Mach mich geil!
anonym trafen?
Alexandra glaubte zu ersticken. Die ganze Situation war ein einziger Albtraum! »Ich hatte also recht, du hast mich und meine Freundinnen beim Kartenspiel belauscht!«
»Was?« Marcus runzelte die Stirn. »Nein, ich ...«
»Verschwinde!«, schrie sie und warf ihm seinen Mantel zu, der über dem Stuhl gehangen hatte.
Geschickt fing Marcus ihn auf. »Lass mich doch mal aussprechen!«
»Ich will deine Lügen nicht hören!« Sie fühlte sich von ihm hintergangen, war zutiefst verletzt. »Und ich will dich nie wieder sehen, du mieser Betrüger!«
Jetzt glich sein Gesicht einer starren Maske: kühl und hart, so wie immer, seit Isabells Tod. Es schadete nicht, diesen arroganten Mann, der sie wahrscheinlich mit Genuss dominiert hatte, von seinem hohen Ross herunterzuholen. Kein Wunder, dass er sie derart herumkommandiert hatte, hatte er doch endlich das bekommen, was er wollte.
Ein unvorstellbar großer Schmerz durchfuhr sie. »Geh endlich«, flüsterte sie, doch da war er bereits zur Tür herausgestürmt, ohne sich noch einmal nach ihr umzudrehen.
***
»Und, meine Liebe, wie war der maskierte Lord?«, fragte Elizabeth süffisant.
Alexandra saß in Janes privatem Salon und starrte ins Kaminfeuer, ohne etwas zu erwidern, wobei Elizabeth, Jane und Charlotte sie erwartungsvoll anblickten.
»Alex, Liebes, er hat dir doch nicht wehgetan? Das könnte ich mir niemals verzeihen.« Jane streckte die Hand aus, um Alexandra die Wange zu streicheln. »Du siehst so blass aus, was ist denn geschehen?«
Alexandra tätschelte ihrer Freundin die Hand. Niemandem würde sie erzählen, wer der maskierte Lord war, oder besser gesagt: wer sich für ihn ausgegeben hatte. Diese Schmach wollte sie Marcus und vor allem sich selbst ersparen.
Himmel, warum vibrierte nur ihr ganzer Körper, wenn sie an die Nacht mit ihm dachte?
»Du brauchst dir keine Vorwürfe machen, Jane«, sagte Alexandra. »Vielen Dank trotzdem, dass ich die Jagdhütte benutzen durfte.«
Jetzt meldete sich auch Charlotte zu Wort: »Es ist etwas passiert, bitte rede mit uns! Mein altes Herz könnte es nicht ertragen, wenn dir durch unsere Schuld ein Leid zugefügt wurde.«
Alex blickte ihre Freundinnen erstaunt an. »Was habt ihr denn alle? Er hat mir nicht wehgetan, im Gegenteil, es war eine wunderbare Erfahrung, aber es ist etwas geschehen, worüber ich nicht sprechen möchte.«
Allgemeines Aufatmen machte die Runde.
»Es war allein meine Entscheidung, den Maskierten zu treffen, ihr könnt euch wieder entspannen.«
»So ganz stimmt das nicht, Liebes«, begann Elizabeth zögerlich und stellte ihre Teetasse auf den Tisch. Dann faltete sie ihre Hände im Schoß. »Der Mann, der zu dir kam, war nicht der echte maskierte Lord.«
Alexandras Kopf fuhr zu Elizabeth herum, ihr Herz raste und ihr Misstrauen war geweckt. »Wie meinst du das?«
»Weißt du denn, wer der Mann mit der Maske war?«
Nickend schenkte sie den Frauen einen düsteren Blick. »Das macht es ja so furchtbar und hat meine Meinung über ihn noch einmal unterstrichen.« Ihre Freundinnen hatten doch nicht etwa ...
»Gehe mit Lord Winter nicht zu hart ins Gericht«, sagte Elizabeth leise.
Alexandra hielt die Luft an. »Was ...« Aber dann fügte sich das Puzzle endgültig zusammen. »Ihr alten Kupplerinnen, ihr habt Marcus erzählt, dass ich mich mit dem Maskierten treffen wollte!«
Charlotte räusperte sich. »Äm ... nun ja, also ... Sieh mal, Lord Winter hat doch viel ehrbarere Absichten als dieser Unbekannte ...«
»Mir ist er nicht unbekannt, Liebes«, unterbrach Elizabeth sie.
Die Brauen hebend schaute Charlotte zu Elizabeth. »Kann es sein, dass du den echten Maskierten nicht mit Alexandra teilen wolltest?«
Elizabeths Wangen röteten sich, dann wandte sie sich an Alexandra: »Es tut mir so leid, Liebes. Ich habe Marcus dazu gedrängt und ihm alles erzählt. Ich hatte so gehofft, ihr würdet glücklich miteinander werden. Er ist ein so lieber Mann.«
»Wir hatten Angst um dich, meine Liebe, und hatten gehofft, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können«, sagte Jane.
»Aber ... dann habe ich Marcus zu Unrecht beschimpft!« Alexandra sprang auf. »Ich muss sofort zu ihm!«
Sie musste sich bei ihm entschuldigen. Wenigstens dafür. Nicht für alles andere ...
Vielleicht war sie all die Jahre ihm gegenüber nur so ablehnend gewesen, weil sie wusste, dass sie ihn, obwohl er »frei« war, niemals haben konnte? Auch wenn sie nicht blutsverwandt waren, sondern nur
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