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Mach mich nicht an

Mach mich nicht an

Titel: Mach mich nicht an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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davon abhalten.

15
    Nachdem die letzten Gäste
die Feier verlassen hatten, gesellte sich Annabelle zu ihren Schwestern in das kleine Büro, das ihnen der Manager zur Verfügung gestellt hatte. Die kühle Einrichtung verhieß nichts Gutes für die bevorstehende Unterhaltung. Ohne triftige Gründe hätte Lola bestimmt nicht so hartnäckig darauf bestanden, einen Familienkriegsrat abzuhalten. Sie regte sich offensichtlich über irgendetwas in Bezug auf Onkel Yank ganz gewaltig auf. Und nach dem Gespräch zu urteilen, das sie in Greenlawn belauscht hatte, wusste Annabelle: Es war gut möglich, dass Lola deswegen demnächst den Hut nahm - und zwar für immer.
    Bei dem Gedanken lief es ihr eiskalt über den Rücken. »Tja, tolle Party, was?«, bemerkte sie, um das Schweigen zu brechen.
    Micki zog eine Augenbraue hoch. »Für dich vielleicht. Du warst ja ständig von deinem männlichen Model belagert, während Randy um Sophie herumscharwenzelte.«
    »Hey, Micki, alles okay bei dir?«, erkundigte sich Sophie besorgt. »Ärger mit den Kerlen?«
    Die Jüngste schüttelte den Kopf. »Nein, gar nicht, ganz im Gegenteil. Alle finden mich so furchtbar nett«, brummelte sie mit gequälter Ironie. »Ich bin eben die gute alte Micki, auf die hundertprozentig Verlass ist.«
    »Das klingt ja wie ein Uhrenwerbespot - ›Casio: Qualität, Zuverlässigkeit, Beständigkeit‹.«
    »Ja, oder für Duracell-Batterien: ›läuft und läuft und läuft‹«, scherzte Micki mit einem Anflug von Galgenhumor.
    Aber sie konnte weder Annabelle noch Sophie etwas vormachen. »Komm, Schwesterchen, erzähl uns von deinem Herzeleid.«
    Da kam Lola herein und schlug sogleich in dieselbe Kerbe: »Ganz recht, Süße, du musst dir deinen Kummer von der Seele reden.«
    Micki warf einen Blick auf den Wasserkrug, der auf einem Tischchen bereitstand.
    »Braucht vielleicht jemand eine Abkühlung?«
    »Versuch gar nicht erst, vom Thema abzulenken«, wehrte Sophie ab.
    »Was wollt ihr denn hören? Mit meinem Parade- Kumpel-Image bin ich eher für eine Rolle in der Serie Friends prädestiniert als für Julia und ihre Liebhaber. Und ich habe nicht den Eindruck, als würde sich jemals etwas daran ändern.«
    Dabei hatte Micki sich richtig Mühe gegeben und sah atemberaubend aus in ihrer Kombination aus langem Rüschenrock und knappem Spaghettiträgertop. Annabelle las Schmerz und Frust in den Augen ihrer kleinen Schwester.
    »Du hast bloß noch nicht den Richtigen kennen gelernt. Du brauchst einen Mann, der zu schätzen weiß, was du zu bieten hast«, stellte Lola auf ihre ruhige, mütterliche Art und Weise fest. »Hab Geduld. Ja, und damit bin ich auch schon beim Anlass für dieses Gespräch.«
    Annabelle hielt gespannt den Atem an.
    »Wie ihr wisst, bin ich mit den Jahren für euren Onkel unentbehrlich geworden. Ich stand ihm stets bereitwillig zur Verfügung, habe es mir sogar angewöhnt, für ihn zu denken, damit er seine grauen Zellen nicht überbeanspruchen musste. Ich war einfach selbstverständlich für ihn.« Sie ließ den Blick von einer zur anderen schweifen, als wolle sie ihnen eine Gelegenheit geben, etwas zu sagen oder ihr zu widersprechen.
    Doch es herrschte Schweigen.
    »Worauf willst du hinaus?«, fragte Micki schließlich mit weit aufgerissenen Augen.
    »Nun, es ist höchste Zeit, klar Stellung zu beziehen. Ich werde gehen.«
    Sophie machte einen Schritt nach vorn, während Annabelle bei diesen Worten zur Salzsäule erstarrte, obwohl sie vorgewarnt gewesen war.
    »Gehen? Wohin?«, wollte Sophie wissen. Sie tat ungerührt, doch Annabelle hatte ihre clever-kühle Fassade noch nie so leicht durchschaut wie jetzt.
    Lola legte Sophie tröstend die Hand auf den Arm.
    »Ich verlasse Hot Zone und somit auch euren Onkel.«
    »Aber -« stieß Sophie geschockt hervor.
    »Aber -« heulte zugleich die sichtlich aufgewühlte Micki auf. »Das kannst du doch nicht machen!«
    Einzig Annabelle verkniff es sich, Lola zum Umdenken zu bewegen. Ihr dickköpfiger Onkel hatte unzählige Warnungen erhalten. Dass er heute Abend lieber mit den jungen Gattinnen seiner Klienten als mit seiner Assistentin getanzt hatte, bewies für Lola wieder einmal: Sie bedeutete ihm nicht das Geringste. Annabelle schluckte, dann gab sie sich einen Ruck und ging mit gutem Beispiel voran. Nur einmal in ihrem Leben war ihr etwas noch schwerer gefallen: Als sie ihren Schwestern nach dem Tod ihrer Eltern Stärke und Tapferkeit vorspielen musste.
    Sie trat zu Lola und schloss sie fest und lange in

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