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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Akzenten aus wie ein verdammter Sprachenexperte. Die Krönung seines Wissens: Er hörte sogar den Unterschied zwischen verschiedenen kurdischen Dialekten raus. Sorani und Kurmandschi, you name it. Der Typ in der Leitung: weichere S-Laute als andere Latinos. Chilenischer Akzent, glasklar.
    Mahmud antwortete: »Okay. Javier ist ’n Kumpel von mir. Und was willst du?« Eigentlich wollte er sich nicht ausgerechnet jetzt mit einem popeligen Minikunden unterhalten, der gerade Lust auf Koks hatte. Da wollte er lieber heute Abend mit Robert und den Jungs abchillen.
    »Ich will mich mit dir treffen. Mein Name ist Jorge. Ich weiß nicht, ob du schon von mir gehört hast. Ich hab in Österåker gemeinsam mit dem Typen deiner Schwester gesessen. Sind sie immer noch zusammen?«
    »Nein.«
    »Gut. Kann ich ehrlich zu dir sein?«
    »Ja.«
    »Der Typ deiner Schwester war ’n richtiges Arschloch.«
    Mahmud konnte einen Lacher nicht unterdrücken. Was war das denn für ein cooler Heini?
    »Wie auch immer. Javier hat mir von deinem kleinen Wahn erzählt. Und das interessiert mich.«
    »Was für’n Wahn? Wovon redest du?« Der Name, Jorge, kam Mahmud irgendwie bekannt vor. Er konnte sich daran erinnern, dass die Leute vor ein paar Jahren viel über den Typen geredet hatten. Ziemlich viel.
    »Du hast es allen erzählt. Ich glaub, die halbe Stadt weiß, wie deine Feelings in Bezug auf Herrn R aussehen.«
    »Was willst du?«
    »Ich will dich persönlich treffen. Die ganze Sache mit dir besprechen. Ich glaub nämlich, dass wir ’nen gemeinsamen Feind haben. Und du weißt ja, wie wir in meinen Kreisen sagen: Der Feind meines Feindes ist mein Freund.«
    Mahmud kam plötzlich drauf, wer Jorge war. Vor einigen Jahren: ohne Ende Gerüchte über einen Emporkömmling, der die Koksbranche in Stockholm absolut revolutioniert hatte. Den Jugos geholfen hatte, den Konsum von Kokain in den Vororten populär zu machen. Den Shit unter den Svenssons, den Typen der Mittelschicht, den Einwandererkids zu verteilen. Der eine Nase K zur normalsten Sache der Welt gemacht hatte, so wie man sich in einer Kneipe ein Bier reinzog. Doch dann war irgendwas schiefgelaufen. Das Gerücht ging folgendermaßen: Die Jugos hatten die Typen, die ihnen geholfen hatten, ihr Imperium aufzubauen, massenweise hingerichtet. Deren Hintermänner hatten daraufhin versucht, Radovan um Summen zu prellen; bei dem Ganzen hatte es sich um Fights innerhalb der Jugomafia gehandelt. Jorge, der Name sagte ihm was. Ja klar, Mahmud hatte Javier von ihm sprechen hören – er war der eigene kleine Dealerexperte der Jugos gewesen. Er fragte sich, was der Latino von ihm wollte.
    Jorge redete weiter. »Du sagst zwar nicht gerade viel, aber ich glaub, dass du neugierig drauf bist, mich zu treffen. Weißt du, wer ich bin? Sagen dir die Kühlhallen von Västberga was? Abdulkarim? Mrado Slovovic? Kannst du mit den Namen was anfangen?«
    Mahmud erinnerte sich. Er kannte sie. Und er musste vor sich selbst zugeben: Er wollte diesen Latino tatsächlich gerne treffen.
    Jorge schlug einen Ort vor. Einen Tag. Einen Zeitpunkt. Sie legten auf.
    Nach dem Gespräch ein klarer Gedanke in seinem Kopf: Das hier konnte ein Neuanfang werden.

47
    Niklas erwachte innerhalb einer Mikrosekunde. Ein raschelndes Geräusch weckte ihn. War da etwa jemand im Zimmer? Er griff nach dem Messer, das auf dem Fußboden neben seinem Bett lag. Horchte erneut.
    Alles ruhig.
    Stille.
    Dunkelheit.
    Hielt das Messer in Kampfhaltung vor sich. Kroch aus dem Bett. Ging in die Hocke. Er konnte schwach die Konturen des Zimmers erkennen. Ein wenig Licht fiel durch die Küche herein. Dort gab es keine Jalousien.
    Wieder Rascheln. Aber er konnte keine besondere Bewegung im Zimmer ausmachen. Er tastete sich an der Wand entlang. Die Muskeln bis in die kleinste Faser angespannt. Jeder Schritt ein Training im Stealthfight.
    Die Wohnung bestand nur aus einem Zimmer mit Küche. Sie war also schnell abgesucht. Schien leer zu sein. Jedenfalls im Hinblick auf Menschen. Aber das Risiko, dass sie, die anderen, irgendwie reinkamen, bestand dennoch. Wie sie es letztlich immer irgendwie schafften.
    Er ging in die Küche. Dort war es deutlich heller. Der Schein der Straßenlaternen fiel durchs Fenster. Die Küche war nicht mehr als fünf Quadratmeter groß. Er sah sofort, dass sich kein Mensch darin befand. Aber was war mit den anderen? Er war gezwungen, sorgfältiger nachzusehen: in seiner leeren Speisekammer, unter der Spüle, in den Schränken, in denen

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