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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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selbst: wie spannend, ich hab eigentlich gedacht, dass es für Jungen in seinem Alter Computerspiele gibt. Der Mann, Mats Strömberg, kam um halb acht nach Hause. Er und Helene aßen gemeinsam zu Abend. Dann sah Mats gemeinsam mit dem Sohn fern. Helene kümmerte sich, wie es schien, um die Wäsche. Ein harmonisches Zuhause. Das musste ein Fake sein. Alles war ruhig. Wie die Stille in der Kaserne vor einem Angriff. Aber nichts geschah.
    Später: Von halb eins bis um drei Uhr nachts entnahm er die Filme aus seinen Kameras vor den beiden Häusern und gegenüber den Wohnungen. Fuhr heim. Speicherte sie auf der Festplatte. Spulte die Filme einen nach dem anderen im Schnelldurchgang auf dem Videogerät ab. In den Häusern war es tagsüber meist dunkel. Gegen Abend wurde Licht angemacht. Die Leute kamen nach Hause. Mütter, Väter, Kinder. Sie gingen mit ihren Hunden Gassi. Fuhren ihre Kinder zum Training. Bereiteten das Essen zu. Ordinary lifes. Bis jetzt jedenfalls. Oder? Vielleicht enthielt die Liste ja keineswegs Namen von Frauen, die misshandelt wurden. Möglicherweise handelte es sich um potentielle Mitarbeiterinnen in der Telefonzentrale von Alla Kvinnors Hus, im Notdienst, zur Unterstützung der Frauen. Vielleicht war die ganze Scheiße umsonst. Niklas’ Investitionen rausgeschmissenes Geld. Vielleicht ein FISHDO  – Fuck It, Shit Happens, Drive On. Sollte er sich doch eher etwas anderes suchen?
    Außerdem: Er musste an seine Finanzen denken. Der Job brachte ihm nicht gerade viele Mäuse ein, maximal zehntausend im Monat. Er hatte Hunderttausende von Kronen für die Ausrüstung, den Wagen und andere Dinge ausgegeben. Musste schließlich noch etwas für Lebenshaltungskosten und noch ausstehende Ausgaben zurückbehalten. Hinzu kam: Der Schwarzmakler konnte die Wohnung jederzeit zurückfordern. Was zum Teufel sollte er dann machen?
    Die Träume kehrten zurück. Er sah Claes vor sich. Blutige Hände. Schläge in den Magen. Tritte ins Gesicht. Bilder aus dem Irak. Collin in Kampfausrüstung. Das Attentat auf die Moschee. Haufenweise zerrissene Koranbücher.
     
    Der August neigte sich dem Ende zu. Er wartete. Geduldig. Demnächst musste es passieren – dass einer der Männer sich outete.
    Es war Donnerstagnachmittag. Zeit, Feierabend zu machen. Noch ein Tag bis zum Wochenende. Wieder mehr Zeit, sich der Operation zu widmen.
    Auf dem Nachhauseweg rief er Mama an.
    »Hej, ich bin’s.«
    Niklas hörte im Hintergrund Wasser rauschen. Sie war also bereits zu Hause und spülte Geschirr, oder so. Gut.
    »Hej, mein Lieber. Ziemlich lange her, dass wir miteinander gesprochen haben. Nimmst du nicht mehr ab, wenn ich anrufe?«
    Er hielt diesen anklagenden Ton nicht aus. »Nein, aber ich arbeite schließlich die ganze Zeit. Da kann ich nicht einfach so ans Handy gehen.«
    »Und wie ist es so bei der Arbeit?«
    »Der Job ist scheiße, Mama. Total scheiße.«
    »So etwas sagt man nicht. Er ist vielleicht langweiliger als all das, was du da unten so gemacht hast, aber er ist ungefährlicher. Sicherer für alle.«
    Niklas auf dem Weg zu seinem Wagen im riesigen Parkhaus von Biovitrum. Seine Schritte hallten.
    »Ach hör doch auf, Mama. Manchmal muss man für den Broterwerb eben gefährliche Dinge tun, und manchmal auch aus anderen Gründen.«
    »Wie meinst du das? Du musst es doch gar nicht, oder? Was für gefährliche Dinge machst du denn jetzt?«
    »Nein, war nicht so gemeint.« Niklas sah den Audi zehn Meter entfernt stehen. Er öffnete ihn per Fernbedienung. »Aber manchmal solltest du vielleicht ein bisschen dankbarer sein.«
    Das Geschirrklappern im Hintergrund hörte abrupt auf. »Was meinst du damit? Wofür soll ich dankbar sein?«
    Niklas öffnete die Autotür. Setzte sich auf den Fahrersitz.
    »Jahrelang hast du auf mich eingeredet, dass ich mit der Kriegerei, wie du es nennst, aufhören soll. Jedes Mal wenn ich hier war, hast du darüber gemeckert. Und jetzt, wo ich extra wegen dir nach Hause gekommen bin, was krieg ich da zu hören? Noch mehr Gemecker. Du kapierst gar nicht, wie viel Gutes ich für dich getan hab, Mama. Es gibt so viel Scheiße in dieser Stadt. Kannst du das verstehen? Dreck, der meine Persönlichkeit besudelt. Der auch deine besudelt hat.«
    Er knallte die Autotür hinter sich zu.
    »Weißt du, was mir Angst macht, Niklas?«
    »Außer Insekten, Tauben und großen Höhen? Nein.«
    »Du machst mir Angst. Du bist nicht mehr so, wie du mal warst. Du warst schon immer ungestüm und voller Energie. Ich

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