Mach mich nicht an
zu. »Vorerst gar nicht.«
Dieses konspirative Mienenspiel, das Annabelle schon bei der Erwähnung von Brandon Vaughn beobachtet hatte, kannte sie noch aus Kindertagen. Es kam nicht allzu oft vor, dass ihre Schwestern an einem Strang zogen, aber wenn, dann hatten sie dabei meist Annabelle im Visier.
»Wie gesagt, wir sind mehr als ausgelastet«, meinte Sophie.
»Und das wird sich auch nicht so bald ändern«, stimmte Micki ihr zu.
Annabelle verdrehte die Augen. Natürlich. Wenn sich die beiden ausnahmsweise einig waren, dann auf ihre Kosten.
2
Brandon Vaughn hasste es
, wenn er zu Kreuze kriechen musste. Noch schlimmer fand er es, Fehler einzugestehen. Entsprechend mies war seine Laune, als er nun bei Hot Zone auf der Matte stand, um sich mit seinem ehemaligen Manager zu treffen, obwohl er nur zu gut wusste, dass er Yank Morgan brauchte, um sowohl seine Vergangenheit als auch seine Zukunft in Ordnung zu bringen.
»Du kannst jetzt zu ihm reingehen.« Lola, die schon damals Yanks Assistentin gewesen war, deutete auf die geschlossene Bürotür.
Als er sich erhob, spürte er den prüfenden Blick ihrer braunen Augen auf sich ruhen. »Gut siehst du aus, Brandon.« Sie war, von seinen Eltern einmal abgesehen, eine der wenigen, die ihn beim Vornamen nannten.
»Du könntest zwar etwas mehr Schlaf gebrauchen, wenn ich mir die Ringe unter deinen Augen so ansehe, aber du bist noch immer ein verdammt attraktiver Bursche«, sagte sie lächelnd und zwinkerte ihm zu.
Offenbar nahm sie es ihm nicht weiter übel, dass er vor all den Jahren zur Konkurrenz gewechselt hatte. Bei Yank lag die Sache vermutlich anders.
»Du siehst aber auch umwerfend aus, meine Liebe.« Tatsächlich wirkte Lola wie allerhöchstens vierzig, obwohl sie bereits gut und gern fünfundfünfzig oder sechzig sein musste. »Ich hoffe, der alte Yank ist nett zu dir.«
Lola zuckte die Achseln. »Er hat sich kein bisschen verändert.«
Vaughn nahm ihre kryptische Antwort hin, ohne nachzubohren. Er wusste mittlerweile: Je weniger er im Leben anderer Menschen herumschnüffelte, desto weniger interessierten auch sie sich für seine Privatangelegenheiten.
Doch es sah ganz danach aus, als hätte Yank noch immer nicht begriffen, was für eine Perle hier in seinem Vorzimmer saß. Vaughn blieb vor Lolas Schreibtisch stehen. »Wenn du dich mal etwas weniger zugeknöpft gibst, tut Yank ja vielleicht dasselbe.« Er zupfte spielerisch an ihrem Blusenkragen.
»Da könntest du Recht haben.« Lola musterte ihn nachdenklich. »Die Mädchen versuchen mir das auch immer einzureden.«
Die Mädchen ? Das war mit Sicherheit nicht der passende Ausdruck. Yanks Nichten waren längst keine Mädchen mehr, sondern Frauen. Schöne Frauen obendrein. Aber nur zwei kamen für ihn in Frage: Micki, die sich im Sportlermilieu auskannte wie keine andere, oder Sophie, Rechengenie und PR-Expertin in einem. Beide waren in der Branche hoch angesehen. Das traf natürlich auch auf Annabelle zu; doch er scheute die Zusammenarbeit mit Yanks ältester Nichte nicht grundlos, denn Annabelle, blond, blauäugig, war eine regelrechte Sexbombe und hatte schon genauso oft für Schlagzeilen gesorgt wie er. Außerdem benahm sie sich manchmal nicht wie eine professionelle Sportagentin, sondern eher wie ein Groupie, was Brandons Ansicht nach schlecht fürs Geschäft war wahrscheinlich genauso schlecht, wie mit einer von Yanks Nichten anzubandeln. Und wenn er mit Annabelle zusammenarbeiten müsste, wäre die Versuchung ziemlich groß.
Er hatte sie erst einmal getroffen, in Begleitung eines damaligen Klienten von ihr. Der Blickkontakt mit ihr war ihm durch Mark und Bein gegangen. Er hatte gleich gewusst: Diese Frau bedeutet Ärger.
Das Summen der Gegensprechanlage riss ihn aus seinen Gedanken. Lola drückte auf einen Knopf, und schon dröhnte Yanks Stimme: »Kommt dieser Hurensohn nun endlich rein oder soll ich hier warten, bis ich alt und grau werde?«
»Grau bist du bereits«, erinnerte ihn Lola. Dann grinste sie Vaughn an und flüsterte: »Und ein alter Griesgram obendrein, aber das behalte ich mal lieber für mich. Also, rein mit dir.«
Vaughn schenkte Lola sein bewährtes respektloses Grinsen. Er zeigte nie, dass er nervös war, und würde in dieser Hinsicht heute keine Ausnahme machen, auch wenn er sich lieber noch einmal das Knie demolieren ließe, als dem Alten unter die Augen zu treten.
Forsch marschierte er in das Büro. Yank Morgan wirkte so imposant wie eh und je, wenngleich das zerzauste
Weitere Kostenlose Bücher