Mach sie fertig
sah runter auf das Fax. Der Brief lag mit der Rückseite nach oben im Ausgabefach. Das Versandprotokoll war noch nicht ausgespuckt.
»Ich weiß. Die Sache ist, verdammt nochmal, total krank. Du hast unsere volle Unterstützung, musst du wissen. Letzten Freitag, als wir einen trinken waren, haben wir auf dich angestoßen. Ljunggren, Flodén und ich. Du hättest dabei sein sollen. Nächsten Freitag musst du mitkommen. Dagegen kann Adamsson ja nun wirklich nichts haben.«
Der Beleg kam langsam aus dem Faxgerät herausgekrochen. Thomas schüttelte den Kopf. »Ist mir auch egal, was Adamsson davon hält. Das Ganze ist jedenfalls zum Kotzen. Aber du, Åsa wartet unten im Wagen. Ich wollte nur kurz dieses Fax hier losschicken. Grüß die anderen. Hasta la vista, Hannu.«
Lindberg grinste. Thomas nahm den Brief und das Versandprotokoll an sich. Hannu Lindberg schaute ihn an. War da ein Anflug von Misstrauen in seinem Blick? Thomas versuchte auszumachen, ob er nach dem Brief linste.
Er nahm die Treppen nach unten. Sein Herz klopfte im Takt mit seinen Schritten.
Jetzt war es überstanden.
Verdammt herrliches Gefühl.
Zurück im Hier und Jetzt in der Wärme. Da saß er, allein in einem Liegestuhl auf der Sonnenterrasse des Gloria Palace. Fünfundzwanzig Grad warmes Poolwasser und eine Gruppe gutaussehender zwanzigjähriger Däninnen vor sich. Dennoch fühlte er sich fehl am Platz.
Trotzdem: Alle Polizisten mit Courage hatten bisweilen schwere Zeiten zu überstehen. Thomas hatte vor gut zwölf Jahren die Polizeihochschule mit dem Ziel beendet, draußen auf der Straße zu arbeiten, sich nützlich zu machen. Er fing unmittelbar bei der Ordnungsbehörde Söderort an. Vier Jahre später wurde er zum Polizeiinspektor befördert. Ein Erfolg. Ein Zeichen dafür, dass er den richtigen Beruf ergriffen hatte. Sein Vater war stolz auf ihn. Dann kamen drei ruhigere Jahre. Er lernte Åsa kennen, wurde in dieselbe Abteilung wie Jörgen Ljunggren und die anderen versetzt. Nach einer Weile bekam er etwas Stress, erhielt zweimal einen Verweis wegen Machtmissbrauchs. Während einer Demonstration in Salem, für die er eingeteilt worden war, und wegen eines Frauenschlägers, der etwas zu aufmüpfig gewesen war. Er kam mit Verwarnungen davon. Dann hatte Åsa die Fehlgeburt. Die Welt sank etwas tiefer in die Scheiße, von der er schon seit langem wusste, dass sie bereits knöcheltief drinstand. Er versuchte sich zu beruhigen, indem er am Wagen herumschraubte. Es funktionierte nicht. Er schlug zehnmal stärker auf die Leute ein, mehrmals im Monat. Verprügelte Fixer. Machte Einwanderertypen fertig. Zog klauenden schwedischen Säufern eins über. Aber der Corpsgeist war gut. Es ging um die Ehre, es gab einen gemeinsamen Kodex. Die Kollegen sagten nichts dazu, dass Thomas härtere Saiten aufzog. Man machte einen Mann aus den eigenen Reihen nicht fertig, nur weil er seinen Job ausführte.
Okay, er war möglicherweise ein gefallener Bulle. Ein ziemlich rassistischer, aggressiver, degenerierter Polizist. Ein tief gesunkener Mensch. Aber manchmal vermisste er die gute alte Polizeiarbeit. Bei der es einzig und allein darum ging, nach der Wahrheit zu suchen. Bei all dem Mist, den er verbockt hatte, bei all seiner Gier nach schnellem Geld, er war immer noch ein Polizist. Der von der Gesellschaft die Aufgabe erhalten hatte, Verbrechen zu verhindern. Parallel dazu gingen ihm andere Gedanken durch den Kopf. Wie sollte er auf Radovan Kranjics Angebot reagieren? Er hatte sich noch nicht entschieden – vielleicht würde der Beschluss des internen Ermittlungsverfahrens seine Entscheidung erleichtern.
Zu Hause in Schweden würden die Listen aller Telefonanbieter liegen und auf ihn warten. Sie hatten es versprochen.
Zu Hause in Schweden würde er in ein paar Tagen erfahren, ob er bleiben konnte oder nicht.
Zu Hause in Schweden musste er sich entscheiden: Wie würde er mit den Jugos verfahren?
Zu Hause in Schweden konnte die Wirklichkeit sein, wie sie wollte. Er fühlte sich bereit.
Oder auch nicht.
28
Die Fuck-Bewährungshilfe bei Hornstull beschissener denn je. Mahmuds Laune abgefuckter than ever. Er war eine Stunde zu früh gekommen. Die Rezeptionistin behauptete, dass Erika Fuckwaldsson noch keine Zeit für ihn habe. »Sie sitzt leider in einer anderen Besprechung.« Yeah right – natürlich eine andere Besprechung. Erniedrigungstaktik nannte man das. Immer ließ sie Mahmud warten. Er würde diese Hexe bei einer »anderen Besprechung«,
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