Mach mich nicht an
Haar und der dichte Bart mittlerweile von der einen oder anderen grauen Strähne durchzogen waren.
»Hey, Pops.« So hatte Vaughn ihn früher stets genannt.
Yank bedachte ihn mit einem finsteren Blick. »Dieser Ausdruck ist für Verwandte und Freunde reserviert, nicht für irgendwelche miesen, hinterhältigen ...«
Vaughn seufzte. Es war durchaus gang und gäbe, dass Sportler ihre Agenten wechselten. Das gehörte zum Geschäft.
»Du hast jedes Recht, verärgert zu sein. Aber falsch und hinterhältig? Komm schon, da fällt dir doch sicher noch etwas Passenderes ein!« Er provozierte Yank mit voller Absicht, damit der Alte erst einmal Dampf abließ und sie dann gleich zur Sache kommen konnten.
»Na gut, wie wär‘s dann mit ›dämlicher Vollidiot von einem Sportler, der sich von seiner Frau ...‹«
»Das reicht jetzt«, knurrte Vaughn. Die Wahrheit tat eben immer noch verdammt weh. »Und - verzeihst du mir, oder soll ich gleich umdrehen und mich auf Nimmerwiedersehen verabschieden?«
Vaughn wartete gespannt ab. Das Herz pochte ihm heftig in der Brust. Eine beängstigende Stille machte sich breit und ließ eine ganze Reihe unangenehmer Erinnerungen in ihm aufsteigen. Er hatte Yank vermisst und hoffte sehr auf eine Aussöhnung; daneben verblassten mit einem Mal sogar die geschäftlichen Gründe für seine Rückkehr zu Hot Zone.
Seit ihrer allerersten Begegnung hatte Yank ihm jene Anerkennung zuteil werden lassen, die ihm seine Eltern stets verweigert hatten.
Theodore Vaughn empfand keinerlei Stolz in Anbetracht der Tatsache, dass man seinem Sohn neben der Heisman-Trophy zwei Superbowl-Ringe verliehen und ihn in die Hall of Fame aufgenommen hatte. Im Gegenteil: In den Augen seines Vaters hatte Brandon seinen Schul- und College-Abschluss nur geschafft, weil die Lehrer wegen seiner sportlichen Leistungen Milde walten lassen hatten. Brandons oberflächliche Mutter Estelle teilte die Meinung ihres Mannes und scherte sich keinen Deut um ihren Sohn, sondern konzentrierte sich lieber darauf, tadellos auszusehen, ihr Heim tadellos sauber zu halten und den Anschein der Tadellosigkeit möglichst auf alle Bereiche ihres Daseins auszuweiten.
Yank war Brandon nicht nur bei der Unterzeichnung seines ersten Vertrages mit Rat und Tat zur Seite gestanden, sondern hatte sich ernsthaft für ihn interessiert und ihm mehr als einmal aus der Patsche geholfen. Und zum Dank dafür hatte Brandon ihn hintergangen.
Schließlich brach Yank die drückende Stille, indem er auf die Wurzel allen Übels zu sprechen kam. »Wie ich höre, hast du deine Frau vor die Tür gesetzt«, sagte er.
»Stimmt.« Laura - die schmerzlichste Lektion seines Lebens. Vor ihr hatte er die Frauen auf Distanz gehalten und sich auf einen unverbindlichen Quickie hier und da beschränkt, in der Überzeugung, ihn würde ohnehin keine so nehmen, wie er war, mit all seinen Makeln.
Doch Laura, eine sanftmütige, verständnisvolle High- School-Lehrerin, brachte ihn dazu, ihr zu vertrauen. Ihre allmähliche Verwandlung in ein geldgieriges, forderndes, herrisches Miststück bemerkte Brandon kaum - dazu war er viel zu sehr mit seiner Karriere beschäftigt, denn er definierte sich ausschließlich über den Sport. Nach seiner Verletzung lernte er dann rasch die echte Laura kennen. Während er mit einer Gehirnerschütterung und einer Kniefraktur, die ihn die Karriere kosten konnte, im Krankenhaus lag, handelte sie mit Yanks Konkurrenten Spencer Atkins einen Vertrag aus und überzeugte Brandon, sich von Hot Zone zu trennen - natürlich »nur zu seinem Besten«, wie sie behauptete. Und Brandon, blind vor Angst und mit Schmerztabletten zugedröhnt, willigte ein, in dem Irrglauben, damit seine Ehe und seine Karriere retten zu können. Tatsache war allerdings, dass beides längst vor dem Aus stand.
»Laura erhielt meine Bars in D.C., New York und Dallas und ich meine Freiheit«, erzählte Vaughn sichtlich zufrieden.
»Und wer garantiert mir, dass du daraus gelernt hast?«, fragte Yank. Der raue Unterton in seiner Stimme verriet jedoch, dass er langsam weich wurde.
»Denkst du etwa, ich komme nur so zum Spaß angekrochen?«
Ein Lächeln umspielte Yanks Lippen. »Dann lass mal hören, warum du hier bist.«
Vaughn wusste, dass Yank Morgan damit so gut wie »Ich verzeihe dir« gesagt hatte. Deutlicher würde er nicht werden.
Aber das reichte ihm vollauf. Er kam sogleich auf sein Anliegen zu sprechen. »Ich stehe kurz davor, ein Gästehaus zu eröffnen - oben in Greenlawn, wo
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