Mach mich nicht an
die Arme. »Viel Glück, Lola«, sagte sie zu der Frau, die ihr stets wie eine Mutter gewesen war. Als ihr der vertraute Duft von Lolas Parfüm in die Nase stieg, wurde ihr erst so richtig bewusst, wie sehr sie ihre tägliche Anwesenheit im Büro vermissen würde.
Micki und Sophie taten es ihr nach.
Während Lola ihre heiß geliebten Mädchen eines nach dem anderen umarmte, stiegen ihr plötzlich Tränen in die Augen. Sie schnüffelte. »Ihr drei seid die Besten. Das dürft ihr nie vergessen. Und denkt daran: Ich verlasse nicht euch , sondern euren Onkel. Ihr könnt mich jederzeit anrufen«, versprach sie.
Lola konnte den Gedanken, den Kontakt zu diesen drei wunderbaren Frauen zu verlieren, nicht ertragen, auch wenn sie durch sie immer wieder schmerzlich daran erinnert werden würde, dass sie einiges anders hätte angehen müssen. Es würde bestimmt nicht einfach werden, sich mit den Mädchen zu treffen, denn das Gespräch musste früher oder später unweigerlich auf ihren Onkel kommen. Trotzdem war sie fest entschlossen, zu ihrer Entscheidung zu stehen.
Nun blieb nur noch eine Sache zu erledigen.
»Ich weiß, dass die Firma bei euch in guten Händen ist. Aber es gibt etwas, das ihr wissen müsst. Es betrifft euren Onkel Yank.« Sie betrachtete sie nacheinander und fragte sich, wie sie die Neuigkeit wohl aufnehmen würden.
Wenn sie die drei doch nur beschützen könnte wie früher, als sie noch das Fernsehprogramm und die Spielkameraden für sie ausgesucht hatte! Doch mit Pflastern und Pusten im Falle eines aufgeschürften Knies war es längst nicht mehr getan. Das Erwachsenenleben war eben komplizierter.
Die Enthüllung fiel Lola nicht leicht. Wenn Yank sein Geheimnis nicht preisgeben wollte, war das seine Sache, aber sie würde die Mädchen auf keinen Fall im Dunkeln lassen. Hot Zone war ihre Firma und Yank der einzige noch lebende Verwandte.
Es war nur recht und billig, dass sie informiert wurden.
Natürlich würde jede der drei auf ihre Weise reagieren. Sophie würde die Situation analysieren, ihre Gefühle aber für sich behalten. Micki wäre erst eine Weile hin und her gerissen und würde dann versuchen, ihrem Onkel nach Möglichkeit zu helfen. Und Annabelle würde sich die ganze Sache fürchterlich zu Herzen nehmen, Lolas Abschied mit dem Tod ihrer Eltern gleichsetzen und alles in ihrer Macht Stehende tun, damit in ihrer kleinen Welt wieder alles in Ordnung kam.
Lola schüttelte betrübt den Kopf, wohl wissend, dass die Älteste am meisten unter der Angelegenheit leiden würde. Nein, das stimmte nicht - alle drei würden tief betroffen sein, aber nur Annabelle würde mit der einhergehenden Trennungsangst zu kämpfen haben.
»Was ist denn los, Lola?«, wollte Micki wissen.
»Nun sag schon«, drängte auch Sophie.
Annabelle blieb eigenartigerweise stumm.
Lola holte tief Luft. »Euer Onkel enthält euch wichtige Informationen vor, aber ich finde, es ist Zeit, euch reinen Wein einzuschenken.«
»Das wirst du gefälligst unterlassen«, bellte Yank, der eben in der Tür erschienen war.
Lola war die Anspannung deutlich anzusehen. Sie hatte nicht erwartet, dass er aufkreuzen würde, auch wenn sie es sich eigentlich hätte denken können.
»Wer hat dich denn gefragt, du alter Esel? Du hast nicht das Recht, hier herumzuschleichen und die Gespräche anderer Leute zu belauschen.« Sie zwang sich, Yank in die Augen zu sehen. »Am besten schwebst du auf deinen tollen Tanzbeinen gleich wieder zur Tür hinaus.« Sie wirbelte herum und zeigte ihm die sprichwörtliche kalte Schulter.
Und nicht zu Unrecht. Er hatte sich ihr gegenüber den ganzen Tag derart unmöglich aufgeführt, dass sie gute Lust hatte, ihm so richtig die Leviten zu lesen. Wenigstens musste sie jetzt nicht mehr darauf bedacht sein, ihre Würde zu bewahren. Yank war es völlig einerlei, ob sie einen Seelenstriptease hinlegte oder nicht; außerdem war sie spätestens in einer Stunde endgültig auf und davon. Aber wenigstens würde sie gehen in der Gewissheit, dass sie sich offen und ehrlich verhalten und alles in ihrer Macht Stehende getan hatte, um ihn, ihre große Liebe, zu retten.
»Geh jetzt und lass mich mit meiner Familie reden«, fügte sie für alle Fälle noch hinzu.
»Deine Familie?«, schnaubte Yank. »Das ist immer noch meine Familie.«
Seine Worte verletzten sie sehr, doch sie ließ sich nicht beirren.
»Irrtum. Das sind auch meine Mädchen und es ist mein gutes Recht, ein persönliches Gespräch mit ihnen zu führen, wann
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