Mach sie fertig
Unabhängig, welcher Anbieter. Mit anderen Worten: Wenn das Handy jemand anderem gehört hatte oder auch derselben Person, die aus irgendeinem Grund den SIM -Kartenvertrag öfter wechselte, konnte man auch andere Nummern herausfinden, die von dem Gerät aus angewählt worden waren.
Die Frage war nur, wie. Thomas war kein Kriminalinspektor, aber er wusste, dass es bestimmt nicht annähernd so kompliziert sein würde wie Raketenforschung. Kripobeamte befassten sich jeden Tag damit. Aber er hatte nicht vor, Hägerström anzurufen. Wollte auch niemand anderen in Skäris anrufen, um zu fragen. Was für ein Mist auch, dass er so was nicht beherrschte. Thomas: allein gegen die Verschwörung.
Theoretisch musste es möglich sein, die Informationen von den großen Telefonanbietern zu bekommen. Eine Suche nach allen Gesprächsteilnehmern in Auftrag zu geben, die mittels eines Handys mit der IMEI 351349109200565 von einem ihrer Anschlüsse aus angerufen worden waren. Aber was sollte er machen, wenn sie aus Sicherheitsgründen darum baten, ihn zurückzurufen? Wenn sie ihn aufforderten, seine Anfrage mit der offiziellen Telefonnummer des Polizeireviers zu faxen? Ach, was soll’s: Er war ja nur krankgeschrieben. Er war immer noch Bulle. Es musste möglich sein.
Drei Tage später rief er bei TeliaSonera, Tele 2 Comviq und Telenor sowie verschiedenen kleineren Anbietern an. Thomas: gab sich so respekteinflößend wie möglich. TeliaSonera und Tele 2 Comviq versprachen, sich drum zu kümmern – es würde einige Tage dauern. Sie kauften ihm die Story ab, versprachen, die Antwort an eine Nummer zu faxen, die nicht der offiziellen Nummer des Reviers entsprach – nämlich an Thomas’ private. Keine Kontrolle, wer er war, keine Absicherung, von wo aus er anrief. Nichts.
Telenor hingegen.
Er hatte sich mit Namen vorgestellt, dabei aber gewisse Fakten ausgetauscht. Statt Söderortspolizei sagte er Västerort. Wenn sie in Skäris oder auf einer anderen Wache in seinem Bezirk anriefen, würden alle sofort wissen, dass er beurlaubt worden war. Västerort war sicherer. Er bat darum, mit einer für die Technik zuständigen Person verbunden zu werden. Erläuterte die Situation. Es ging um eine Mordermittlung mit hoher Priorität. Die Polizei musste alle Gesprächsteilnehmer in Erfahrung bringen, die von dem Gerät mit der betreffenden IMEI -Nummer aus angerufen worden waren. Das Mädel am anderen Ende hörte ihm zu, sagte ja und aha – schien ihm also folgen zu können. Bis er sie bat, die Suche möglichst zügig durchzuführen.
»Hören Sie, ich bräuchte noch ein paar zusätzliche Informationen, bevor Sie uns hier eine Menge Mehrarbeit aufbrummen.«
»Okay.« Thomas hoffte, dass es nicht zu kompliziert wurde.
»Kann ich Sie bitte zurückrufen? Sie müssen wissen, wir haben unsere Vorschriften.«
Thomas spürte, wie seine Hände kalt wurden und gleichzeitig zu schwitzen begannen. Was sollte er jetzt nur sagen?
Er vertraute seinem respektvollen Auftreten: »Hören Sie, wir machen es folgendermaßen. Ich faxe Ihnen morgen eine offizielle Anfrage. Dann haben Sie unsere Faxnummer auf Ihrem Fax. So machen wir es.«
Stille. Angespanntes Warten. Thomas konnte nahezu die Sekunden im digitalen Uhrwerk des Handys ticken hören.
»Okay«, sagte das Technikmädel. »Kein Problem. Wir werden uns darum kümmern. Sobald Sie uns das Fax geschickt haben, legen wir los.«
Thomas atmete aus. Jetzt: nur noch ein Problem – das Fax musste aus dem Polizeirevier kommen. Er musste die Sache durchziehen, ohne dass jemand hellhörig wurde.
Am nächsten Tag ging er wie auf rohen Eiern. Erwachte von selbst um sieben Uhr. Frühstückte zusammen mit Åsa. Blätterte gemeinsam mit ihr in Reisekatalogen. Ein gutes Gefühl, verdammt gut. Zugleich: Er dachte darüber nach, wann der beste Zeitpunkt wäre, sich ins Polizeigebäude zu schleichen. Wann waren am wenigsten Leute vor Ort? Wie würde er sich rausreden, wenn Ljunggren oder Hägerström genau dann auftauchten, wenn er am Faxgerät stand, um den Scheiß wegzuschicken? Oder noch schlimmer: Adamsson.
Als Åsa gegangen war, setzte er sich ins Wohnzimmer. Erinnerte sich daran, wie er dort gesessen und Springsteen gehört hatte. Sich entschieden hatte weiterzumachen. Ein Versprechen, das er einlösen würde.
Es fühlte sich gut an. Sein Leben brauchte eine Art Infusion, eine Runderneuerung – von Grund auf. Wie der Cadillac.
Es war Viertel nach fünf: genügend Zeit, um es bis sechs Uhr zu
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