Mach mal Feuer, Kleine - Roman
entscheiden. Der verblüffte Andrejko schaffte es nicht einmal, zu nicken.
Am nächsten Morgen wurde er Waldarbeiter. Er half dabei, die gefällten Baumstämme zu transportieren und das Unterholz zu lichten, er brachte Heu zu den Futterplätzen, aber am liebsten verbrannte er die Haufen abgesägter Äste, weil er sich dabei aufwärmen konnte, auch wenn es ihm dabei um das unnötig verbrannte Holz leid tat. Abends konnte er sich kaum mehr auf den Beinen halten; er war ohnehin nie sehr kräftig gewesen, aber neben den Holzfällern nahm er sich wie ein Zahnstocher aus. Man ließ ihn auch keine Bäume fällen, ihm wurde die Frauenarbeit zugewiesen: junge Bäumchen pflanzen und Äste verbrennen.
Aber für die Arbeit gab es Geld, Moneten, Penunze,
love
. Jeden Freitag oder Samstag händigte Mihalič Andrejko fünf, manchmal sogar sechs Hunderter aus, zu Hause warf Anetka sie in die Luft, und die Scheine segelten wie buntes Laub zu Boden. Gleich am Montag verprassten sie in Stakčín seinen Lohn und freuten sich dabei wie kleine Kinder. Anetka ließ sich einen Pullover nach dem anderen bringen und drehte und wendete sich vor dem Spiegel wie eine Prinzessin, während Andrejko aus der Tasche ein Bündel Banknoten zog, das von einem Gummiband zusammengehalten wurde, und es der Verkäuferin zeigte, damit sie es nicht mit der Angst bekäme. Sie hatten Geld genug …
|246| Paraska, Mihaličs Frau, durchstöberte gemeinsam mit Anetka den Dachboden und den Holzschuppen, und Andrejko hatte eine ganze Woche damit zu tun, altes Geschirr und Werkzeug von dort nach Hause zu bringen. Zu guter Letzt schleppte er auch eine ausrangierte Strohmatratze an, einen abgetretenen Teppich und ein Tischchen samt Hocker. Dann war das Erdloch endgültig voll, sie konnten sich kaum noch rühren. Sie gruben noch einmal den Fußboden um, glätteten den Boden mit Brettern und legten ein paar alte Teppiche darüber. Im Hang oberhalb des Baches fanden sie eine Quelle, die sie von Steinen und Schlamm befreiten, und ein Stückchen weiter unten im Hang schaufelten sie eine Grube, damit sie nicht mehr ins Gebüsch mussten. Eines Tages kamen die Männer aus dem Dorf und brachten ihnen eine Tür, die sie für sie gezimmert hatten, sie hängten sie an einen Holzriemen statt an eine Angel, Paľo Jasenčák brachte eine verrußte Petroleumlampe vorbei, und wenn Anetka oder Andrejko sich allzu betrübt fühlten, nahm Anetka die Lampe in die Hände, trug sie in jede Ecke, auf dass es dort hell werde, und ihre Augen leuchteten wieder auf. Diese Lampe, die ihnen die Leute aus dem Dorf gebracht hatten, war für sie ein Zeichen, dass sie den Winter überleben würden, sie wussten, dass sie keine Angst haben mussten, sie waren nicht mehr allein …
Die Tage wurden schnell kürzer. Die Hagebuttensträucher am Wegesrand waren voller Früchte, und die mit Buche, Ahorn und Lärche bewachsenen Hänge hüllten sich in goldene, ziegelbraune und feuerrote Farben, die später in kupferne, rostrote und braune Töne wechselten. Der Morgennebel war hartnäckig und löste sich nur zögerlich auf, die Luft roch süß und die tief stehende Sonne wärmte noch. Doch eines Tages verschwand der Nebel nicht mehr, zwischen den Bäumen hingen schwere Wolkenfetzen und das |247| Laub sah nicht mehr rostbraun aus, sondern nur noch braun und grau. Die Zeit der Regengüsse und der kalten nebligen Tage brach an, die Feuchtigkeit kroch einem in die Knochen. Und dann fiel der erste Schnee. Anfangs bestäubte er nur die Bergwiesen auf der Hochebene, doch einige Wochen darauf waren auch der Wald von Borsučiny, der Berg Kyčera und schließlich das ganze Dorf unter einer weißen Decke verschwunden. Schwarz blieben nur die Morastgruben in den feuchten Hainbuchenwäldern und im Eichengehölz, in denen sich die Wildschweine suhlten.
Anetka und Andrejko machten nun auch tagsüber Feuer, der Rauch stieg zum Himmel und das ganze Dorf sprach über sie, aber da der erste Frost drohte und der Winter vor der Tür stand, wollte man die beiden nicht vertreiben, erst recht nicht so kurz vor Weihnachten, das wäre unpassend gewesen.
Der Förster Mihalič stellte sich auf ihre Seite, er brauchte sie ja. Es kam deswegen sogar zu einem kleinen Wortgefecht, auch ein paar Ohrfeigen wurden ausgeteilt, aber schließlich renkte sich alles ein, und die Dörfler gewöhnten sich allmählich an die neuen Bewohner der Siedlung. Der alte Jankura ließ gar als Erster ausrichten, dass sein Brunnen gesäubert werden
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