Mach sie fertig
wohl schon längst geholt. Du weißt ja, mit meinem Hintergrund und so kann ich jederzeit ’ne Menge Ärger mit den Bullen kriegen.«
Stille.
Immer noch Stille.
Ein Schweißtropfen auf der Stirn.
Benjamin sagte mit bedächtiger Stimme: »Du, klar, dass wir Kumpel sind und so, aber … die Sache hier wird mir langsam ’n bisschen zu brenzlig. Was krieg ich eigentlich dafür?«
»Was meinst du damit?«
»Ich mein, ich steh die ganze Zeit hinter dir, einfach nur so. Und was hab ich davon? Findest du nicht, ich müsste was dafür bekommen, dass ich ihnen das mit dem DVD -Abend verticker?«
»Was zum Teufel meinst du? Willst du etwa Knete, oder was?«
»Ich weiß nicht. Ja, eigentlich schon. Findest du nicht, dass das gerechtfertigt wäre? Ich steh immerhin hinter dir. Dafür kannst du ruhig mal was springen lassen.«
Das Ganze ging definitiv zu weit. Erst der Schwarzmaklerarsch, dann der Autowechsel und der Mietwagen, und jetzt das hier: ein Kumpel, der ihn im Stich ließ. Ihn erpresste. Was sollte er dazu sagen? Er musste dem Arschloch irgendwas anbieten.
»Das hätt ich nicht von dir gedacht, Benjamin. Aber gut. Du hast dich für mich eingesetzt, und dafür sollst du auch was bekommen. Ich kann fünftausend abdrücken. Aber mehr hab ich nicht.«
Benjamin schnalzte mit der Zunge.
»Gut, dass wir uns verstanden haben. Verdopple die Summe, und dann sind wir quitt.«
Um zwölf Uhr stolperten Mats Strömberg und einer seiner Freunde aus dem Pub raus. Mit geröteten, aufgeschwemmten Gesichtern. Den Opaschal nachlässig umgebunden.
Er sprang zu seinem Kumpel in den Wagen, der, wie sich herausstellte, drei Autos von Niklas’ entfernt geparkt war.
Es wäre keineswegs gut, wenn der Kumpel Strömberg nach Hause fahren würde, aber Niklas hatte es schon zuvor beobachtet – in den meisten Fällen wurde der Mats-Arsch am Hauptbahnhof abgesetzt und musste von dort aus den Vorortzug nach Sumpan nehmen.
Niklas konnte den Wagen bei dem geringen Verkehr ohne Probleme verfolgen.
Wie er angenommen hatte: Am Hauptbahnhof wurde Mats Strömberg abgesetzt. Ging runter zu den Bahnsteigen der Vorortzüge. Niklas hatte das Ganze bereits geplant. Sich die Abfahrtszeiten der Züge für den gesamten Abend und die Nacht eingeprägt. Mats würde den Zug um null Uhr dreiundzwanzig raus nach Bålsta kriegen. Es konnte allerdings Verspätungen geben. Niklas klickte sich auf seinem Handy zu den Verkehrsinformationen durch. Heute Abend würde der Null-Uhr-Dreiundzwanziger fahrplanmäßig verkehren. Er selbst würde im nächtlichen Verkehr neun Minuten raus nach Sundbyberg benötigen. Der Zug würde nur sieben Minuten brauchen, aber er fuhr erst in acht Minuten. Er war also on the safe side.
Auf der Autobahn, ein maßgeblicher Gedanke im Kopf: Der Schuss musste sitzen. Ihn sofort auslöschen. Der Job musste sauber und schnell ausgeführt werden. Die Operation Magnum tolerierte keine Verletzten.
Er parkte den Wagen dreißig Meter vom Ausgang des Bahnhofs entfernt. Kurbelte eine Scheibe herunter. Wartete. Kalte Luft strömte herein. Checkte ein letztes Mal die Verkehrsinfos auf seinem Handy. Der Zug würde in drei Minuten ankommen. Er griff nach der Beretta und legte sie sich auf die Oberschenkel. Draußen auf der Straße ging eine Frau mit einem Labrador vorbei. Ansonsten war es menschenleer. Er kontrollierte noch einmal das Magazin, die Sicherung, den Hahn.
Eine Minute noch, bis der Zug unten in der Station einlaufen würde. Niklas beugte sich runter, kontrollierte erneut, ob seine Schuhe ordentlich geschnürt waren. Spürte ein Ziehen in der Magengegend, wie in den Stunden vor einem Angriff. Ganz winzige Kontraktionen. Als ob seine Eingeweide ein Eigenleben führten. Zugleich: eine Erwartung, eine Spannung in der Luft. Excitement, wie die Jungs da unten gesagt hätten. Excitement angesichts dessen, was richtig Gutes zu tun.
Jetzt hörte er die kreischenden Bremsen des Zuges. Sah auf die Uhr. Niklas war zuvor die Treppen vom Bahnsteig rauf und aus der Station raus probehalber abgegangen. Abhängig davon, aus welchem Abteil des Zuges der Typ ausstieg, würde er zwischen dreißig und fünfzig Sekunden brauchen.
Die Türen öffneten sich automatisch. Zwei Personen stiegen aus. Kein Mats zu sehen. Dann kam eine Familie: Die Mutter zog einen Zwillingskinderwagen hinter sich her, während der Vater ein schlafendes Kind im Arm hielt. Nach ihnen: einige Jugendliche im Teenageralter.
Schließlich: Mats Strömberg.
Die Röte in
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