Mach mir die Wüstenwühlmaus: Heißer Sex erhält die Liebe (German Edition)
Bindungssex darum geht, die Distanz zwischen dem » Ich« zweier Individuen zu überbrücken, daraus das » Wir« einer festen Beziehung zu machen und den echten Menschen hinter der Fantasie zu entdecken (was Angst verursachen kann), gibt Gewohnheitssex Geborgenheit und Sicherheit.
Einerseits ist es gut, sich entspannen zu können und sich weniger Sorgen darüber machen zu müssen, was unser Partner denkt. Nach einer Weile bestand Sheena zum Beispiel nicht mehr darauf, dass Christopher das Nachttischlicht ausschaltete, wenn sie sich liebten: » Ich weiß, dass er mich liebt und mich so akzeptiert, wie ich bin, also mache ich mir nicht mehr so viele Gedanken darüber, wie ich aussehe.« Christopher konnte ebenfalls zugeben, dass er Vorbehalte wegen seines Körpers gehabt hatte: » Ich ließ nicht mehr mein T-Shirt an – um meine Rettungsringe zu verstecken –, wenn wir zum Strand gingen, und versuchte auch nicht mehr, die ganze Zeit den Bauch einzuziehen, wenn wir uns liebten.« Das Verhandeln und Diskutieren darüber, welche Dinge in Ihr Liebesleben gehören und welche nicht, ist einem gegenseitigen Verständnis der Dinge gewichen, die Sie beide genießen, und Sie kennen beide den Körper des anderen besser. Allerdings kann dieses Gefühl von Geborgenheit und sich seines Partners sicher sein zu können leicht dazu führen, dass man einander für selbstverständlich nimmt. Anstatt sich Zeit für die eigenen erotischen Bedürfnisse zu nehmen, passiert es leicht, dass man sie hintanstellt und Dinge wie Küche sauber machen, E-Mails checken oder Nachtprogramm gucken an erster Stelle stehen.
In dieser Phase geht es beim Sex darum, dass wir uns als Menschen komplett fühlen. Stellen Sie sich ein Spektrum vor, an dessen einem Ende die » Kontrolle« ist und am anderen die » Hingabe«. In unserem heutigen Leben ist es besonders wichtig, dass wir unser Schicksal selbst in die Hand nehmen, und mit den technischen Errungenschaften können wir unsere Umwelt immer stärker » kontrollieren«. Mittlerweile haben wir die » Hingabe« zu einer Nebensächlichkeit herabgestuft, einem Luxus, etwas, das man nur genießen kann, nachdem die ersten Aufgaben wie Geld verdienen, Rente beziehen und den Haushalt machen erledigt sind. Doch Kontrolle und Hingabe sind gleichermaßen wichtig, und Sex ist einer von wenigen Rückzugsorten, wo diese zwei unterschiedlichen Bedürfnisse miteinander in Einklang gebracht werden können.
Komischerweise lässt sich die mögliche Koexistenz von Kontrolle und Hingabe am besten am Beispiel der Geschichte des Schiffsbaus zeigen. Holzschiffe mussten regelmäßig aus dem Wasser geholt und ausgebessert werden, damit sie nicht leckschlugen. Als die Technik besser wurde, war es möglich, Schiffe zu bauen, die sich nicht in dem Maße dehnten und zusammenzogen wie die Holzschiffe. Theoretisch hätte eine stärkere Kontrolle über das, was im Wasser und unter unterschiedlichen Wetterbedingungen mit den Schiffen passierte, ein riesiger Fortschritt sein müssen. Aber die neuen Schiffe waren ein Desaster. Sie waren zu starr und brachen unter großem Druck auseinander. Also kehrten die Schiffbauer zurück zu Schiffen, die nicht ganz passgenau waren, solchen, die sich dehnen konnten. In der Tat war es so, dass die besten Schiffe sich ihrer Umgebung hingaben und zuließen, dass sie von den Umständen bewegt wurden. Da wir heute so großen Wert auf Kontrolle legen und uns weigern, uns hinzugeben, ist es kein Wunder, dass so viele von uns Nervenzusammenbrüche erleiden oder von einer Depression in die Knie gezwungen werden und wir unsere Besessenheit, alles kontrollieren zu wollen, aufgeben müssen.
Die Generation unserer Großeltern hatte den Vorteil, gläubig zu sein, und der Glaube bietet viele Möglichkeiten, sich hinzugeben – entweder dadurch, dass man die Kontrolle an eine höhere Macht abgibt, oder durch den gemeinschaftlichen Gottesdienst (bei dem jedes Mitglied der Gemeinde kein Individuum mehr ist, sondern Teil von etwas Größerem). Da die Hingabe ein grundlegendes menschliches Bedürfnis ist, überrascht es nicht, dass unsere Gesellschaft einen enormen Anstieg des Missbrauchs von Alkohol und Drogen verzeichnet (Substanzen, mit denen wir uns zeitweilig gehen lassen können).
Doch es gibt auch zwei andere Arten der Hingabe, die diese Lücke auf weniger schädliche Art füllen können. Die erste ist die Kunst – im weitesten Sinne des Wortes. Wir können in einem Chor singen, bei einer Band mitmachen oder
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