Mach mich nicht an
immer mir der Sinn danach steht. Oder willst du es ihnen etwa doch selbst eröffnen?«, gab sie kämpferisch zurück, wohl wissend, dass Yank Morgan zwar Zeter und Mordio schreien und sich ihren weiblichen Reizen und ihrem Charme widersetzen konnte, aber eins konnte er nicht: Einer Herausforderung widerstehen.
Schweigen. Die Mädchen waren zurückgewichen, bis sie mit dem Rücken zur Wand standen, als wollten sie dem Drama bloß als Zuschauer beiwohnen. Selbst Brandon, der hinter Yank hereingekommen war, hielt sich im Hintergrund und sagte nichts, nickte Lola jedoch ermutigend zu. Er war wirklich ein anständiger, netter Kerl.
Und das, obwohl er selbst völlig ohne elterliches Verständnis und Vertrauen aufgewachsen war. Ob ihm wohl jemals aufgehen würde, dass Yank ihn als Familienmitglied betrachtete? Das war seit je her so gewesen und würde sich auch niemals ändern. Und dann war da noch Annabelle. Was für ein tolles Paar sie und Vaughn doch abgeben würden! Lola schüttelte den Kopf. Sie musste sich jetzt um ganz anderes kümmern als die beiden.
Sie wandte sich an Yank, womöglich zum allerletzten Mal. »Du fürchtest dich davor, es ihnen zu sagen; genau wie du dich davor fürchtest, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen«, höhnte Lola, um ihn aus der Reserve zu locken. »Und du fürchtest dich erst recht davor, eine Bindung einzugehen. Ich habe jetzt ein für alle Mal die Nase voll. Von allem.« Es war, als würde ein Staudamm brechen. All der Frust, den sie über Jahre hinweg in sich hineingefressen hatte, all die Angst um ihn, die Liebe, die er ihr nie gestattet hatte, offen zu zeigen, quollen in Form von schäbigen Anschuldigungen aus ihr heraus.
Sie verabscheute sich selbst dafür, dass sie sich von ihm so weit hatte treiben lassen, doch das war nur noch ein weiteres Argument, weshalb sie endgültig fertig war mit diesem Mann, der ihre Liebe nicht erwiderte.
»Mädchen«, setzte sie an, »euer Onkel -«
»Wird blind.« Wie erwartet ließ Yank es sich nicht nehmen, die Hiobsbotschaft schließlich doch selbst zu überbringen. »Ich werde eines Tages blind wie ein Maulwurf sein und es gibt nichts, was ihr dagegen unternehmen könnt.«
Erneut herrschte Schweigen. Die drei geschockten Mädchen mussten die schlechte Nachricht erst einmal verdauen. Natürlich hatte Yank maßlos übertrieben das tat er schon die ganze Zeit. Seit die Diagnose feststand, benahm er sich aufsässig und rabiat wie ein kleines Kind. Und in sein Schicksal ergeben. Er weigerte sich, dem Rat des Arztes zu folgen, laut dem die Lage längst nicht aussichtslos war.
»Das ist wie immer eine völlig überspitzte Version«, erklärte Lola den Mädchen. »Aber mit gewissen Dingen werdet ihr euch auseinander setzen müssen. Und ihr müsst genauestens Bescheid wissen, denn ich werde nicht mehr da sein.«
»Pah.«
Annabelle ignorierte den Protest ihres Onkels. »Wie lautet die Diagnose?«, wollte sie wissen.
»Makuladegeneration.«
Sophie runzelte die Stirn. »Ist das nicht eine der Hauptursachen für Blindheit bei Menschen über fünfundfünfzig? Ich habe da neulich einen Bericht in einem wissenschaftlichen Fernsehmagazin gesehen.«
»Stimmt. Aber man kann durchaus etwas dagegen unternehmen, wenn die Krankheit im Frühstadium erkannt wird. Das Geschäft darf natürlich auf keinen Fall darunter leiden, deshalb müsst ihr Bescheid wissen.« Sie hatte bereits erste Schritte eingeleitet, um sicherzustellen, dass die Firma keinerlei Schaden nehmen konnte. Selbst wenn sie nicht mehr dort arbeitete, würde Lolas Herz stets für Hot Zone schlagen. »Ich habe mir einen Plan zurechtgelegt.«
Annabelle trat einen Schritt näher, gefolgt von Micki und Sophie. Yank zog weiterhin ein langes Gesicht. Wahrscheinlich glaubte er immer noch nicht daran, dass Lola ihre Drohung irgendwann wahr machte. Nun, das würde sich ändern, wenn er das erste Mal ins Büro kam und sie nicht an ihrem angestammten Platz saß.
»Und wie sieht dein Plan aus?«, erkundigte sich Annabelle.
»Ich habe an einen Zusammenschluss mit Spencer Atkins und Co. gedacht. Spencer hat bereits Interesse signalisiert.«
»Nur über meine Leiche«, brüllte Yank und stürmte aus dem Büro, ohne sich noch einmal umzuwenden.
Vaughn hatte dem Streit mit gemischten Gefühlen gelauscht und beschlossen, das Büro, in dem Annabelles Familie sich lauthals zankte, ebenfalls zu verlassen. Einerseits erinnerte ihn die Auseinandersetzung zwischen Yank und Lola an seine jahrelangen Zwistigkeiten mit
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