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Mach mich nicht an

Mach mich nicht an

Titel: Mach mich nicht an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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Tonfall war wieder unnahbar, reserviert.
    Er konnte selbst nicht fassen, wie sehr es ihn verstörte, dass sie so distanziert reagierte. Aber wahrscheinlich war es im Augenblick das Beste. »Wie du siehst, hat sich das Feuer nicht auf das Hauptgebäude ausgebreitet. Wir müssen natürlich aufbauen, was abgebrannt ist, und mit weiteren Stornierungen rechnen, aber es gibt ja auch im Haupttrakt Zimmer, also kann die Eröffnung wie geplant stattfinden.«
    »Fantastisch.« In ihrer Stimme schwangen hörbar Freude und Erleichterung mit. Er freute sich über ihren Enthusiasmus, bis er bemerkte, dass sie nach Stift und Notizblock gegriffen hatte und eifrig ein paar Ideen zu Papier brachte. Sie wollte offenbar jede Debatte persönlicherer Natur zwischen ihnen im Keim ersticken, indem sie sich Hals über Kopf in die PR- Arbeit stürzte.
    Annabelle blickte auf. »Irgendwelche brauchbaren Ideen, wer das Feuer entfacht haben könnte?«
    »Die Polizei tippt nach wie vor auf Laura. Sie hat kein nämlich Alibi.«
    Sie runzelte die Stirn. »Hm. Ich weiß nicht. Klingt ziemlich fadenscheinig.«
    »Gestern hätte ich dir da noch Recht gegeben, aber heute klammere ich mich an jede noch so kleine Hoffnung, dass das alles bald ein Ende hat.« Er machte eine umfassende Handbewegung.
    Sie nickte verständnisvoll.
    »Ich habe den Eindruck, der oder die Verantwortliche ist entweder ein Genie oder hat unbeschreiblich viel Glück. Wie auch immer, er - oder sie - ist dabei, die Oberhand zu gewinnen.« Er ließ die flache Hand auf die Tischplatte donnern, wie er das in letzter Zeit tausend Mal getan hatte.
    »Interessante Analogie.« Sie legte den Kopf schief. »Glaubst du immer an das Gewinner-Verlierer-Modell?«
    »Eigentlich schon.«
    »Und glaubst du, der- oder diejenige sieht das ähnlich?«
    »Worauf willst du hinaus?«
    Sie klopfte mit dem Stift auf den Tisch. »Nun, das entspräche der Theorie von Detective Ross. Laura würde es bestimmt wurmen, dass du auf der Gewinnerseite stehst, während sie Verluste einstecken muss.« Annabelle schwieg einen Augenblick nachdenklich. »Vielleicht ist der Täter ja der Ansicht, du hättest ihm etwas weggenommen und revanchiert sich jetzt dafür, indem er dir etwas wegnimmt.«
    Er legte die Stirn in Falten. »Wenn dem so wäre, dann trifft mich der Verantwortliche - ob es nun Laura ist oder nicht - definitiv dort, wo es mir am meisten wehtut.«
    Annabelle sann einen Augenblick über seine Antwort nach. War das Gästehaus womöglich nicht nur sein offensichtlichster Schwachpunkt, sondern der einzige! Es schien jedenfalls nichts zu geben, das ihm mehr bedeutete.
    Und gab es irgendjemanden, der ihm ähnlich viel bedeutete? Konnte es diesen Menschen überhaupt geben?
    Sie leckte sich über die glänzenden Lippen und versuchte, sich ihre Gefühle nicht anmerken zu lassen. Ihre Rückkehr nach Greenlawn war schließlich rein beruflich motiviert - sie war hier, um Vaughn als PR- Beraterin zur Seite zu stehen. Sobald er sie in dieser Funktion nicht mehr akut brauchte, würde sie nach New York zurückkehren und die restliche Arbeit von dort erledigen.
    Annabelle hatte den Aufbruch ganz bewusst bis heute Morgen hinausgezögert, weil das der beste Zeitpunkt war, um den Arbeitstag zu beginnen. Sie wollte Mickis Ratschlag befolgen und nicht mehr vor ihren Gefühlen davonlaufen, würde das Thema aber nicht von sich aus anschneiden - Vaughn musste den ersten Schritt tun. Mit ihrer Fahrt nach Greenlawn war sie ihm bereits ein gutes Stück entgegengekommen.
    Sie holte ein Blatt Papier aus ihrer Handtasche. »Hier, ich habe eine Pressemitteilung geschrieben und brauche dafür noch deine Zustimmung.« Sie reichte ihm den Artikel, den sie spätnachts noch verfasst hatte. »Sag mir Bescheid, wenn du etwas geändert haben möchtest.«
    »Mache ich.«
    Sie erhob sich und fischte die Autoschlüssel aus der Handtasche.
    »Das war aber ein kurzes Gastspiel«, stellte er überrascht fest.
    »Nun, gehe ich recht in der Annahme, dass du keine Lebensmittel eingekauft hast, seit ich weggefahren bin?« Als sie nach New York aufgebrochen war, hatte in seinem Kühlschrank gähnende Leere geherrscht.
    »Allerdings.«
    »Habe ich mir fast gedacht. Deshalb werde ich jetzt dafür sorgen, dass du etwas Vernünftiges zu essen zu Hause hast, obwohl das nicht zu meinem Aufgabenbereich gehört.«
    Sie verspürte außerdem das dringende Bedürfnis, nach einer Verschnaufpause, was in dieser verrauchten Bude und Vaughns bestrickender Anwesenheit

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