Mach sie fertig
wandte sich wieder um. Dieses Mal: ihr Lächeln etwas unsicherer.
»Ja?«
»Wohin wollen Sie?«
»Wie bitte?«
»Ich wollte es nur wissen.«
»Ich will mit einer Freundin zum Reitclub. Man muss es ja ausnutzen, wenn man einen Babysitter hat. Aber ich muss mich jetzt beeilen. Sie wartet auf mich.«
»Können wir uns nicht irgendwann mal treffen. Und über alles reden?«
Ninas Lächeln jetzt noch unsicherer. Aber ihre Augen: Er sah, dass sie ihn um Hilfe bat. Ihn in ihrer Nähe haben wollte.
»Wie meinen Sie das jetzt?«
»Darüber reden, wie es Ihnen geht, und so.«
»Ich versteh nicht ganz, was Sie meinen. Wir kennen uns doch gar nicht näher, Sie haben nur ein Auto von mir gekauft. Weiter nichts. Aber es war nett, Sie zu treffen. Man sieht sich.« Ihre Schritte nun schneller. Weg von ihm.
Niklas blieb stehen und schaute ihr hinterher. Ihr Hintern wiegte sich rhythmisch. Und er hatte es genau gesehen, als sie sagte »man sieht sich« – sie wollte ihn wiedersehen. Ihm alles erzählen. Ihn dazu bringen, dass er sie verstand. Sie brauchte ihn. Wie sollte sie auch wissen, dass er bereits verstanden hatte, und das mehr als gut.
Die Runde heute lief besonders gut. Die Gedanken klar. Ninas Gesicht in Perfektion. Die Aktion heute Abend war so bis ins Detail geplant, dass selbst Collin neidisch geworden wäre. Alles bereit für die zweite Offensive der Operation Magnum. Einziges Irritationsmoment: der verdammte Benjamin. Aber Niklas wusste, wie er die Sache in den Griff kriegen würde.
Nach den Liegestützen und Sit-ups trainierte er mit dem Messer. Hauptsächlich um zu entspannen. Er musste abschalten. Er duschte. Aß zu Mittag. Ging die Filme aus den Überwachungskameras durch. Kannte die Gewohnheiten der von ihm auserwählten Männer inzwischen besser als sie selbst.
Um zwei Uhr erledigte er das Telefonat, das er schon seit einigen Tagen führen wollte. Mit Mahmud, Jamilas Bruder. Er hoffte, dass er Erfolg haben würde.
Niklas verließ die Wohnung und ging zum Wagen runter. Fuhr nach Alby. Mahmud würde zu Hause sein.
Wieder zurück. Eine Stunde nach dem Treffen mit Mahmud. Niklas war zufrieden. Das Gespräch gut gelaufen. Mahmud war kein Krieger seines Kalibers, aber der Araber war okay. Und das Beste: Er war Niklas noch was schuldig. Das, was Mahmud ihm versprochen hatte zu tun, würde seine Probleme lösen. Gewiss, es strapazierte seine Finanzen noch ein wenig mehr, aber die Sache war unausweichlich. Er konnte kein allzu großes Risiko eingehen.
Er packte seine Tasche mit den gewöhnlichen Sachen. Ferngläser, Türabhörausrüstung, Filme und Merkzettel für die Überwachungskameras, Laptop, die Messer, Handschuhe. Außerdem: die Beretta und der Schalldämpfer.
Nahm zwei Nitrazepam-Tabletten. Setzte sich aufs Sofa. Stellte den Fernseher und die DVD an. Die Taxifahrer in einer Diskussion während ihrer nächtlichen Kaffeepause. Travis mit bloßem Oberkörper. Probierte seine Magnum aus. Später: Die Kinderhure, Jodie Foster, begegnete Travis.
Niklas musste daran denken, wem er vor ein paar Tagen begegnet war. Er hatte Roger Jonsson einen Abend lang beschattet. Beobachtet, wie er ins Zentrum von Fruängen fuhr. Das Auto außerhalb des Busbahnhofs parkte. Niklas sah, wie der Typ an der U-Bahn-Station vorbeiging. Er selbst stieg aus dem Wagen. Hielt sich zwanzig Meter hinter ihm. Roger: mit vornübergebeugtem Gang, als wollte er jeden Moment nach etwas greifen.
Niklas hatte die Alternativen abgewogen. Es war noch nicht an der Zeit für eine Offensive, aber wenn sich die Lage zuspitzen sollte, hätte er keine Probleme damit, das durchzuziehen, was sowieso binnen kurzem mit Roger Jonsson geschehen würde. Es war später Abend, kaum Menschen auf der Straße, außer einer Gang zugedröhnter Jugendlicher, die hinter den gläsernen Eingangstüren der U-Bahn-Station rumhingen. Wahrscheinlich, um sich ein bisschen aufzuwärmen, während sie darauf warteten, dass etwas passieren würde.
Der Rogerarsch ging weiter. Betrat schließlich Fruängens Pizzeria. Niklas blieb stehen. Wollte auf keinen Fall Verdacht erregen. Die Räume der Pizzeria: halbdunkel. Irgendwas war faul.
Er hatte eine Idee. Lief zurück zum Wagen. Wühlte in seiner Tasche. Zerrte die Ausrüstung hervor. Lief zurück. Näherte sich behutsam der Pizzeria. Schlich an der einen Außenwand entlang. In dem Moment, als er das Fenster des Lokals erreichte, beugte er sich runter. Tat so, als wollte er sich die Schuhe binden. Stattdessen
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