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Mach mich scharf!

Titel: Mach mich scharf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Palmer
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raubtierähnlichen Gesicht, die den Kerl von mir herunterreißt. Der Unbekannte faucht wie ein Puma und zerschneidet mit langen Krallen das Sweatshirt des Gangsters, bis dieser aufschreit und flieht. Die anderen Männer haben das Schauspiel gebannt verfolgt, rennen jedoch um ihr Leben, als die katzenhafte Person auf sie zuspringt.
    Der Fremde hat verdammt gute Reflexe, er scheint unbeherrscht und sehr gefährlich zu sein, doch ich fürchte mich nicht vor ihm. Schwer atmend steht er vor mir und blickt mich seltsam an. Selbst im schwachen Licht einer alten Glühbirne, die über einem Hauseingang schaukelt, erkenne ich seine Pupillen. Sie sind zu schmalen Schlitzen verengt. Noch bevor ich dieses seltsame Ungeheuer näher in Augenschein nehmen kann, wendet es sich ab.
    Mit zitternden Knien raffe ich mich auf und rufe »Warte!«, worauf er tatsächlich verharrt. Als ich näherkomme, erkenne ich die Kleidung – Dantes Rollkragenpullover ... Er ist dieses Mischwesen! Plötzlich wird mir vieles klar: Er ist weder schwul noch schüchtern, sondern ein Geächteter.
    »Du musst ins Krankenhaus!«, flüstere ich.
    Der Pullover ist ihm viel zu klein, die Nähte scheinen jeden Augenblick zu platzen, so sehr sind die Muskeln unter dem Stoff angeschwollen.
    »Ich bin kein normaler Mann, Clara«, schnaubt er. »Sie werden mich ausstellen wie eine Jahrmarktsattraktion.«
    »Aber ...«
    »Geh, bevor sie dich zusammen mit mir sehen!«, faucht er.
    Dante braucht mir nicht zu erklären, dass er ein Gestaltwandler ist. Ich weiß, dass die Regierung diese Geschöpfe jagt, sie einsperrt und für Experimente missbraucht. Zu lange schon verfolge ich das traurige Schicksal dieser Menschen, die durch eine Laune der Evolution zu einer ganz besonderen Spezies mutierten.
    Sein Pulli hat sich dunkel verfärbt und ist feucht. »Ist das dein Blut?« Er atmet heftig, seine Nasenflügel blähen sich. Zum ersten Mal betrachte ich ihn richtig. Herrje, er sieht aus wie ein wild gewordenes Tier! Seine struppigen Haare gleichen plötzlich einer Raubtiermähne, seine Mundwinkel sind nach oben gezogen und entblößen Zähne, die spitzer und länger sind als gewöhnlich. Ich frage mich, ob sie im nicht verwandelten Zustand auch so scharf sind und ob er deshalb nie lacht ...
    Dante steht wie angewurzelt vor mir und starrt auf den Boden. Ich kann sein Gesicht nicht sehen, weil mir seine Haare den Blick versperren. Die Hände hat er hinter seinem Rücken versteckt. Doch ich habe sie längst erblickt, seine Krallen. Wie Rasiermesser haben sie durch die Kleidung meines Peinigers geschnitten. »Geh schon, Clara! Ich bin ein gefährlicher Mann.«
    »Das ...«, ich deute auf die Stelle, wo er das Messer in den Körper gerammt bekommen hat, »waren gefährliche Männer. Du hast mich beschützt!«
    Er sieht mich immer noch nicht an, also gehe ich auf ihn zu. Am liebsten möchte ich ihn küssen, doch als mein Mund sich seinen Lippen nähert, drückt er mich von sich. »Das können wir nicht tun! Ich würde dich nur verletzen.«
    Er presst eine Hand gegen den blutbefleckten Stoff. Seine Krallen sind verschwunden. Ich sehe die hübschen Männerhände, doch es bleibt keine Zeit, sich an ihrem Anblick zu erfreuen. Dante braucht Hilfe.
    Also machen wir uns auf den Weg zu ihm nach Hause, damit ich ihn verarzten kann. Permanent versucht er, mich zu überreden, ihn alleine zu lassen, doch so einfach wird er mich nicht los.
    Langsam verwandelt er sich zurück, Stück für Stück. Sein Oberteil ist wieder weiter geworden, obwohl die Muskeln darunter immer noch sehr beachtlich sind. Auch seine Gesichtszüge sind nicht mehr verzerrt. Das Einzige, was auf seine Identität von eben schließen lässt, sind seine Pupillen. Sie sind weiterhin zu Schlitzen verengt. Ständig schielt er zu mir herüber und scheint dabei mit seinen Instinkten zu kämpfen. Dante wirkt animalisch und gefährlich, doch er ist atemberaubend attraktiv.
    Als wir bei seiner Wohnung ankommen und ich ihn hineinschiebe, muss ich einfach über seinen muskulösen Oberkörper streicheln.
    Knurrend weicht er vor mir in den dunklen Flur zurück. »Geh, Clara, in diesem Zustand bin ich unberechenbar. Ich habe mich kaum unter Kontrolle!«
    Ich tue jedoch so, als hätte ich ihn nicht gehört. Abermals faucht er und nimmt auf seiner Couch Platz, während ich Licht mache und ins Badezimmer gehe, wo ich das Verbandsmaterial suche. Dante besitzt eine geschmackvoll eingerichtete Wohnung. Alles wirkt hell und freundlich und wenig

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