Mach mich nicht an
das wissen wir bereits«, sagte Theodore abschätzig und fuhr dann fort: »Warum gibst du hier gratis Training, obwohl man dir einen prestigeträchtigen Job am College angeboten hat?«
Zu Vaughns Überraschung trug ihm das einen verärgerten Blick von Estelle ein. Konnte es sein, dass sie zur Abwechslung für ihren Sohn eintreten würde? Wohl kaum.
»Brandon, die Publicity im Zusammenhang mit deinem Projekt ist total negativ«, jammerte sie auch schon und schüttelte bekümmert den Kopf. »Dein Vater und ich wollen doch nur das Beste für uns alle. Hör endlich auf zu träumen und Luftschlösser zu bauen! Nimm den Trainer-Job an!«
Sie schickte sich an, ihm die Hand auf den Arm zu legen, doch er wich zurück, bis er das Trittbrett an den Waden spürte. »Ich träume nun einmal von diesem Gästehaus, diesem Projekt«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. »Genau wie ich immer von einer Karriere als Profisportler geträumt habe. Aber meine Träume bedeuten euch gar nichts. Nur Dads Träume zählen.« Er schüttelte frustriert den Kopf. »Ihr werdet euch mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass ich auf den verdammten Trainer-Job pfeife. Das kannst du dem Vorstand gerne ausrichten, Dad.«
»Ich habe es dir doch gleich gesagt, dass wir uns die Mühe sparen können«, meinte Theodore darauf zu Estelle.
Sie warf ihm einen flehentlichen Blick zu. Das war das erste Mal, dass Vaughn eine Art Fürsorglichkeit an ihr bemerkte - die jedoch nur Theodore und ihr selbst galt. Ihr einziger Sohn blieb wieder einmal auf der Strecke.
Er verfolgte, wie die beiden zu ihrem Auto zurückkehrten und davonfuhren, dann setzte er sich hinters Steuer, die missbilligenden Gesichter seiner Eltern noch immer vor Augen, und schlug mit der flachen Hand auf das Lenkrad ein. Er wusste doch, dass sie ihn noch nie unterstützt hatten und es auch künftig nicht tun würden! Und doch gab er nie die Hoffnung auf. Er bettelte weiter wie ein Kind, und dafür hasste er sich selbst mindestens genauso wie sie.
Als er auf dem Sitz hin und her rutschte, riss ihn ein Pieksen im Bauch aus seinen düsteren Gedanken. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als ihm die Botschaft wieder einfiel, die Annabelle in ihrer unverwechselbaren Art in seiner Hose deponiert hatte. Kopfschüttelnd fischte er den Zettel heraus, faltete ihn auseinander und las ihre hastig hingekritzelten Worte: »Ruhe, Frieden und viel Platz - das alles und noch mehr biete ich dir, wenn du heute Abend zum Gästehaus kommst.«
Perfektes Timing, dachte er. Sie schien zu ahnen, was er brauchte, noch ehe er es selbst wusste. Und heute Nacht brauchte er sie.
14
Vaughn hatte keine Ahnung
, was Annabelle im Schilde führte, aber sein Adrenalinlevel hatte bis zum Abend einen Höchststand erreicht. Er war nach Hause gefahren, hatte geduscht und machte sich dann schleunigst auf den Weg zu ihr. Als er aus seinem Zimmer trat, erwartete ihn Yank mit einem Koffer in der Hand auf dem Flur.
»Fährst du ab?«, fragte er überrascht.
Der Alte nickte. »Hier geht arbeitsmäßig einfach nichts weiter. Außerdem kann ich Lola nicht ewig aus dem Weg gehen.«
Vaughn grinste. »Wenn du es weiter versuchen möchtest, dann bleib ruhig noch hier.«
Yanks Miene wurde plötzlich etwas weicher. »Du bist ein guter Junge, Vaughn. Du hast mir gefehlt«, murmelte er, sehr zum Erstaunen seines Klienten.
»Du mir auch, Pops.«
Yank zog Vaughn ohne Vorwarnung an sich und drückte ihn kräftig. Dass Yank - genau wie Vaughn nicht eben berühmt dafür war, seine Gefühle offen zu zeigen, verlieh der Geste umso mehr Bedeutung.
»Wenigstens haben wir angefangen, ein wenig der verlorenen Zeit wettzumachen«, sagte Vaughn, als er schließlich einen Schritt zurücktrat. Er betrachtete seinen Mentor aufmerksam und fragte sich, wie weit er wohl gehen konnte. Dann nahm er all seinen Mut zusammen und fügte hinzu: »Aber je länger man damit wartet, desto schwieriger wird es, Yank. Fahr nach Hause zu Lola und bring die Sache ein für alle Mal in Ordnung, ja?«
»Wenn man so lange Single war wie ich, dann haben sich gewisse Gewohnheiten einfach festgefahren.«
Vaughn schnaubte. »Ach, komm, deine Gewohnheiten hast du seit dem Tag deiner Geburt. Lola kennt dich in- und auswendig und liebt dich trotzdem.«
»Genau so eine Frau verdienst eigentlich du.« Yank durchbohrte ihn mit einem Blick aus seinen blauen Augen.
»Ja, im nächsten Leben vielleicht.« Vaughn dachte flüchtig an Annabelle, die auf ihn wartete, ihm aber
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