupp in einer Hütte Zuflucht vor dem Regen suchen musste und Paľo Jasenčák, der Älteste von ihnen, Schnaps einschenkte und auch Andrejkos Glas füllte, erst als Andrejko seinen Schnaps herunterkippte und ihm schwarz wurde vor Augen und seine Beine nachgaben, erst da haben die Männer ihn schweigend in ihren Kreis aufgenommen.
    Etwa um dieselbe Zeit ging Anetka zum ersten Mal seit ihrer Ankunft zum Lebensmittelladen in Poljana. Der Weg führte an der halb zerfallenen Hütte Bielčiks vorbei, vor dem Wirtshaus standen einige Männer und warfen ihr neugierige Blicke zu, an jeder Ecke bellten Hunde sie an. Kleine Kinder rannten ihr nach und riefen:
Tadadom, tadadom, vystavaliz blata dom, cigáňa figáňa
… Tadatam, tadatam, ein Haus aus Matsch, hat sich der Zigeuner zusammengeklatscht   … Sie hänselten Anetka, so wie sie früher Fedor, den Gemeindehirten, verspottet und ihm hinterhergerufen hatten, dass er stinke und nur aus Flöhen bestehe   …
    Der arme Fedor, man sagte ihm nach, dass er sich manchmal, wenn es ihn überkam, an Schafen vergriffe. Ob das stimmte oder nicht, das wusste keiner, aber Fedor war schon merkwürdig, sein Mund stand immer offen, und seine Augen waren weit aufgerissen, als wäre er ein kleines Kind, das vergessen hatte, erwachsen zu werden. Manchmal sprang |249| er auf, wenn er jemanden erblickte, und rannte mit ausgestreckter Hand auf ihn zu, um ihn zu begrüßen, auch wenn er ihn an dem Tag schon zehnmal gesehen hatte, manchmal lief er nachts ums Dorf und klagte laut und jammerte wie der Sturmwind, dann schlossen alle im Dorf die Fenster, freuten sich aber gleichzeitig über sein Geschrei, weil er damit die Wildschweine aus dem Mais vertrieb   … Fedor war ein
čudák
, ein Irrer, einer, der aus der Reihe fiel, und das war Anetka auch, aber wenn sie sich fein anzog und ihr rabenschwarzes Haar hochsteckte, sah sie aus wie eine blühende Rose, sie wirkte so stolz, dass den Kindern ihre dummen Sprüche bald vergingen. Nur die Dorfweiber konnten nichts Gutes an ihr finden, wegen ihrer Haare, ihrer nagelneuen Klamotten und wegen der Blicke der Männer, sie bekamen es durchaus mit, dass ihre Männer die Augen nicht von diesem Zigeunermädchen abwenden konnten, sie zischten sich spöttisch zu, was für eine Ehre, unsere Schlammbaronesse kommt angewackelt, aber schon lange drohten sie ihren Kindern nicht mehr, dass die dreckige und verlauste Zigeuner-Anetka sie hole, wenn sie nicht brav seien   …
    Die Verwandlung vom hässlichen Entlein, das noch gestern nicht wusste, was es mit seinen Armen und Beinen anfangen sollte, die Veränderung, die mit der kleinen Kalori vor sich gegangen war, die zu Hause in Pilsen immer unerwünscht und überflüssig zu sein schien, die machte auch Andrejko ratlos, er fühlte sich von Anetkas plötzlich erblühter Schönheit regelrecht überrumpelt. Obwohl er körperlich hart arbeitete, sich keinen Tag Ruhe gönnte und manchmal so müde war, dass er sich kaum auf den Beinen halten konnte, fiel es ihm schwer, neben Anetka im Bett zu liegen. Die Wärme, die sie ausstrahlte, ihre ruhigen Atemzüge raubten ihm den Schlaf, morgens war er wie gerädert, sein Blick wich dem |250| ihren aus und wanderte verlegen über die Wände. Andrejkos Herz spielte verrückt, es weinte und schrie, es war kaum auszuhalten, denn

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