Mach sie fertig
gemeinsamen Sohnes verprügelt. Sie hatte die ganze Zeit geweint. Er die ganze Zeit geschlagen. Der Sohn hatte sich hinter dem Sofa versteckt.
Niklas wollte sich Mats Strömberg nicht in der Stadt vorknöpfen – zu viele Leute. Stattdessen: den Typen bis raus nach Sumpan verfolgen. Und dort auf der Straße, an einem Ort, den er auskundschaftet hatte: der Tragödie ein Ende setzen.
Das Handy auf stumm gestellt. Es lag in der Tasche auf dem Beifahrersitz. Dennoch spürte er, wie es vibrierte, als hätte er es in der Hosentasche stecken. Auf dem Display stand Benjamin. Im Moment kam ihm dieser Anruf absolut ungelegen. Allerdings würde er vielleicht ein weiteres Mal auf Benjamins Hilfe angewiesen sein. Sein Cashproblem würde er nicht mehr lange ignorieren können.
»Hallo, hier ist Benjamin.«
»Ich seh’s.«
»Wo hast du denn die letzten Monate gesteckt? Das hier ist verdammt nochmal das erste Mal, seit ich weiß nicht wie langer Zeit, dass wir telefonieren. Bist du etwa wieder zurück in den Irak gefahren, oder was?«
Niklas konnte das Geschwafel nicht mehr hören. Was wollte er eigentlich?
»Du, ich hab im Moment grad nicht viel Zeit. Worum geht’s denn?«
Benjamin schwieg ein paar Atemzüge zu lange. Offensichtlich überrascht von Niklas’ Überheblichkeit.
»Mit diesem Ton kannst du von mir aus gern wieder abhauen. Wohin auch immer. Du hast mich in den letzten Wochen nämlich bestimmt zehnmal weggeklickt.«
Das stimmte. Niklas hatte nicht geantwortet, nur die ankommenden Anrufe gecheckt und sogar darauf gepfiffen, die Mitteilungen abzuhören. Jetzt war eher Konzentration angesagt anstatt sinnloser Gespräche. Und dennoch: Sein Geld ging langsam zur Neige.
»Ich weiß, sorry. Ich hab total viel zu tun gehabt. Was wolltest du denn?«
»Könnte mir vorstellen, dass du’s gerne hören willst. Wenn du deine Mitteilungen inzwischen nicht schon abgehört hast.«
Niklas dachte: Ich halt’s nicht länger aus.
Benjamin fuhr fort. »Die Polizei hat vor ’n paar Wochen wieder bei mir angerufen. Mich zum Verhör einbestellt, und alles. Bin dagewesen, Mitte Oktober war’s, glaub ich. Rate mal, worum es ging?«
»Keine Ahnung.« Niklas verspürte eine leichte Unruhe.
»Es ging um diese Sache da im Sommer. Erinnerst du dich?«
»Welche Sache?«
»Na, komm schon. Und weißt du, nach wem die gefragt haben?«
Die Unruhe verstärkte sich. Niklas wusste die Antwort bereits. Es konnte sich nur um eines handeln – verdammte Scheiße auch.
»Sie haben nach dir gefragt.«
»Und weswegen?«
»Weißt du noch, als du mich gebeten hast, ihnen zu sagen, dass wir den ganzen Abend über bei mir zu Hause gewesen sind?«
»Ja und, was haben die jetzt gesagt?«
»Du hast mir nie erzählt, worum es dabei ging. In welche Scheiße hast du mich da eigentlich reingezogen? Sie haben mich mindestens zwei Stunden lang verhört. Mich ausgequetscht wie ’ne Zitrone. Ob wir wirklich ’nen Film geguckt hätten. Welchen wir gesehen hätten. Wann du zu mir gekommen seist, wann du wieder gegangen seist, und ob ich mir bei dem Datum sicher sei. Kapierst du?«
»Du hast doch wohl nichts gesagt, oder?«
»Nee, hab ich nicht. Aber ich hatte ja auch keinen blassen Schimmer. Du hast mir nicht gesagt, was Sache war. Mord, verdammt. Niklas, was geht hier eigentlich ab? Das ist doch krank. Mord.«
»Ich weiß auch nicht mehr als du. Ich hab keine Ahnung. Wirklich nicht. Haben sie mich in irgend ’ner Weise verdächtigt, oder was?«
»Woher soll ich das denn wissen? Mord, also echt. Jetzt sag schon, Niklas. Worum geht’s hier eigentlich?«
Niklas wurde es abwechselnd kalt und heiß. Er hatte keine Antwort für Benjamin parat.
Er musste eine Entscheidung treffen: Er konnte dieses Scheißgespräch hier nicht länger führen. Zugleich, Benjamins Alibi – unschätzbar. Er musste ihm jede Menge Honig um den Bart schmieren.
»Na ja, es geht um ’nen Toten, den sie im Haus meiner Mutter gefunden haben. Sie haben mich auch verhört. Mama auch. Irgendso ’n armes Schwein, das im Keller lag, ziemlich übel zugerichtet. War natürlich ’n riesiger Aufruhr.«
»Okay. Aber was hast du mit der Sache zu tun? Und warum haben sie mich noch mal zum Verhör einbestellt und ausgefragt? Und was wolltest du eigentlich mit dieser Waffe da?«
»Ach nichts, das war einfach nur zum Spaß. Und was den Toten im Haus meiner Mutter angeht, hab ich, ehrlich gesagt, keinen blassen Schimmer. Aber wenn sie mich verdächtigen würden, hätten sie mich ja
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