Mach sie fertig
ist?«
Mahmud schüttelte den Kopf.
»Dass man einander vertrauen kann. Vertrauen ist das einzig Wichtige. Wir arbeiten nicht mit geschriebenen Verträgen oder ähnlichen Dingen. Lediglich mit Vertrauen. Verstehst du?«
Stefanovic nahm einen großen Bissen.
Das, was der Jugo gesagt hatte, klang in Mahmuds Ohren okay. »Auf mich könnt ihr euch verlassen. Hundertprozentig.«
»Das ist gut.« Stefanovic kaute zu Ende. »Du sollst deinen Lohn schon heute bekommen.«
Mahmud kam nicht ganz mit. Es ging zu schnell. Er musste mit seinem Vorschlag kontern. Und trotzdem die Form wahren. Er nahm seinen Mut zusammen. Bemühte sich mit der Sprache.
»Warte ein bisschen, Stefanovic. Ich dank dir für das, was du gesagt hast. Es ist echt ein gutes Gefühl, dass ich euch helfen konnte. Ehrlich, es wär schwierig für euch geworden, diesen Kerl zu finden. Er hat sich eher in meinen Kreisen bewegt, nicht in euren. Man muss sich im Ghetto auskennen, um so ’n Ding zu wuppen. Und ich nehm auch in Zukunft gern wieder Jobs von euch an. In der Stadt hört man nur Gutes über euch. Ich steh also zu eurer Verfügung. Aber, da ist noch ’ne andere Sache, die ich besprechen möchte. Ich will meinen Lohn für den Job nicht in Cash. Stattdessen wollte ich fragen, ob ihr mir mit ’ner anderen Sache helfen könnt.«
Stefanovic hielt sein Weinglas zum Anstoßen hoch.
»Erzähl.«
»Du kennst doch bestimmt Gürhan Ilnaz, aus Södertälje?«
Stefanovic nickte. In den Kreisen, denen er angehörte, wusste jeder, wer Gürhan war – genau wie alle Mister R kannten.
»Er ist hinter mir her. Es geht um Schulden, die ich allerdings schon abbezahlt hab. Aber sie fordern immer mehr, verstehst du? Sie verhalten sich wie richtige Schweine, drohen meiner Familie und so.«
Er machte eine Pause. »Ich hab an Folgendes gedacht. Ich hab euch ja ’nen großen Dienst erwiesen. Anstatt mich in Bargeld auszuzahlen, könntet ihr ja vielleicht mal mit Gürhan reden. Du verstehst, was ich meine, also dass ihr einfach mal auf eure Weise mit ihm sprecht.«
Mahmud erwartete ein weiteres wortloses Nicken. Stattdessen: Stefanovic lachte schallend los. Bestimmt eine Minute lang. Genehmigte sich einen Schluck Wein. Lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Lächelte immer noch.
»Das kannst du vergessen. Wir sind dankbar für das, was du getan hast, wie gesagt. Aber nicht so dankbar, dass wir uns irgendwelche Dummheiten erlauben würden. Du bekommst den Betrag, den wir verabredet haben. Dreißig Riesen waren es, oder? Vielleicht kannst du den Türken damit glücklich machen, was weiß ich.«
Mahmud erneut: »Aber ich hab euch echt geholfen. Für euch ist es doch keine große Sache, mit ihm zu reden.«
»Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe. Vergiss es. Forget about it. Aber du kannst gerne anfangen, für uns zu verkaufen. Dann kannst du dir vielleicht ein bisschen was zusammensparen.«
Mahmuds Story endete dort. Er war in seiner Schilderung regelrecht aufgegangen, hatte jeden Kommentar zitiert. Beinahe vergessen, dass Babak auf dem Sofa saß und zuhörte.
Jetzt schaute Mahmud zu ihm runter.
»Kapierst du, dass ich am Ende bin?«
Babak fingerte an der Hülle der DVD herum.
»Du bist wirklich absolut hohl in der Birne.«
29
Morgens beim Pisswachdienst. Die Augen rot. Tränend. Mit tiefen Ringen darunter. Noch schlimmer: Die Kopfschmerzen hämmerten von innen gegen das Stirnbein. Offenbarten seinen Schlafmangel. Letzte Nacht wieder: nur vier Stunden. Fraglich, wie lange er das noch durchhalten würde. Aber bis jetzt: Er hielt durch. Es war die dritte Nacht in Folge, in der er von abends um sieben bis nachts um eins vor den Wohnungen der Männer gehockt hatte. Langeweile im Wechsel mit exaltierter Spannung. Seiner Phantasie entsprungene Actionszenen vermischt mit Gerechtigkeitspathos.
Das Projekt hatte einen Namen erhalten. Operation Magnum. Er passte gut: Im Film knallte Travis das Arschloch mit einer . 44 Magnum ab. Eine schlagkräftige Waffe. Das hier würde ein schlagkräftiger Angriff werden.
Niklas saß im Auto vor einer Wohnung in Sundbyberg. Er versuchte mit Hilfe des Fernglases so viel wie möglich zu sehen. Die Frau, Helene Strömberg, kam um fünf Uhr nach Hause. Sie arbeitete als Zahnarzthelferin in einer Praxis am Odenplan. Der Sohn kam um halb sechs. Aß sein Abendessen allein vor dem Fernseher. Im einzigen Raum, den Niklas gut einsehen konnte – dem Wohnzimmer. Der Junge guckte irgendein Naturprogramm. Niklas sarkastisch zu sich
Weitere Kostenlose Bücher