Mach mich nicht an
des Abends seid.«
»Ich bin sicher, ich werde begeistert sein«, murmelte Annabelle.
Elizabeth führte sie in ein privates Hinterzimmer. »Bis die anderen kommen, kannst du mir ja von deinem derzeitigen Kunden erzählen.«
Annabelle zwang sich zu lächeln. Normalerweise machte es ihr Spaß, mit ihrer Beraterin über die Sportler zu tratschen, die sie betreute, auch wenn sie nie mehr verriet als das, was man ohnehin in den Zeitungen nachlesen konnte. Doch ihre Gefühle für Vaughn waren noch ganz frisch, ganz neu. Und sie verspürte nicht das geringste Bedürfnis, darüber zu reden.
Es war dringend ein Themenwechsel angesagt. Hoffentlich trudelten bald die anderen ein! Ihr Wunsch erfüllte sich. Binnen Minuten traf Lola im Geschäft ein, gefolgt von Sophie, die sich das Handy zwischen Schulter und Ohr geklemmt hatte und Notizblock und Stift in den Händen hielt. Gleich darauf kam auch Micki, die wie üblich murrte, das sei alles reine Zeitverschwendung; sie habe doch genügend Kleider im Schrank.
Elizabeth hatte alle Hände voll zu tun, um Sophie dem hartnäckig klingelnden Telefon zum Trotz die nötige Aufmerksamkeit abzuringen; dazwischen trieb Micki sie mit ihrer Vorliebe für Hosen in den Wahnsinn und Lola schockierte sie, indem sie die nach langjährigen Erfahrungswerten ausgesuchten konservativen Kleidungsstücke samt und sonders mit Verachtung strafte und Elizabeth auftrug, gefälligst »etwas im Stil von Sophia Loren« für sie aufzutreiben.
Micki warf Annabelle einen amüsierten Blick zu. »Zum Glück hat sie nicht Cher gesagt«, meinte sie und lachte.
Annabelle ließ den anderen den Vortritt und war es zufrieden, ihre Familie in dem Durcheinander zu beobachten. Normalerweise fühlte sie sich unendlich glücklich, wenn sie wie jetzt dabei zusehen konnte, wie die drei miteinander scherzten, lachten und sich im Großen und Ganzen genau so benahmen, wie man es von ihnen erwartete. Normalerweise löste das fröhliche Stimmengewirr in ihr Gefühle wie Sicherheit und Geborgenheit aus. Aber normalerweise dachte sie bei dieser Tätigkeit auch nicht an Brandon Vaughn.
Nicht zu fassen, dass er es tatsächlich geschafft hatte, ihr plötzlich mehr zu bedeuten als nur ein sexuelles Abenteuer. Sie wusste nun, wie er tickte und wählte ihr Kleid für die Party mit besonderer Sorgfalt aus, sie musste bei Vaughn unbedingt einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Sobald die Polizei den Täter gefunden hatte, brauchte er sie nämlich nicht mehr vor Ort, um Schadensbegrenzung für sein Projekt zu betreiben. Dann konnte sie ihre PR-Arbeit getrost wieder von ihrem Büro in New York aus erledigen und ihre Zeit mit ihm war unwiderruflich vorbei.
Annabelles Abreise aus Greenlawn war gerade mal zwei Tage her - noch nicht einmal volle achtundvierzig Stunden - und Vaughns Laune war im Keller. Er fühlte sich nervös und ungeduldig und vor allem einsam - so einsam wie nie zuvor.
Dabei hatte er doch stets so viel Wert auf Ruhe und Frieden gelegt! Doch die Zeiten, dass er sich nach Einsamkeit und Zurückgezogenheit sehnte, waren vorbei. Er hatte stets allein gelebt und es in vollen Zügen genossen. Doch nun, da er einen Eindruck davon bekommen hatte, wie es war, Gesellschaft - nein, Familie - um sich zu haben, war er auf den Geschmack gekommen und hasste es richtiggehend, abends in sein riesiges, unbewohntes Haus zurückzukehren. Ohne Annabelles sprühenden Charme, ihr Lächeln, ihr ruhiges Verständnis fühlte es sich leer an.
So leer, dass die Stille zu hallen schien. Sogar die blöde Katze vermisste er, wie er sich sehr zu seiner eigenen Verwunderung eingestehen musste.
Wenigstens lief auf der Baustelle zur Abwechslung alles glatt. Er stopfte ein paar Kleidungsstücke und andere Kleinigkeiten in einen Seesack und warf einen Blick auf die Uhr. Bald würde Nick auftauchen und ihn nach New York mitnehmen.
Bald würde er Annabelle wieder sehen.
»Der Deko nach zu urteilen möchte man annehmen, es wäre Weihnachten«, stellte Annabelle fest und schnappte sich einen Mimosa vom Tablett einer vorbeieilenden Cocktailkellnerin. Sie wandte sich so schwungvoll wieder zu Sophie um, dass ihr der kurze Faltenrock um die nackten Oberschenkel wehte.
Sie genoss den leichten Lufthauch, der ihr das Gefühl verlieh, sexy auszusehen. Das war der Hauptgrund, weshalb sie sich für das erstbeste Outfit entschieden hatte, das Elizabeth ihr vorgeführt hatte das und die Tatsache, dass das Interesse ihrer Schwestern plötzlich einzig und alleine ihr
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