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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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auf den leeren Hof des Kindergartens. Runter von der Straße. Außer Sichtweite. Gerüstet, um mit der Vernehmung zu beginnen.
    Winge hatte sich ein wenig erholt. »Für wen zum Teufel halten Sie sich eigentlich?«
    Thomas war gefeit. »Klappe.«
    »Wissen Sie, wer ich bin?«
    »Ich scheiß drauf, wer du bist.«
    »Ich habe kein Geld bei mir, und den Wagen lokalisieren sie in fünf Minuten, er hat ’n eingebautes GPS . Was wollen Sie?«
    »Klappe, hab ich gesagt. Hier bin ich derjenige, der die Fragen stellt.«
    Winge hielt inne. Kannte er die am häufigsten benutzte Vernehmungsphrase der Polizei? – »Hier bin ich derjenige, der die Fragen stellt.«
    Er fragte: »Sind Sie Polizist?«
    »Hast du nicht gehört, was ich gesagt hab. Ich stell die Fragen.«
    Aus den Augen des Kerls rannen immer noch Tränen.
    »Alf Rutger Winge, hier geht es nicht um dein Geld oder deinen Wagen. Hier geht’s um die Truppe, die Treffen in Gamla stan und um Bolinder. Wir wissen bereits das meiste; ich will also nur Antworten auf ’n paar Fragen haben.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Die Truppe, das ist doch lange her.«
    »Doch, du weißt, wovon ich spreche. Antworte nur auf die Fragen. Warst du Mitglied in Adamssons Gruppe?«
    »Wie ich schon sagte, ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Ich wiederhole, warst du Mitglied in Adamssons Gruppe?«
    Winge ließ ihn nicht aus dem Blick. Sagte jedoch nichts.
    »Ich wiederhole es nur noch einmal, warst du Mitglied in Adamssons Gruppe?«
    Nichts.
    Thomas wusste, dass das, was er jetzt vorhatte, das riskanteste Spiel war, das er je gespielt hatte. Es war eine Sache, Säufer, Fixer und Ausländerschweine zu verprügeln. Aber eine ganz andere, das Ding hier mit einem Ex-Bullen durchzuziehen, der über seine Rechte besser Bescheid wusste als ein verdammter Strafverteidiger. Egal, jetzt ging es um alles oder nichts.
    Er zog sich Handschuhe an. Verpasste Winge geradewegs einen Nasenstüber. Das Nasenbein brach. Blutspritzer besudelten die Innenseite der Windschutzscheibe. Verdammt – Thomas würde gezwungen sein, gründlich zu putzen. Er schlug Winge eins aufs Ohr. Dann gegen die Stirn, die Kieferknochen, noch mal aufs Ohr. Alf Winges Gesicht übel zugerichtet.
    »Warst du Mitglied in Adamssons Gruppe?«
    »Vergessen Sie’s.« Genuschel vermischt mit blutigem Schleim.
    Thomas zog ihm noch eins über die Nase.
    »Warst du an Adamssons Gruppe beteiligt?«
    Stille.
    Winge ließ den Kopf hängen. Speichel, Blut, Rotz, Schleim tropften runter in seinen Schoß.
    Thomas: kam sich vor wie im Einsatz auf der Straße. Aufgedreht. Adrenalin, Geruch nach Blut, Schweiß. Die Kombination war besser als Alkohol und Rohypnol. Alf Winge würde ihm die Sache hier nicht vermiesen. Er musste antworten.
    »Zum letzten Mal, warst du an Adamssons Gruppe beteiligt?«
    Keine Antwort.
    Thomas schlug ihn zum dritten Mal auf die Nase. Sie würde niemals wieder richtig heilen.
    Winge wimmerte. Hob langsam den Kopf. Schaute Thomas geradewegs in die Augen. Thomas versuchte seinen Blick zu lesen. Er war völlig ausdruckslos, leer. Vielleicht war auch nie mehr darin gewesen.
    Er sagte: »Sie wissen nicht, was Sie da tun.«
     
    Nach dem Vorfall mit Alf Winge hatte Thomas sich einige Tage lang bedeckt gehalten. Wartete, was passieren würde.
    Er hatte Winge gehen lassen. Konnte nicht länger so weitermachen. Wenn er ihn noch mehr geschlagen hätte, hätte er das Risiko ernsthafter körperlicher Verletzungen in Kauf nehmen müssen. Teufel auch, aber das wollte er nicht.
    Aber es gab noch andere Fäden, an denen er ziehen konnte. Thomas hatte begonnen, den Inhalt der Plastiktüten durchzusehen, die er aus Rantzells Keller mitgenommen hatte. Das war ungefähr acht Wochen her. Nicht gerade sein Ding, Dokumente und Akten zu lesen, aber er gab sich Mühe. Es erschien ihm schier unüberschaubar: Verträge, Protokolle, KFZ -Papiere, Steuerbescheide, Deklarationen, Verifikationen, Quittungen, Bankbenachrichtigungen, Kontoauszüge, andere Papiere. So viele Informationen, die er nicht verstand. Und so schwierig zu durchblicken, was relevant sein könnte.
    Die Abende für die Jugos und die Tage in der beschissenen Verkehrsabteilung nahmen Zeit in Anspruch. Ihn beschlich ein dauerhaftes Gefühl von Jetlag. In der einen Nacht bis fünf Uhr jobben. Am nächsten Tag nachmittägliches Treffen mit den Verkehrspolizisten, um über Umweltautos zu diskutieren. Er schaffte es nicht, die Dokumente durchzugehen. Dennoch: Nach einigen

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