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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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verschwitzt wie immer. Collin mit aufgemalten dicken schwarzen Strichen unter den Augen. Witzelte darüber, dass sie möglicherweise Prinz Harry irgendwo im Busch treffen würden. Mit seinem britischen Akzent. Seinem Gehabe. Seiner Gestik. Den Schulterriemen des Maschinengewehrs schwer über dem Rücken hängend. Ein Stück weit entfernt stieg schwarzer Rauch auf. Kaugummigeschmack im Mund. Collin hatte immer ein paar Päckchen Stimorol dabei. Genuss in der Hitze. Ein Jeep kam ihnen entgegen. Aber er konnte keinen Fahrer sehen. Um sie herum veränderte sich die Landschaft. Die Steine und Felsen verschwanden, wurden von brennenden Ölfässern abgelöst. Überall Feuer. Die Welt von der Hitze erleuchtet. Der Jeep näherte sich. Collin, Mike und die anderen waren verschwunden. Niklas ging auf den Wagen zu. Auf dem Rücksitz lag ein Mann. Aus einem Ohr rann Blut. Das Gesicht nach unten gewandt. Niklas drehte ihn um. Jetzt erkannte er ihn – es war Mats Strömberg. »Warum?«, fragte er. Die Flammen um ihn herum loderten bis zum Himmel.
    Niklas erwachte. Versuchte, sich zu beruhigen. Sein Puls auf hundertachtzig. Dachte über den Traum nach, den er gerade geträumt hatte.
    Er konnte nicht wieder einschlafen. Heutzutage wurde die Moral am Kneipentresen entworfen. Man erstellte ethische Regeln auf der Grundlage des eigenen Weltbildes. Die bärtigen Krieger da unten entwickelten ihre Ethik ausgehend von ihrem Hass auf die USA . Gaben vor, dass sie ihr Leben nach dem Koran und der Sunna ausrichteten. Die Amerikaner erstellten ihre Regeln ausgehend von der Angst darüber, nicht länger das Sagen in der Welt zu haben. Doch Niklas kannte die wahren Regeln des Spiels. Es gab kein Richtig und Falsch, im Prinzip gab es überhaupt keine Regeln. Die Moral entstand in den Köpfen der Menschen. Aber
eine
Regel existierte dennoch: Wenn du nicht agierst, kannst du auch nichts verändern. Du erreichst dein Ziel nur, wenn du handelst. Moral war ein Konstrukt, das der Mensch erfunden hatte, und das jeglichen Wert entbehrte. Sein Auftrag war es, den Frauen Frieden zu bringen. Daran konnten ihn auch keine Albträume hindern. Ebenso wenig irgendetwas in der realen Welt.
    Er schaute die Wand an. Schmutziggraue Farbe. Die Struktur der Tapete war deutlich zu erkennen.
    Dachte an die beiden Einschusslöcher in Strömbergs Rücken. Überlegte, wen er sich als Nächstes vornehmen sollte. Roger Jonsson oder Patric Ngono? Niklas hatte, nachdem er mit Strömberg abgerechnet hatte, beide in der vergangenen Woche noch intensiver beschattet. Ngono war gemeiner zu seiner Frau. Aber Roger Jonsson war auch nicht ganz ohne. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht. Niklas hatte ihn in den vergangenen Wochen mehrfach beobachtet. Wie er an seinem Arbeitsplatz auscheckte. Das Auto nahm und nach Fruängen fuhr. Außerhalb des Zentrums eine Frau auflas. Sie mit nach Hause nahm. Nach ungefähr einer Stunde kamen sie wieder raus. Roger fuhr sie zurück. Offensichtlich: Er spielte ein doppeltes Spiel. Klassischer Fall von Untreue. Aber wer war die Frau? Natürlich eine Prostituierte. Der Typ trieb es mit Huren. Doppelt schuldig.
    Aber es war etwas anderes, das Niklas’ Entschluss besiegelte. Er hatte so viele öffentliche Unterlagen über die beiden Ärsche angefordert, wie er nur auftreiben konnte. Allerdings war da nicht gerade viel zu holen. Patric Ngono tauchte in irgendeiner alten Akte bei der Einwanderungsbehörde auf, aber der Typ saß sicher. Hatte eine dauerhafte Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung erhalten, wohnte seit mehr als acht Jahren hier. Hatte über einen gewissen Zeitraum Sozialhilfe bekommen, aber inzwischen arbeitete er. Bestimmt schwarz, aber immerhin.
    Betreffend Roger Jonsson konnte er diesbezüglich nichts finden. Aber er fand weitaus Schlimmeres. Ein Urteil. Schwere häusliche Gewalt gegen Frauen im Zeitraum 1998 – 2002 . Und Vergewaltigung in einem besonders schweren Fall. Jonsson hatte drei Jahre gekriegt. Das Urteil war rechtskräftig. Niklas forderte weitere Unterlagen an.
    Die Lektüre machte ihn richtig fertig. Nein, so weit ging es nun doch nicht – nichts konnte einen Elitesoldaten, der die echte Scheiße da unten im Sandkasten gesehen hatte, wirklich fertigmachen. Im Gegenteil: Es machte ihn nur stärker. Verschaffte ihm Gewissheit bezüglich der Operation Magnum. Si vis pacem, para bellum.
    * * *
    Staatsanwaltschaftsabteilung Söderort/Stockholm
     
    Anklage
    Aktenzeichen: C- 98 – 25587
     
    Angeklagter, vollständiger Name:

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