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Mach mich nicht an

Mach mich nicht an

Titel: Mach mich nicht an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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saß sie Vaughns Mutter an einem Tisch ganz hinten im Cozy Cups gegenüber und war von ihr bereits gebeten worden, sie Estelle zu nennen. Joanne machte keinen Hehl aus ihrer Neugier, konnte das Gespräch aber nicht belauschen, weil sie zu viele Kunden bedienen musste, um immer wieder bei ihnen vorbeizuscharwenzeln.
    Annabelle legte die Hände um ihren Becher Frozen Macchiato und wartete ab, doch Estelle saß stocksteif da, rührte unnötigerweise ihren Kaffee um und starrte angestrengt in die dunkle Brühe.
    Annabelle blieb gar nichts anderes übrig, als selbst das Eis zu brechen und die Konversation einzuleiten. »Schönes Wetter heute, nicht?«, murmelte sie der Höflichkeit halber. Im selben Augenblick sprudelte Estelle hervor: »Geht es Brandon gut? Ich habe heute Morgen in den Nachrichten von dem Brand gehört und den ganzen Vormittag versucht, ihn zu erreichen. Ich mache mir solche Sorgen um ihn und mein Mann ebenfalls.«
    Siehst du, Boris , dachte Annabelle, ich hab doch gesagt, jetzt wird es interessant.
    »Brandon geht es gut«, versicherte sie seiner Mutter. »Er war gar nicht in Greenlawn, als der Brand ausbrach - ich hatte ihn nämlich gestern Abend zu einer Party meiner Firma in New York eingeladen.«
    »Gott sei Dank.« Estelle fiel merklich ein Stein vom Herzen. Sie entspannte sich merklich und wirkte gleich eine Spur weniger verkrampft.
    »Also, wenn es Sie beruhigt: Er war seit gestern Nacht bestimmt noch gar nicht wieder zu Hause, und im Gästehaus sind die Telefonleitungen durch den Brand defekt. Bis spätestens morgen sollen sie wieder funktionieren.« Dass Vaughn seine Eltern dann zurückrufen würde, wagte sie allerdings zu bezweifeln.
    Estelle nickte, sichtlich dankbar für jeden Schnipsel Information.
    »Haben Sie versucht, ihn am Handy zu erreichen?«, wollte Annabelle wissen.
    Estelle schüttelte peinlich berührt den Kopf. »Ich habe die Nummer gar nicht.« Sie vermied es, Annabelle anzusehen.
    Annabelle stocherte mit dem Strohhalm in dem cremigen Drink herum, der vor ihr auf dem Tisch stand. Sie war mehr denn je versucht, ein wenig in der Beziehung zwischen Vaughn und seinen Eltern herumschnüffeln. Doch wie weit sollte sie gehen? Da Estelle sie um das Gespräch gebeten hatte, beschloss sie, ein wenig tiefer zu graben, als vielleicht angebracht war.
    »Ich hoffe, Sie verzeihen mir, wenn ich mir eine persönliche Bemerkung herausnehme, aber ich habe den Eindruck, Brandon liegt Ihnen viel mehr am Herzen als Sie nach außen hin zugeben.«
    »Natürlich liegt er mir am Herzen«, erwiderte Estelle. »Er ist schließlich mein Sohn.«
    »Warum zeigen Sie es ihm dann nicht?« Annabelle konnte nicht anders, als die Behauptung anzufechten, bemühte sich aber, den Affront durch eine persönliche Enthüllung zu mildern. »Wissen Sie, meine Eltern starben, als ich zwölf war.«
    »Wie schrecklich!« Estelle tätschelte ihr ungeschickt den Arm und zog dann die Hand rasch wieder zurück. Die Demonstration mütterlicher Fürsorglichkeit gehörte offenbar nicht zu ihren Stärken. Ob der guten Frau das überhaupt bewusst war?
    »Ich hätte alles getan, um ihren Tod ungeschehen zu machen, als ich klein war«, fuhr sie fort. »Aber mein Onkel Yank und seine Assistentin Lola gaben sich große Mühe, diesen Verlust wettzumachen und kümmerten sich mit viel Liebe und Aufmerksamkeit um meine Schwestern und mich.«
    Estelles Augen leuchteten neugierig auf. »Sie haben Geschwister?«
    »Zwei jüngere Schwestern, ja. Wir stehen uns sehr nahe.«
    »Theodore und ich konnten nach Brandon keine Kinder mehr bekommen.« Ihre Stimme war kaum noch ein Flüstern.
    Annabelle wusste nicht, ob sie Estelle ihr Beileid aussprechen sollte oder ob es vielleicht eine glückliche Fügung war, dass die beiden nicht noch ein zweites Kind in die Welt hatten setzen können, nur um es dann so zu vernachlässigen wie das erste.
    »Ich bin es nicht gewohnt, über diese Dinge zu sprechen, aber ich werde es versuchen, da Sie an unserem Sohn aufrichtig interessiert zu sein scheinen.«
    »Ja, ich mag Brandon wirklich sehr.«
    Estelle holte tief Luft, ehe sie erneut ansetzte. »Ich weiß ja nicht, ob Ihnen das bekannt ist, aber ich stamme aus ärmlichen Verhältnissen, wie man so schön sagt. Mein Vater hat uns verlassen und meine Mutter hat sich als Putzfrau durchgeschlagen. Als ich meinen Mann kennen lernte, war er angehender Universitätsdozent. Ich war geradezu geschockt darüber, dass er sich ausgerechnet in mich verliebte und habe mir in

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