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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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befestigte er eine Wanze an der Außenseite des Fensters, genau über der Fuge zur Betonwand.
    Er hatte keine Ahnung, ob es funktionieren würde. Die Wanze, die er dort angebracht hatte, war eigentlich für eine Nutzung im selben Raum mit dem zu überwachenden Objekt vorgesehen. Die Frage war, wie viel er de facto würde mithören können. Aber vielleicht hatte er ja Glück.
     
    Zehn Minuten später: Zwei weitere Männer betraten die Pizzeria. Niklas in angemessenem Abstand saß auf einer Bank. Eine Flasche in der Hand. Tat so, als säße er dort und trank.
    Den Knopf im Ohr. Die restliche Ausrüstung passte in seine Jackentasche. Es war kalt. Er fror bereits jetzt.
    Bisher hatte er noch keine Gespräche aus dem Lokal aufschnappen können, aber jetzt begannen sie sich zu unterhalten. Zuerst zwei Männer, die eine andere Sprache sprachen. Klang wie Serbisch. Dann redeten sie auf Schwedisch weiter. Jetzt noch mehr Männer. Es raschelte, ungefähr so, als würde er sie durch ein Kissen hindurch hören. Einige Worte waren gar nicht zu verstehen, zum Teil sogar ganze Sätze. Aber er begriff den Zusammenhang: sie warteten. Voller Verlangen. Sehnsucht. Bald würden sie auftauchen. Die Frauen.
    Einige Minuten vergingen. Der Gesprächsstoff schien ihnen langsam auszugehen. Die Männer in der Pizzeria saßen schließlich da und schwiegen. Von Zeit zu Zeit wechselten die Serbisch sprechenden Typen ein paar Worte miteinander.
    Einen kurzen Augenblick überlegte Niklas, ob er das Lokal stürmen sollte, das Leiden der Ärsche da drinnen verkürzen sollte. Aber alleine gegen fünf könnte schwierig werden.
    Er ließ es bleiben.
    Dann hörte er eine andere raschelnde Stimme. Erst auf Serbisch. Danach auf Schwedisch mit starkem Akzent. Er schnappte genügend Worte auf, um zu kapieren.
    Die raschelnde Stimme sagte: »Ich hab sechs hübsche Dinger hier. Sehr hübsche.«
    »Ist eine von ihnen so, wie ich sie haben möchte?«
    »Natürlich. Ich halte immer Wort.«
    Dann folgte ein kurzer Wortwechsel, den er nicht genau verstehen konnte. Aber er hörte, wie er endete: »Sie sind eure ganz persönlichen weißen Sklavinnen.«
    Der Mann mit dem Akzent fuhr fort. »Wir haben sie hier hinten. Wie immer. Meine Herren. Wählen Sie aus und suchen Sie sich das Beste raus.«
    Die Stimmen verschwanden.
    Niklas blieb noch ein paar Minuten sitzen. Alle möglichen Gedanken schossen ihm durchs Hirn. Vielleicht standen die Chancen besser, die Schweine jetzt gleich abzuschlachten, wo ihre Aufmerksamkeit offensichtlich stark abgelenkt war? Vielleicht reichte es aus, wenn er zwei oder drei von ihnen niedermachte und dann verschwand? Nein, jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. Er brauchte Vorlauf zum Planen.
    Sie mussten die Frauen entweder durch eine Hintertür reingebracht haben, oder sie waren bereits da gewesen, lange bevor Roger kam. Er sah sich um. Kein Mensch unterwegs. Der Schein der Straßenlaternen erleuchtete kleine Inseln auf dem Asphalt. Er näherte sich wieder der Pizzeria. Drinnen alles leer. Löste die Wanze von der Scheibe. Ging ums Gebäude herum. Es grenzte direkt an ein Shoppingcenter. Im Obergeschoss schienen Büros untergebracht zu sein. Im Erdgeschoss befanden sich Restaurants, Friseure, ein Schuhgeschäft, eine Bank. Er musste es in der anderen Richtung versuchen. Das Gebäude endete nach sechzig Metern. Auf der Rückseite sah er Stahltüren, Rampen für die Warenannahme, Garagentore. Jetzt musste er nur noch ausrechnen, welche Tür zur Pizzeria gehörte.
    Er wartete. Ein Mann und eine Frau kamen aus einer der Türen heraus, auf die Niklas getippt hatte. Es war nicht Roger. Viel dunklerer Teint, vielleicht ein Inder oder Pakistani. Er trug eine braune Lederjacke und weite, ausgebeulte Jeans. Sah nahezu aus wie ein Penner. Heruntergekommen, ungepflegtes Haar, Dreitagebart. Die Frau war noch jung, viel zu dünn angezogen; sie umklammerte mit beiden Armen ihre Schultern, sobald sie herauskamen.
    Er legte einen Arm um ihren Rücken. Niklas dachte: als ob sie ein echtes Paar wären. Lüge.
    Sie gingen auf einige geparkte Autos zu. Niklas entschied sich: Es lohnte sich nicht, auf Roger zu warten. Er würde sich statt seiner auf diesen Typen hier konzentrieren. Jetzt.
    Er rannte zum Auto zurück. Keuchte, so dass ihm die Lungen wehtaten. Er durfte sie nicht verpassen. Seine Hosen spannten über den Knien, und die Schuhe waren im Vergleich zu seiner Joggingausrüstung viel langsamer. Er schiss drauf. Rannte schneller. Sprang in den Ford.

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